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Rundreise

Abenteuer Norwegen – einmal bis zum Nordkapp und wieder zurück

Nun ist es soweit… Vor zwölf Jahren wollten wir diese Reise ursprünglich antreten, doch immer kam uns etwas dazwischen…. Aber wie heißt es doch so schön… was lange währt wird endlich gut! Und so war es auch 🙂

Da wir keine so genaue Vorstellung hatten, was uns in Norwegen erwartet und absolut überwältigt waren von der Schönheit und Vielseitigkeit dieses Landes möchte ich dies zum Anlass nehmen, unsere Erlebnisse hier mit euch zu teilen!

Begleitet werden wir auf dieser einmaligen Reise von unserem 17jährigen Jack Russel Shaggy, der zum Glück ein leidenschaftlicher Autofahrer und ein begnadeter Camper ist!
Wir ziehen den Hut vor ihm, er hat diese lange und auch anstrengende Reise wirklich bravourös gemeistert, was für ein Geschenk, dass wir diese Erlebnisse noch mit ihm teilen konnten!

Für mich ist Norwegen eindeutig ein Land, in dem Naturgewalten erleb- und spürbar sind. Grüne Fjorde, karge Berge, blaues Wasser, karge Tundra, die mondähnliche Felslandschaft auf Magerøya, die karibikähnlichen Strände auf den Lofoten und den Vesterålen mit ihren malerischen Häusern… Kein Tag war wie der andere… An einem Tag standen wir bei 8 Grad an karibikähnlichen Stränden, am nächsten Tag bei knapp 30 Grad in Schnee und Eis… Wir haben Gletscher bestaunt, uns zwischen diesen riesigen Berg- und Eismassen wie kleine Ameisen gefühlt, haben uns beim Wandern in den Bergen verausgabt, sind im Dovrefjell auf den Spuren der Moschusochsen unterwegs gewesen, haben in Andenes auf einer Walsafari Orcas beobachten können… So viele Erlebnisse in 4 Wochen, die ich hier gerne mit euch teilen möchte, um sie auch selber noch einmal durchleben und richtig begreifen zu können.

Insgesamt sind wir ca. 8.000 km unterwegs gewesen, es war also kein Entspannungsurlaub 😉 Wir haben es bis auf den nördlichsten Campingplatz der Welt geschafft und sind zu Fuß bis an den nördlichsten Punkt Europas gewandert, dafür haben wir das Nordkapp als touristisches Ziel glatt außen vor gelassen und es nicht bereut 😉

Bevor ich euch nun in Wort und Bild mit auf die Reise nehme liegt mir noch eine Sache am Herzen, die es zu Norwegen anzumerken gilt. Vielen Campern fällt beim Stichwort Norwegen sofort das Jedermannsrecht ein und die meisten Menschen denken, dass man daher überall wild campen dürfe. Dies ist jedoch ein Missverständnis, das bei den Einheimischen für reichlich Unmut sorgt. Das Jedermannsrecht gilt lediglich für Nicht-Motorisierte, sprich Wanderer und Radfahrer. Diese dürfen daher ihr Zelt auch wild aufschlagen. Für alle anderen gilt wie auch hier bei uns, dass das wilde Campen verboten ist, worauf auch vielfach hingewiesen wird und was denke ich auch respektiert werden sollte.

Daher haben wir die Nächte auf Campingplätzen verbracht. Die Campingplätze in Norwegen sind einfach, aber in der Regel sauber und mit ca. 35€ für 1 Wohnwagen und 2 Personen auch relativ günstig. Auf den meisten Campingplätzen gibt es ebenfalls einfache Hütten zu mieten, so dass eine Reise durch Norwegen auch gut mit dem PKW möglich ist. Anders als bei uns verfügt auch beinahe jeder Campingplatz über eine große Gemeinschaftsküche und einen Aufenthaltsraum, was bei dem zum Teil recht unbeständigen Wetter für die zahlreichen Zelter ein großer Pluspunkt ist.

11.06.2022 – Es geht los…

Nun ist es soweit, nach 12 Jahren Wartezeit sind wir auf unsere Hochzeitsreise gestartet! Und ich schreibe zum 1. Mal in meinem Leben ein Reisetagebuch 🙂
Wir sind zunächst unterwegs in Dänemark, voller Vorfreude sitze ich am Steuer unseres Wohnwagengespanns. In Hirtshals dann ein kleiner Schreck… Unsere Fähre ist nirgendwo angeschlagen. Zum Glück alles okay. Langes Warten am Check In, dafür einen Platz in erster Reihe und das große Los, die Fähre als Erstes verlassen zu dürfen. Daher sind wir am Ziel in Kristiansand auch schnell durch den Zoll, denn wir brauchen für Shaggys Einreise dort noch einmal das grüne Licht. Hinter uns kamen dann die anderen 400 Fahrzeuge… Glück gehabt!

Vollgas voraus!

Die Fjord FSTR ist eine als Katamaran gebaute Schnellfähre und hat uns ziemlich beeindruckt. Zum Einen ist sie so groß, dass wir mit unserem langen Gefährt ganz bequem im Laderaum wenden konnten, obwohl sämtliche Reisebusse schon vor uns eingeparkt hatten. Zum Anderen war sie wirklich beeindruckend schnell. 145 km Seeweg haben wir in 2 h 15 Minuten zurückgelegt. Zum Vergleich: nach Amrum sind es ca. 24 km in derselben Fahrzeit.

Obwohl die See an sich sehr ruhig war hat das Schiff wahnsinnig geschaukelt. Den selig vor sich hin schnorchelnden Shaggy mussten wir das eine oder andere Mal vor torkelnden und schwankenden Menschen beschützen. Zum Glück ist alles gut gegangen und von uns auch keiner seekrank geworden!

Nichts für nervöse Mägen 😉

Die erste Nacht verbringen wir auf einem urig-rustikalen Campingplatz in Sandnes. Wir genießen den Blick auf den Fjord, die Berge und den Luxus einer heißen Dusche am Ende eines langen Reisetages!

12.06.2022

Der erste Fahrtag in Norwegen beschert uns die ersten malerischen Ausblicke, auch das recht trübe Wetter mit Temperaturen um die 11 Grad kann unsere Faszination und Freude nicht trüben.

Unsere zweite Nacht verbringen wir vor einem geschlossenen Campingplatz in Fitjar. Wenn man von der Fabrik neben uns absieht ist die Aussicht ganz schön 😉

13.06.2022

Am nächsten Morgen geht es gestärkt weiter. Zunächst nach Bergen, wo wir uns einen Transponder für die Maut und die Fährregistrierung abholen. Bei der Menge an Fährverbindungen und Mautstrecken, die wir nutzen werden eine schöne Möglichkeit zu sparen 😉
Die Stadt macht einen einladenden Eindruck, leider ist mit unserem Gefährt das Parken schwierig, so dass wir ohne ein Foto weiter fahren.
Die Landschaft ist selbst bei 9 Grad und Regen soooo schön, dass man es kaum beschreiben kann!

Heute steige ich aus meiner Komfortzone und übernehme das Steuer unseres Gespanns, damit mein lieber Ehemann die Eindrücke auch einmal auf sich wirken lassen kann. Es macht Spaß und ich bin richtig stolz! Das Fahren hier ist so eine Sache und erfordert doch Einiges an Konzentration…. Engpässe, Serpentinen, lange Tunnel und entgegenkommende LKWs, es läuft wie am Schnürchen.

Obwohl wir noch gar nicht so weit gekommen sind kommen jetzt schon die ersten schneebedeckten Gipfel in Sicht, die Landschaft wird rauher und rauher. Ein wenig erinnert es an Österreich. Die Kühe werden zum Melken über die Straßen getrieben. Auf einer Wegstrecke laufen sie sogar frei im Bereich der Fahrbahn.

Abends erreichen wir unseren Campigplatz in Byrkjelo. Er liegt umgeben von schneebedeckten Gipfeln. Wir freuen uns nun erst einmal auf eine heiße Dusche und dann darauf, hier morgen einen Tag zu verweilen und die Gegend zu erkunden.

14.06.2022 Gletscherwanderung zum Briksdalsbreen

Heute bleiben wir in Byrkjelo, wir haben unseren Aufenthalt um eine Nacht verlängert. Diese Ruhephase tut auch gut. Morgens regnet es noch, aber schon die erste Runde mit Shaggy klappt im Trockenen. Nach einem gemütlichen Frühstück starten wir mit Shaggy eine kleine Tour durch den Ort. Danach muss er eine Weile auf uns warten, hier ist es von Vorteil, dass es nicht so heiß ist.

Wir brechen also ohne Shaggy auf in Richtung Briksdalsbreen, um eine Wanderung zum Gletscher zu unternehmen. Nach 1 Stunde Fahrt mit malerischen Ausblicken kommen wir an.

Der mächtige Plateaugletscher Jostedalsbreen ist der größte Gletscher auf dem europäischen Festland. Er hat eine Ausdehnung von 474 qkm (Jahr 2006), ist ca. 40km lang, ca. 15 km breit und hat stellenweise eine bis zu 500m dicke Eisdecke. An einigen Stellen kann man zu Fuß die verschiedenen Gletscherzungen erreichen. Unsere Gletscherzunge, die wir zu Gesicht bekommen ist relativ klein, aber immerhin. Vielleicht schaffen wir es auf dem Rückweg ja noch, etwas mehr mit den Gletschern auf Tuchfühlung zu gehen.

Die Wanderung bis an die Gletscherzunge heran dauert ca. 1 Stunde. Die Wege sind größtenteils gut begehbar, nur an einigen Stellen müssen wir ein wenig klettern. Für diejenigen, die nicht so gut zu Fuß sind gibt es auch die Möglichkeit, mit einem Elektrowagen hinaufzufahren. Dementsprechend voll ist es natürlich auch, zumindest für norwegische Verhältnisse 😉

Alles in allem hat sich der Ausflug gelohnt, dennoch sind wir froh, wieder etwas Abstand zu den vielen Touristen gewinnen zu können. Als wir den Gletscher verlassen ziehen dicke Wolken rein und es wird sehr diesig. Glück gehabt, für uns war die Sicht perfekt 🙂

Bevor wir an den Parkplatz kommen geht es noch einmal vorbei an den gewaltigen Wasserfällen, die mit 10.000 Litern pro Sekunde herunterdonnern – was für ein Schauspiel!
Auf der Rückfahrt beginnt es dann zu regnen – wieder Glück gehabt 🙂

Unser Plan, auf dem Campingplatz ein Bad im 25 Grad warmen Pool zu nehmen geht leider nicht auf. Er ist geschlossen, es ist zu kalt. Dafür gönnen wir uns einen Salat an der Salatbar, fahren die Markise aus und werfen den Grill an – auch schön 🙂 Zwischendurch klart es auf und die Sonne lässt sich kurz blicken. Zum 1. Mal seit wir angekommen sind. Das macht Hoffnung auf mehr! Bei freundlichem Himmel und Vogelgezwitscher lassen wir den Abend mit unseren Büchern gemütlich ausklingen. Morgen geht es weiter!

15.06.2022 Trollstigen und Geiranger Fjord

Heute haben wir keine sehr lange Strecke, dafür aber umso mehr Höhenmeter geschafft. Vorbei ging es zunächst noch einmal an den malerischen Ausblicken von gestern, dieses Mal allerdings bei strahlendem Sonnenschein.

Wir sind mutig und wählen den Weg über den Trollstigen. Mit dem Wohnwagen sind wir fast die Einzigen 🙂

Es ist ein wirklich unvergessliches Erlebnis, zunächst schrauben sich die Serpentinen immer weiter hoch – und oben angekommen erwartet uns eine riesige Schneelandschaft. Am Straßenrand sieht man die Kante, die für die Autos freigefräst wurde, sie ist deutlich höher als das Auto selbst!
Unter Schnee und Eis kann man hellblau die Fjorde glitzern sehen. So etwas haben wir wirklich noch nie zuvor gesehen – irre….
Von jetzt auf gleich sind wir in einer komplett anderen Welt! Es ist kaum zu glauben, aber all die Fotos sind innerhalb eines halben Tages entstanden 🙂

An Geiranger fahren wir schnell vorbei, da es doch sehr voll und touristisch ist. Es geht dann wieder bergauf… Im Fjord liegt ein Kreuzfahrtschiff – kein seltener Anblick hier. Von oben hat man einen gigantischen Blick über den Fjord. Schnell noch ein paar Fotos geschossen und weiter, auch hier ist es sehr voll.

Diese Fahrt war wirklich ein einmaliges und eindrucksvolles Erlebnis, auch wenn ich froh bin, dass sie vorbei ist. Es war teilweise doch bös eng und unsere Bremsen haben ordentlich gestunken, aber gut gehalten! Doch gut, dass wir vorher noch beim TÜV waren!

Die zweite Tagesetappe fahren wir dann ganz entspannt bis nach Malmefjorden auf den Campingplatz Bjølstad, der klein und idyllisch direkt am Fjord liegt. Leider sind wir in Bezug auf das Wetter etwas zu optimistisch und verzichten darauf, bei der netten Dame an der Rezeption wunderschöne selbst gestrickte Wollsocken zu kaufen, was wir in den nächsten Tagen noch das eine oder andere Mal bereuen werden.


Nach einer Dusche, die unfreiwillig mehr oder weniger kalt geblieben ist machen wir es uns im Wohnwagen gemütlich. Tatsächlich ist es hier schon taghell über Nacht. Sonnenuntergang ist um 23:36 Uhr, Sonnenaufgang um 03:27 Uhr. Wir sind schon gespannt auf die Mitternachtssonne, die wir hoffentlich bald erleben werden!

16.06.2022

Am nächsten Morgen verlassen wir unseren Campingplatz in Malmefjorden und fahren weiter gen Norden. Unser 1. Stopp ist Trondheim, denn wir haben festgestellt, dass unsere Gasflaschen an Bord nicht ganz so voll sind wie wir dachten. Aufgrund des doch eher kühlen und durchwachsenen Wetters ist es uns doch lieber, etwas mehr Vorrat dabei zu haben. Da die Gasflaschen in Norwegen ein anderes System haben, kann man sie vor Ort nicht tauschen. Es gibt aber einige Stationen, die die vorhandenen Flaschen mit einem Adapter auffüllen, das klappt zum Glück reibungslos!

Nun wollen wir noch ein paar Kilometer Richtung Norden schaffen und geben Gas. Die Landschaft hier wirkt sehr lieblich, im Gegensatz zu den schroffen Felsen, die wir gestern zu Gesicht bekommen haben. Viele Seen, Inseln, alles ein wenig steinig, riesige Nadelwälder.

Wir genießen die Fahrt, die Straßen sind gut ausgebaut, so dass wir zügig vorankommen. Nach ca. 600km erreichen wir Harran mit seinem Campingplatz, der direkt am Fluss Namsen liegt. Dieser Fluss hat uns schon eine längere Zeit begleitet, er ist sehr bekannt in der Gegend, weil er einen großen Bestand an Lachsen und Forellen aufweist. Da die Fahrten in Norwegen irgendwie immer sehr viel länger dauern als geplant erreichen wir unser Quartier recht spät, werden aber mit einem schönen Stellplatz und strahlender Abendsonne belohnt. Schnell die kurzen Hosen raus und ran an den Grill! Dazu ein schönes Glas kühlen Weißwein und die Anstrengungen des Tages sind vergessen…

17.06.2022

Nord-Norwegen und Polarkreis

So langsam bekommen wir Routine in unseren Abläufen und Streckenplanungen und es beginnt, so richtig Spaß zu machen! Gut ausgeruht starten wir heute weiter Richtung Norden. Schon nach kurzer Zeit passieren wir den Eintritt nach Nord-Norwegen! Der Fluss Namsen begleitet uns noch 2-3 Stunden weiter und bietet herrliche Ausblicke, an denen man leider nicht fotografieren kann.

Nun sind wir ganz im Norden und gehören damit zu den „echten“ Norwegen-Urlaubern 😉

Für unsere Mittagspause finden wir heute eine schöne Bank am Wasser. Das erste Mal, dass wir mittags draußen essen können! Am frühen Nachmittag überqueren wir dann den Polarkreis. Hier ist es karg und schneebedeckt. Eine typische Landschaft einer Tundra.

Nach den obligatorischen Fotos geht es dann weiter. Schon nach 30 Minuten Fahrt bekommen wir wieder ein sattes Grün zu sehen. Diese raschen Wechsel von Landschaften und Temperaturen sind echt beeindruckend! Eine ganze Zeitlang fahren wir an einem Fluss entlang, der uns durch sein himmelblaues Wasser ins Auge sticht. Kurz bevor sich Straße und Fluss trennen finden wir tatsächlich eine Parkbucht, so dass wir direkt ans Wasser herankönnen, um Fotos zu machen!

Nach all diesen wunderschönen Erlebnissen, bei denen alles so wunderbar zueinander passt ist es im nachhinein auch klar, dass eine Panne, die wir unterwegs hatten auch ein gutes Ende nahm… Nachdem ich das Beifahrerfenster heruntergelassen habe streikte der elektrische Fensterheben und das Fenster blieb weit offen. Nach einigem Herumprobieren entscheiden wir uns doch dazu, den Pannendienst zu rufen. Während wir auf die Verbindung warten probiere ich es noch einmal und siehe da – das Fenster geht zu! Nun bleibt es auch erst einmal geschlossen… Die nächste Werkstatt wäre 300 km entfernt gewesen, was in Norwegen schon beinahe einer Tagesstrecke entspricht 😉

Nach den Erlebnissen dieses Tages kommen wir gut gelaunt und erfüllt von den schönen Eindrücken auf dem Campingplatz Strømhaug in Straumen an. Die Sonne scheint und wir sitzen alle 3 vor unserem Camper und genießen es!

Heute wird der erste Tag sein, an dem die Sonne für uns nicht untergeht! Vom Polarkreis bis zum Nordkapp sind es (ohne Umweg über die Vesterålen und die Lofoten) ca. 1049 km. Im gesamten Bereich nördlich des Polarkreises geht die Sonne fast zwei Monate (ca. Mai-Juli) nicht unter. Ich kann euch schon einmal verraten, dass dies ein einmaliges und aber auch für den Körper sehr verwirrendes Erlebnis ist. Fast zwei Wochen lang haben wir es nachts taghell gehabt und konnten 24 Stunden in die Sonnenstrahlen blicken, sofern sie nicht vom Wolkenhimmel verdeckt wurde. Es war wirklich verrückt, Müdigkeit kannten wir nicht, so kamen wir abends um 23 Uhr noch auf die Idee, einen längeren Spaziergang zu machen und am Nordkapp in die Berge zu kraxeln, es war ja schließlich taghell. Zum Schlafen musste man sich nahezu zwingen, denn Lust hatte darauf weder der Körper noch die Seele, aber ein bisschen Schlaf muss ja dennoch sein. Oft haben wir darüber nachgedacht, wie es hier wohl den Einheimischen geht. Für sie ist die Mitternachtssonne ja auch eine Belohnung für den kalten, langen und dunklen Winter, denn hier geht die Sonne über denselben Zeitraum gar nicht auf. Dafür gibt es in dieser Zeit die Nordlichter zu bestaunen. Wer weiß, vielleicht fahren wir im Winter noch einmal her, ich werde dann berichten 😉

18.06.2022

Die Vesterålen

Als wir am nächsten Morgen aufwachen bekommt unsere gute Laune einen kleinen Dämpfer. Es regnet in Strömen und regnet sich dabei richtig ein. Also fahren wir in strömendem Regen weiter zu den Vesterålen, vorbei an vielen schönen Ausblicken, die wir jedoch aufgrund des nassen, dunklen und dunstigen Wetters nicht fotografieren können. Das ist sehr schade und wir kommen etwas enttäuscht auf den Vesterålen an. Der erste Campingplatz ist sehr schön gelegen, bietet jedoch keinerlei Service. Kein Ansprechpartner vor Ort, Sanitärräume viel zu klein und eher den Charakter einer Bahnhofstoilette und kein freier Steckerplatz für Strom. Dazu kalter Wind, der einem bei 9 Grad um die Ohren pfeift… Das gefällt mir nicht, wir fahren weiter…Der nächste Campingplatz ist jedoch nur halb so schön gelegen und zudem ausgebucht. Nach einigem Hin und Her beschließen wir, doch wieder zurück nach Andenes auf den ersten Platz zu fahren. Und wir werden belohnt! Finden doch noch einen freien Platz in toller Lage, eine freie Strombuchse und bei genauerem Hinschauen auch all die Fotomotive, die unterwegs an uns vorbeigerauscht sind. Bei all dem nehmen wir die Nachteile der „Bahnhofs-Klo“- ähnlichen Waschräume auch auf uns, für zwei Nächte müssen wir dann eben das meiste im Wohnwagen erledigen…

Wir stehen direkt am türkisblauen Wasser, hören das Meer rauschen und erfreuen uns an den schönen Felsformationen. Der Wind hat nachgelassen und die Temperaturen sind zwar nicht im Entferntesten karibisch, aber für uns als Norddeutsche immerhin annehmbar. Nach dem Essen machen wir noch einen ausgiebigen Spaziergang, es bleibt ja hell! Es tut gut, sich jetzt auch einmal wieder die Beine zu vertreten. Gemütlich laufen wir die 4km zum Hafen in Andenes, von wo aus wir morgen auf eine Wal-Safari starten werden. Zurück laufen wir am Wasser und treffen auf unbeschreiblich malerische Buchten mit türkisblauem Wasser und weißen Sandstränden, die vollkommen unberührt sind.

Mit einem Blick auf dieses Panorama schlafen wir ein…

19.06.2022

Wal-Safari in Andenes

Heute bin ich schon sehr aufgeregt, denn heute geht es los zur Wal-Safari. Ich bin soooo gespannt, ob wir wirklich Wale sehen werden und auch, ob wir genügend warme Kleidung am Bord haben. Der Veranstalter hat es wie eine arktische Expedition angekündigt und darauf hingewiesen, dass man sich entsprechend kleiden soll. Da wir ja in den Sommerurlaub gefahren sind und diese Tour eine spontane Idee war bleibt zu hoffen, dass die Klamotten, die wir zusammenkratzen konnten reichen werden. Normalerweise können die Teilnehmer sich vor Ort warme und wasserdichte Overalls leihen, dies ist zur Zeit wegen Corona nicht möglich. Unsere Zwiebelschalen müssen also reichen!

Morgens ging es erst einmal eine ausführliche Runde mit Shaggy los, denn zur Wal-Safari konnte er nicht mitkommen und musste entsprechend lange im Camper auf uns warten. Zeitansage war – es dauert solange wie es dauert… Also wichtig, dass wir Shaggy gut versorgt zurücklassen. Der Vormittag war noch ziemlich dunstig…

Nachdem wir Shaggy müde, satt und zufrieden wissen machen wir uns auf zur Wal-Safari. Sehr wichtig war uns hier, dass es eine Organisation ist, die sich eher an den Tieren als an den Touristen orientiert Zum Glück haben wir diese in Andenes gefunden. Ein Team von Meeresbiologen forscht hier und leistet wichtige Aufklärungsarbeit. Auf der Safari wurde immer wieder gesagt, dass sie die Tiere respektieren und nicht zu nah heranfahren, um diese nicht zu stören. Eine für mich sehr beruhigende Einstellung.

Und in diesem Sinne begann die Tour auch mit einer Museumsführung, bei der uns eine junge Meeresbiologiestudentin die Wale schon einmal sehr anschaulich nahegebracht hat. Das Ganze wurde tatsächlich in 3 Sprachen (norwegisch, englisch und deutsch) angeboten. Ein schöner Einstieg in die Expedition! Nach dem Museum ging es dann aufs Schiff (übrigens ein altes Walfang-Schiff im Original) und dann mit ordentlich Seegang hinaus aufs Meer! Leider haben wir unterwegs auch Teilnehmer einer anderen Wal-Safari getroffen, die mit Speedbooten mitten in die Tiere hineingefahren sind, während unser Schiff die Tiere still auf sich zukommen lassen hat. Es lohnt sich also, die Herangehensweise der Anbieter zu hinterfragen, denn letztendlich sollte das Wohl der Tiere doch immer an erster Stelle stehen!

Auf dem Weg nach draußen haben wir Papageientaucher und Eissturmvögel vorbeifliegen sehen. Auch für Papageientaucher ist diese Gegend sehr berühmt. Auf einem Felsen in der Nähe unseres Nachbarortes nisten zu diesem Zeitpunkt an die 10.000 Paare. Sowohl die Eissturmvögel als auch die Papageientaucher leben ausschließlich auf dem offenen Meer, lediglich zum Brüten kommen sie kurzfristig an Land. Die Eissturmvögel haben uns nahezu die gesamte Fahrt begleitet, und das war eine ganze Weile… Zum Glück hat es nicht geregnet, es hätte keine Möglichkeit gegeben, diese Zeit drinnen zu verbringen. Das Ausharren in der Kälte hat sich aber gelohnt!

Nach ca, 2 Stunden Fahrt tauchte eine Gruppe Orcas auf, was um diese Jahreszeit eher etwas Besonderes ist. Es war ein tolles Erlebnis, eine Gruppe von 15-20 Tieren, die uns beinahe eine Stunde begleitet haben und dabei immer wieder sehr nahe ans Schiff kamen. Sogar ein Jungtier haben wir sehen können! Eines der Tiere war ein stattliches Männchen mit einer sehr mächtigen Rückenflosse. Es war wirklich ein einmaliges Erlebnis, diese schönen und gewaltigen Tiere mitten im Atlantik zu treffen und begleiten zu dürfen! Ich hoffe, dieses kleine Video berührt euch ebenso, wie es uns berührt hat… Es wirkt fast so, als hätten die Wale auch ein bisschen Spaß an uns, oder? 😉

Whale Watching in Andenes

Kleine Anmerkung bezüglich des Seeganges… Auf unsere Nachfrage hin wurde uns gesagt, dass wir einen Tag mit sehr ruhiger See erwischt haben 😉 Zum Glück sind wir seefest, was nicht alle von sich behaupten konnten… So konnte die auf der Rückfahrt angebotene warme Gemüsesuppe nicht jeden locken und denjenigen, die sich eine Portion geholt haben ist es aufgrund des Seeganges auch nur halbwegs gelungen, sie gefüllt an den Platz zu bugsieren…


Nach insgesamt 5 Stunden auf See sind wir vollkommen durchgefroren, aber sehr glücklich und erfüllt wieder in Andenes angekommen. Auf der Einfahrt in den Hafen haben wir sogar noch einen Seeadler erspähen können! Insgesamt ein rundum gelungener Tag!

Zum Glück hat Shaggy die lange Zeit ohne uns entspannt verschlafen und somit gut überstanden! Nachdem mir überhaupt nicht mehr warm wurde hat Semjon sich bei 8 Grad Außentemperatur in das karibisch aussehende Wasser gestürzt. Fazit: Ich war am nächsten Tag krank, er nicht 😉 Aber für dieses einmalige Erlebnis nehme ich dies mehr als gerne in Kauf!

20.06.2022

Die Lofoten

Heute verlassen wir Andenes und fahren weiter auf die Lofoten. Der Tag gestern steckt uns Beiden noch ziemlich in den Knochen und wir sind müde. Leider habe ich mich auch erkältet und friere immer noch, so dass ich die Sitzheizung schön auf die höchste Stufe drehe. Zunächst können uns die Lofoten auch nicht so sehr begeistern, denn die Vesterålen hatten es uns ja schon sehr angetan. Doch es dauert nicht lange, da zeigen sich die Lofoten auch in voller Pracht mit all ihren schillernden Wasserfarben, schroffen Bergwänden und felsigen Inseln. Schlagartig ist die Müdigkeit verflogen!

Ein weiteres Highlight waren drei Elche, die auf einmal neben uns direkt am Straßenrand auftauchten! Leider konnten wir nicht halten… Elche sind sehr scheu und auf unserer Reise haben wir mit einigen Urlaubern gesprochen, die schon sehr lange nach Norwegen fahren und noch nie einen Elch gesehen haben. Was werden wir in diesem Urlaub doch reich beschenkt!

Schon am Nachmittag beziehen wir unseren Campingplatz in Flagstad. Es ist ein sehr moderner und für norwegische Verhältnisse recht luxuriöser Platz mit einem tollen Sandstrand und mächtigen Felsen im Hintergrund.

Auffallend sind die zahlreichen Surfer, es weht aber auch ein mächtiger Wind, wie wir später noch erfahren werden…
Nach einem Kaffee machen wir einen Spaziergang nach Ramberg. Die frische Luft und die Bewegung tun einfach nur gut! Dazu der Geruch des Meeres und die wahnsinnig schönen Ausblicke, hier können wir uns sicherlich zwei Tage wohlfühlen!

Gegen Abend eine kleine Einschränkung… der Wind frischt extrem auf… der Wohnwagen poltert und wackelt, so haben wir es noch nie erlebt… Die Markise knallt gegen den Wohnwagen, so dass uns Angst und Bange wird… Aber ändern können wir jetzt auch nichts mehr… Hoffentlich können wir bei dem Getöse schlafen und hoffentlich bleibt alles heil…

21.06.2022

Zum Glück hatten wir eine ruhige Nacht und der Sturm hat keine Schäden hinterlassen. Als wir aufwachen regnet es jedoch sehr, so dass wir einen gemütlichen Vormittag im Camper verbringen. Zu meiner großen Freude hat Semmi das Video vom Whale Watching geschnitten, es ist eine perfekte Erinnerung an dieses tolle Erlebnis mit den Orcas! Der ruhige Vormittag tut uns auch gut, mir steckt die Kälte ganz schön in den Gliedern und wir sind beide auch etwas ko.

Am frühen Nachmittag fahren wir los in Richtung Å, also zur Südspitze der Lofoten. Hier sehen wir dann auch die obligatorischen großen Gestänge, an denen der Stockfisch getrocknet wird und können beim Fotografieren eine Nase voll kosten 😉

Faszinierend finden wir, dass die trocknenden Fische ganz offen hängen, so dass auch durchaus der ein oder andere Vogel draufsitzt und daran pickt. Probiert haben wir ihn leider nicht, dafür waren wir etwas geizig. Eine Packung mit 200g Stockfisch sollte an die 30,00 € kosten. Da unsere Nase uns schon verraten hat, dass unser Gaumen ihn sicherlich nicht sonderlich lieben wird haben wir davon dann doch Abstand genommen. Die Lofoten gelten als die Hauptproduktiosregion des Stockfisches, doch wird er wohl in ganz Norwegen begeistert konsumiert. Tatsächlich legen die Norweger den Fisch auch gerne wieder in Wasser ein, dann kann man ihn am nächsten Tag wie frischen Fisch zubereiten und aus den 200g Trockenfisch werden auch locker mal 1,3 kg. Das ist natürlich schon sehr praktisch, wir versuchen es dann vielleicht beim nächsten Mal 😉

Im südlichen Teil der Lofoten bekommen wir dann auch die berühmten Lofotendörfer zu Gesicht, die wir schon ein bisschen vermisst haben. Sie sind tatsächlich nur im südlichen Bereich zu finden, das sollte man als Reisender wissen. Wir fanden diese Dörfer umwerfend entzückend, daran hat auch das graue Wetter keinen Abbruch getan… Wobei… Vielleicht war es auch gerade dieses graue Wetter, das den Charme der Dörfer noch einmal unterstrichen hat!

In Å, also am südlichsten Zipfel angekommen parken wir das Auto und drehen eine kleine Runde mit Shaggy. Dabei entdecken wir, dass es einen kleinen Pfad auf den Berg hinauf gibt. Dieser ist mit Shaggys Buggy jedoch nicht passierbar, so dass wir erst die gemeinsame Runde mit Shaggy beenden und danach noch einmal fix ohne ihn heraufkraxeln. Der Ausblick lohnt sich, die Natur ist wirklich gigantisch!

Auf dem Rückweg halten wir bei dem einzigen Fischhändler, den wir auf unserer Reise bisher gefunden haben und kaufen ein schönes Stück Lachs. Während es abends auf dem Grill liegt bewacht Semmi es sehr genau. Gestern haben die Möwen bei den Nachbarn den Lachs vom Grill geholt. Das saß vor allem Semmi noch ziemlich in den Knochen 😉

Nach dem Essen kommt sogar noch ein wenig die Sonne heraus, ein so schöner Anblick! Heute Nacht erleben wir hier wieder die Mitternachtssonne, das ist wirklich einmalig. Die Nacht ist taghell, auch wenn es im Gegenlicht des Fotos wie Abenddämmerung wirkt. Zum Vergleich der Berg hinter uns, der mitten in der Nacht von der Sonne angestrahlt wird.

Schweren Herzens heißt es nun Abschied nehmen von den Lofoten… Andererseits freuen wir uns aber auch wieder sehr auf das, was uns erwarten wird!

22.06.2022

Lyngenalpen

Am nächsten Morgen machen wir uns dann wieder auf den Weg und fahren weiter Richtung Nordkapp. Ca. 1.000 km liegen jetzt noch vor uns und wir wollen heute ein gutes Stück schaffen. Leider kämpfe ich schon wieder mit einer leichten Erkältung und hänge ein wenig in den Seilen. Vielleicht gar nicht so schlecht, einen Tag im Auto zu verbringen. Die Fahrt dauert recht lang, belohnt uns aber immer wieder mit traumhaften Ausblicken. Recht spät am Abend kommen wir in Skibotn an und beziehen unseren Platz am Lyngenfjord mit Blick auf die Lyngenalpen.

Nach dem Abendessen machen wir noch einen Spaziergang nach Skibotn, der uns allen Dreien sehr gut tut. Hier merken wir jetzt auch, dass wir uns dem Nordkapp in großen Schritten nähern, beinahe vor jedem Haus entdecken wir ein Schneemobil. Oft fragen wir uns, wie es wohl sein muss, in dieser Region im Winter zu leben. Wer weiß, vielleicht kommen wir ja noch einmal wieder, die Polarlichter sind sicherlich auch eine Reise wert!

In Skibotn kommen wir am Heimatmuseum vorbei, vor dem mich eine Skulptur eines Mushers mit seinen Schlittenhunden anspricht. Sie ist Leonhard Seppala gewidmet, der 1877 in Skibotn geboren wurde und 1910 in Alaska die Zucht des Siberian Huskys begründete. Seppala war mit seinem Leithund Togo Teil der Hundeschlittenstafette, die 1925 während einer Diphterieepidemie in Nome Antitoxin in den Nordwesten Alaskas gebracht hat. Obwohl Seppala dabei den gefährlichsten Abschnitt und die mit Abstand längste Strecke zurücklegte wurden vorwiegend Gunnar Kaasen und sein Leithund Balto zu Helden gemacht, was Seppala als unerträglich bezeichnete.

23.06.2022

Magerøya – auf dem nördlichsten Campingplatz der Welt

Am nächsten Morgen sehen wir zu, dass wir zeitig loskommen, es liege noch knapp 500 km bis zum Nordkapp vor uns. Wirklich verfahren kann man sich hier kaum noch…

Eine ganze Zeit begleiten uns die Lyngenalpen, bis wir schließlich in die norwegische Tundra kommen. Schon eine längere Zeit fallen uns die Verkehrs- bzw. Ortsschilder auf, auf denen neben dem norwegischen Namen auch der finnische und höchstwahrscheinlich auch der samische Name angegeben wird. Mit Beginn der Tundren fahren wir an einigen Sami-Shops vorbei, in denen Souvenirs wie Rentierfelle oder Geweihe verkauft werden.

Es dauert nicht lange, bis am Straßenrand die erste Rentierherde auftaucht. Wow! Wir sind ganz traurig, dass sie sehr scheu waren und zügig die Flucht ergriffen haben, bevor wir sie aufs Foto bekommen konnten. Noch ahnen wir nicht, dass uns die Rentiere noch lange und nah begleiten und uns sogar auf unserem nächsten Campingplatz besuchen kommen werden.

Je weiter wir nach Norden kommen desto unwirklicher wird die Landschaft. Wir haben das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Oder auf dem Mond, das trifft es vielleicht am ehesten 😉 Seit wir die Insel Magerøya erreicht haben fahren wir durch eine völlig karge und menschenleere Kraterlandschaft – Faszinierend!

Um 20.15 Uhr erreichen wir dann nach 10 Stunden Fahrt unseren anvisierten Campingplatz, der kurz vor dem Nordkapp liegt. Wir haben wieder einmal richtig Glück! Obwohl wir nicht reserviert haben können sie noch ein freies Plätzchen für uns organisieren. Als wir einparken wollen steht direkt neben uns eine Gruppe von Rentieren, die sich absolut nicht stören lassen.

Wahnsinn, wir haben es wirklich auf den nördlichsten Campingplatz der Welt geschafft! Und dieser hat sogar noch ein Restaurant, was in Norwegen eher selten der Fall ist. Zur Feier des Tages gönnen wir uns eine Pizza und ein Gläschen Wein – was für ein Fest!

Nach dem Essen spazieren wir mit Shaggy noch ein wenig durch Skarsvåg mit seinem kleinen Hafen. Das Städtchen liegt umgeben von kleinen Bergen, die einen schönen Ausblick auf diese Mondlandschaft hier bieten. Kurzerhand bringen wir Shaggy gegen 23 Uhr zurück in den Wohnwagen und kraxeln noch einmal hinauf! Es bleibt ja schließlich hell… Vor dem Schlafengehen gibt es noch eine Dusche, bei der die Duschzeit nicht begrenzt ist, ein weiterer ungewöhnlicher Luxus in diesem Land! Auf allen vorigen Campingplätzen mussten wir Duschmarken kaufen, mit denen wir dann eine begrenzte Zeit warmes Wasser hatten. Und natürlich war der Münzeinwurf immer außerhalb der Duschkabinen zu finden 😉 Glücklich und erfüllt genießen wir noch ein Glas Wein und freuen uns auf den morgigen Tag!

24.06.2022

Auf zum Nordkapp

Nach dem Frühstück starten wir heute zum Nordkapp, was ca. 10 km von unserem Campingplatz entfernt liegt!
Doch kaum angekommen müssen wir unsere Pläne schon ändern. Ohne Eintritt kommt man weder auf den Parkplatz noch auf den berühmten Felsen mit dem noch berühmteren Globus. 28,00 € pro Person ist es uns dann doch nicht wert, also Kommando zurück und mit Shaggy dieselbe Strecke wieder zurück zum Campingplatz. Ist aber nicht schlimm, diese Mondlandschaft ist einfach so fantastisch, dass ich stundenlang hier fahren könnte. 🙂

Nachdem Shaggy seinen seniorengerechten Spaziergang absolviert hat und versorgt ist schmieren wir uns ein paar Brote und packen unseren Wanderrucksack. Dann geht es eben zu Fuß zum wirklich nördlichsten Punkt Europas, zum Knivsjellodden.

Die Wanderung ist mit 9km pro Strecke angegeben. Zeit genug für mich, mich an dieser kargen Mondlandschaft satt zu sehen! Zum Glück haben wir vorher nicht gewusst, wie beschwerlich die Strecke ist. Es geht durchweg über Geröll, dann kreuzen wir 2 Schneefelder und hangeln uns die letzten 2 km über schräg zum Wasser abfallende Felsen.

Am Ziel angekommen tragen wir uns in das Gästebuch ein. Wahnsinn, wie viele heute schon vor uns hier waren! Wir packen unsere Brote aus und gönnen uns eine Verschnaufpause. Dabei genießen wir den Blick über die Bucht. Und dann, es ist kaum zu glauben tauchen tatsächlich mehrere Orcas auf! Was für ein Geschenk! Beseelt von diesem Erlebnis machen wir uns auf den Rückweg.

Ca. 1,5 Stunden vor dem Ziel plagen mich so stechende Schmerzen in der Brust, dass mir Angst und Bange wird, schließlich habe ich vor weniger als 8 Wochen noch mit einem Pneumothorax im Krankenhaus gelegen. Etwas in der Art wäre hier wirklich saublöd… Zum Glück haben wir Schmerzmittel an Bord und die Panik ebbt langsam ab… Nach dieser Anstrengung belohnen wir uns den 2. Abend in Folge mit einer Pizza und einem Glas Wein in dem gemütlichen Restaurant auf unserem Campingplatz, der übrigens der nördlichste der Welt ist 😉 Krass und irgendwie unwirklich, dass wir es tatsächlich bis hierher geschafft haben! Abends kommen dann noch einmal die Rentiere zu Besuch! Morgen geht es weiter…

25.06.2022

Ab hier wieder gen Süden

Es ist kaum zu Glauben, dass wir jetzt langsam wieder Richtung Heimat fahren. Es macht so unglaublich viel Spaß, hier unterwegs zu sein. Aber es nützt nichts, wir starten heute wieder in südlicher Richtung. Da ich immer noch Schmerzen in der Brust habe ist es vielleicht ganz gut und irgendwie beruhigend, aber auch schade. Heute belohnt uns das Wetter mit durchgängig Sonnenschein und Temperaturen um die 15 Grad, so dass die Rückfahrt uns noch einmal ganz andere Ausblicke beschert als die Hinfahrt, obwohl es dieselbe Strecke ist.

Wir kommen zügig voran und erreichen den Campingplatz Olderelv in Skibotn am frühen Nahmittag bei fast schon sommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein. Ein Plus dieses Platzes ist die Sauna, die kostenlos genutzt werden kann. Während unsere Wäsche vor sich hin wäscht verbringen wir die Zeit in der Sauna. Ich lerne hier von einer finnischen Dame, wie die Finnen saunieren und stelle fest, dass dies eher etwas für Hartgesottene ist 😉 Geplättet fallen wir abends in die Federn. Mal schauen, wo wir morgen wieder landen werden!

26.06.2022

Heute geht es wieder ein paar Kilometer voran, wir wollen jetzt gerne zügig in den südlichen Bereich kommen, wo wir wieder ein wenig verweilen wollen. Die Sonne begleitet uns und wir genießen die Fahrt. Nach der kargen Landschaft auf Magerøya wirken das Grün und das Blau, das wir auf der Herfahrt eher zur Kenntnis genommen haben bombastisch in ihrer Farbenpracht. Das Thermometer klettert über 25 Grad und wir können uns in der Mittagspause Stühle und Tische rausstellen und die Aussicht auf einen hellblau sprudelnden Fluss genießen.

Wir kommen auch noch an einem Sami-Shop vorbei, der jedoch sehr touristisch ist. Aber einen kurzen Blick auf die handgemachten Sachen aus Rentierfellen ist es allemal wert.

So gegen 20 Uhr erreichen wir dann unseren Campingplatz in Nordnes. Ein uriges Holzgebäude mit grünem Dach sowie einem kleinen Restaurant und Souvenirshop. Es ist immer noch sehr heiß und ich bin ziemlich ko. Meine Lunge bereitet mir immer noch etwas Sorgen, das Schmerzmittel und die Hitze tun ihr Übriges. Also schnell ein paar Nudeln in den Topf und dann genießen wir die kühlere Abendluft draußen.

Der Genuss ist jedoch recht schnell vorbei, denn die Kriebelmücken kommen und treiben uns schnell wieder nach drinnen. Shaggy lässt sich davon allerdings überhaupt nicht beirren und liegt selig ausgestreckt auf seinem Camper-Kissen. Es ist schön, ihn dabei zu beobachten 🙂

27.06.2022

Nach dem Frühstück brechen wir auf, aber nicht ohne eine Møsbrømlefse zu probieren. Es ist eine ganz besondere Spezialität, die es nur hier in der Gegend Salten gibt. Lefse ist ein dünnes Fladenbrot aus Kartoffeln, Roggen- oder Weizenmehl in unterschiedlicher Zusammensetzung. Kennzeichnend für Møsbrømlefse ist die Verwendung von Braunkäse (norwegisch brunost). Er wird aus der Molke gekocht und erhält seine braune Farbe vom karamellisierten Milchzucker. Mein Fall ist es ehrlich gesagt nicht so sehr, aber Semmi findet Gefallen dran 😉

Auf der Fahrt klettern die Temperaturen nun tatsächlich auf 31 Grad. Es ist dazu wahnsinnig schwül, was uns dazu veranlasst, möglichst viel Zeit im klimatisierten Auto zu verbringen. Lediglich beim Überqueren des Polarkreises steigen wir noch einmal aus. Es ist einfach zu schön, dieses Mal in Sandalen und kurzer Hose mitten im Schnee zu stehen!

Abends erreichen wir unseren Campingplatz in Føllingstua. Unterwegs haben wir Lachs und Fiskekaker erstanden, die wir uns auf den Grill legen. Was für ein Festessen bei nun angenehmeren Temperaturen. Wir genießen den Abend sehr!

Ein wenig bedauern wir jedoch, dass die Sonne heute das erste Mal wieder untergehen wird. Der Polartag war schon ein wirklich besonderes Erlebnis!

28.06.2022

Auf in den Dovrefejell – allerdings mit kleinen Hindernissen

Heute war nicht so sehr unser Tag… Shaggy ist heute schon um kurz nach 6 Uhr aufgewacht und hat Gras gefressen und sich dann übergeben müssen. Unglücklicherweise muss sich ein Grashalm so blöd in der Kehle verkantet haben, dass er ihn nicht mehr losgeworden ist. Eine ganze Zeit panisches Würgen und wir hellwach. Als wir losfuhren begann es in Strömen zu regnen und hörte auch gar nicht mehr auf. Wir konnten gerade noch ein Foto der bunten Häuserzeile in Steinkjer machen, die auch in unserem Reiseführer so abgedruckt ist.

Semmi hatte sich sehr darauf gefreut, Trondheim zu sehen. Wir haben extra eine Stelle außerhalb gesucht, um den Wohnwagen abzustellen und sind dann freudig mit dem PKW in die Stadt gefahren. Doch als wir nach fast einer Stunde immer noch keinen Parkplatz gefunden hatten während es wirklich Bindfäden regnete haben wir aufgegeben. Dazwischen immer mal wieder hektisches Röcheln von Shaggy und die Frage, ob wir nicht doch besser eine Tierklinik aufsuchen müssen, um den Halm entfernen zu lassen. Das hätte aber eine Vollnarkose bedeutet, was bei einem 17jährigen Hund ja nun auch nicht ohne Risiko ist. Kurz gesagt: Wir waren alle miteinander echt bedient…

Nach ca. 6 Stunden Fahrt in wirklich strömendem Regen erreichen wir unseren Campingplatz Furuhaugli im Dovrefjell. Eine kleine Schotterpiste führt von der E6 mitten ins Nirgendwo. Von der Landschaft sehen wir vor lauter Wasser und Dunst zunächst einmal nichts… Der Campingplatz ist rustikal mit vielen Hütten, sehr urig und passend in diese Gegend. Leider ist alles nass, so dass wir uns erst einmal in den Wohnwagen verkrümeln. Shaggy röchelt weiterhin kurzzeitig vor sich hin, aber es scheint insgesamt besser zu werden.

Nach dem Abendessen klart der Himmel dann auf und wir können noch einen Abendspaziergang in dieser schönen Gegend machen. Das was wir da sehen macht wirklich Lust auf eine Wanderung morgen! Zu unserer riesengroßen Erleichterung scheint auch Shaggy sein Problem gelöst zu haben und ist frohen Mutes mit uns unterwegs! So kann der neue Tag kommen, ich bin gespannt, ob wir Moschusochsen oder Elche zu Gesicht bekommen werden!

29.06.2022

Dovrefjell – im Reich der Moschusochsen

Als wir aufwachen scheint die Sonne – Hurra! Anfangs ist es noch etwas diesig, aber nach dem ersten Kaffee mache ich mich auf zum ersten Aussichtspunkt und ich habe Glück und entdecke eine Elchkuh mit ihrem Jungtier in den Sümpfen vor unserem Campingplatz! Was für ein schöner Start in den Tag!

Das Frühstück konnten wir draußen genießen und am Mittag machen wir uns auf den Weg. Da es zu heiß ist, um Shaggy im Wohnwagen zu lassen versuchen wir, den Moschusochsen-Trail mit dem Buggy zu laufen. Schon nach kurzer Zeit stellen wir fest, dass dies aufgrund des felsigen Untergrundes nicht möglich ist und müssen leider umkehren…

Als Alternative wandern wir zur Snøhetta, einem bekannten Aussichtspunkt, von dem aus ein toller Blick über das Dovrefjell auf uns wartet. Ein gut geschotterter ca. 1,5 km langer Weg führt hinauf. Er ist relativ gut mit dem Buggy begehbar, wobei ich leicht reden habe, denn Semjon schiebt ihn die ganze steile Anhöhe hinauf 🙂
Da der Weg recht komfortabel und auch kurz ist teilen wir ihn mit einigen anderen Leuten. Aber es lohnt sich, von oben hat man eine traumhafte Aussicht über das Fjell!

Und wir haben Glück: In der Aussichtshütte hat eine Rangerin ihre professionelle Kamera aufgebaut und siehe da – wir sehen doch noch Moschusochsen! Sie sind zwar mit 1,5 km recht weit weg, aber auch durch unser Fernglas zu erkennen, wenn man weiß, wo man suchen muss. Ich zähle insgesamt 9 Tiere, darunter kann ich 3 Jungtiere und einen mächtigen Bullen erkennen – was für eine tolle Überraschung!

Am Nachmittag treffen wir wieder auf dem Campingplatz ein und können noch ein wenig die Sonne genießen. Nach dem Abendbrot schaue ich noch einmal in die Sumpfgebiete und tatsächlich – ein großer Elch ist recht nah dran zu sehen! Da ich immer mehr Gefallen an einer Moschusochsen- und Elchsafari finde beschließen wir, evtl. spontan noch eine Nacht länger zu bleiben. Dann könnte ich auf Safari gehen und Semjon würde sich mit Shaggy einen Ruhetag vor dem Camper gönnen. Da der Ranger, der diese Safaris leitet auf dem Campingplatz zu Hause ist kann ich diesen Abend noch nachfragen gehen. Leider findet am nächsten Tag keine Safari statt und noch länger wollen wir hier nicht bleiben. Wir werden also wohl noch einmal wiederkommen müssen 😉

Für diejenigen, die sich für solch eine Safari interessieren und dies in einem kleinen Rahmen machen wollen ist der Campingplatz Furuhaugli als Ausgangsort sehr zu empfehlen. Eingeplant sollte ein ca. 4-6 Stunden langer Fußmarsch, je nachdem, in welchem Gebiet die Moschusochsen sich aufhalten. Natürlich kann man auch auf eigene Faust das Gebiet erkunden, doch dabei sollte man vorsichtig sein, denn es geschehen doch immer wieder Unfälle mit Touristen, die den Tieren zu nahe kommen. Leider neigen die Moschusochsen weniger zur Flucht als zum Angriff, wenn sie sich bedroht fühlen, daher sollte man immer mindestens 200m Abstand halten. Die Tiere sind schon sehr imposant, in dem Gebäude auf dem Campingplatz gibt es einige ausgestopfte Exemplare zu sehen. Kaum zu glauben, dass die Moschusochsen tatsächlich zu den Ziegen gehören.

Da die Safari für mich leider ausfällt fahren wir morgen weiter. Inzwischen sind wir von den Mücken doch auch ganz schön zerstochen, ein Nachteil der angrenzenden Sumpfgebiete, die allerdings ja auch die Elche gerade an heißen Tagen zur Abkühlung locken. Vielleicht sehen wir morgen auf der Fahrt ja noch einmal welche, das wäre toll!

30.06.2022

Ein Souvenir musste sein 😉

Stabkirche Lom und auf ins Jostedal

Es ist kaum zu glauben, dass wir erst heute morgen im Dovrefjell losgefahren sind… Nun sitzen wir in Gjerde vor unserem Camper und hören einem rauschenden Fluss zu, dessen Wasser himmelblau und glasklar ist. Dabei schauen wir auf Berge und Schnee. Wieder eine ganz andere Welt!

Zum Abschied hat uns in Furuhaugli übrigens sogar noch ein Elch gegrüßt, auf den wir direkt zugefahren sind! Dann haben wir einen Zwischenstopp in Lom gemacht, um uns die dortige Stabkirche anzusehen.

Danach ging es dann weiter Richtung Jostedalsbreen. Dieses Mal hatte ich das Vergnügen, die Serpentinen mit Gespann zu fahren! Der Unterschied zwischen denen am Trollstigen war nicht allzu groß, aber zum Glück fahre und rangiere ich inzwischen sehr routiniert mit dem Gespann!

Und wie typisch in Norwegen…. In Lom haben wir noch verzweifelt nach Schattenplätzen für Shaggy Ausschau gehalten und zwei Stunden später stehen wir mitten in Eis und Schnee, das ist schon irre! Die nachfolgenden Bilder sind allesamt an einem Tag entstanden!

Heute genießen wir den Abend vor unserem Camper, morgen werden wir hoffentlich noch ein bisschen was vom Gletscher sehen! Schön wäre es, wenn es nicht allzu heiß wird, damit wir Shaggy im Wohnwagen lassen können. Die Wege zum Gletscher werden vermutlich nicht mit dem Buggy zu befahren sein. Mal schauen, wir werden bestimmt eine für alle gute Lösung finden!

Unsere Nachtmusik 🙂

01.07.2022

Wanderungen zu den Gletschern

Heute wachen wir wieder auf unserem Campingplatz im Jostedal auf, ein beliebter Ausgangspunkt für zahlreiche Gletscherwanderungen. Und offenbar zieht es auch viele Profis hierher. Vor den Hütten auf dem Campingplatz sieht man sehr viel professionelles Kletter-Equipment und schon am frühen Morgen machen sich mehrere kleine Gruppen auf den Weg. Offenbar wollen sie wirklich richtig in oder auf den Gletscher. Auch dies ist hier möglich, erfordert aber natürlich eine professionelle Ausrüstung und eine fachkundige Führung. Wir halten uns da eher an die Wege, die man gefahrlos allein zu Fuß besteigen kann 😉

Die Sonne scheint und wir wollen probieren, den Weg zum Bergsetbreen mit Buggy zu laufen. Doch schon nach kurzer Zeit müssen wir aufgeben und umkehren… Also brauchen wir einen Plan B…

Semmi startet die 2,5 stündige Wanderung zuerst und ich entspanne mit Shaggy vor dem Wohnwagen und danach tauschen wir und ich wandere allein zum Gletscheraussichtspunkt. Ein bisschen mulmig ist mir schon, vor allem wegen meiner Lunge, doch ich raffe mich auf und stelle mich meinen Ängsten!

Zuerst geht es malerisch durch ein uriges Birkenwäldchen. Danach lichtet es sich etwas und ich laufe eine Zeitlang direkt am Gletscherfluss entlang. Als ich feststelle, dass vor mir noch zwei andere Wanderer sind fühle ich mich auch gleich nicht mehr so angespannt. Doch nach einiger Zeit drehen diese um und ich stehe allein an der Stelle, wo man nicht sehen kann, wo der Weg weitergeht. Von dieser Stelle hat Semmi schon berichtet und ich probiere ihn anzurufen, um ihn nach Orientierungspunkten zu fragen – kein Empfang… Kleiner Anflug von Panik… Es ist schon blöd, mit diesen Lungenproblemen in der Pampa zu stehen und zu wissen, dass mir auch das Handy hier nicht helfen würde. Aber ich bekämpfe meine Angst und gehe weiter. Am Ziel angekommen bin ich sehr stolz auf mich!

Vor mir Berge und Gletscher, rechts und links hohe grüne Berge und hinter mir endlose grüne Weite! Die Euphorie währt allerdings nicht allzu lang, denn als ich mich auf den Rückweg machen will finde ich den Weg nicht mehr… Immer noch keinen Empfang… Und wieder ein kleiner Panikanflug… Atmen und dagegen an kämpfen… und gewinnen!

Und nach kurzer Zeit den Weg gefunden! Die Wege sind insgesamt nur mäßig gekennzeichnet. An vielen Stellen geht es über Geröllfelder oder einfach mitten in einem Flusslauf entlang, so dass man hier von Stein zu Stein hüpfen muss. Da am Zielpunkt mehrere Flussläufe waren brauche ich ein wenig, um den richtigen zu finden. Nach 2,5 Stunden komme ich stolz und glücklich wieder am Parkplatz an. Keine Minute zu früh, denn in diesem Moment beginnt ein kräftiger Regen – Glück gehabt!

Als der Regenguss vorbei ist ist es deutlich abgekühlt, so dass wir Shaggy im Wohnwagen lassen und unsere zweite Wanderung für heute starten – diesmal geht es zusammen zum Nigardsbreen! Wieder wird mir mit meiner Lunge etwas mulmig, denn nun heißt es wirklich kraxeln…

Die Tour und die Aussichten sind phänomenal und kaum in Worten zu beschreiben! Solche Naturgewalten und ein paar Menschen wie kleine Ameisen mittendrin. Es ist so schön und so beeindruckend, dass wir absolut fasziniert sind! Je näher wir an den Gletscher kommen desto stärker tosen die Wassermassen herunter, was für ein Spektakel! An dieser Stelle kann man wirklich bis an den Gletscher heran. Gigantisch!

Naturgewalten pur – auch einige Menschen zum Größenvergleich im Video zu sehen

02.07.2022

Tag der Stabkirchen

Heute geht es weiter in den Nationalpark Jotunheimen, übersetzt als „Heimat der Riesen“. Es ist das höchste Gebirge Norwegens und Skandinaviens. Insgesamt gibt es über 20 Gipfel mit mehr als 2300 m Höhe. Viele davon liegen dicht beieinander, so dass sie eine sehr imposante Silhouette bilden. Auf dem Weg nach Jotunheimen wollen wir uns die bekannte Stabkirche in Borgund anschauen. Spontan taucht aber mitten auf unserer Route die Stabkirche in Kaupanger auf. Diese Gelegenheit lassen wir uns nicht entgehen und machen auch hier einen kleinen Zwischenstopp.

Beeindruckend sind die mehr als 1000 Jahre alten Holzsäulen. An den Wänden finden sich noch Malereien aus der Ursprungszeit, die jetzt nach und nach verblassen.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt kommen wir nach Borgund. Hier steht die ursprünglichste und besterhaltenste Stabkirche, die eines der ältesten Holzgebäude in Europa darstellt.. Wahnsinn, was in dieser Zeit (erbaut um 1180) alles aus Holz gefertigt wurde. In aufwändiger Kleinarbeit! Die unzähligen Dachschindeln und die Dachnägel, alles aus Holz. Dazu viele aufwändige Schnitzereien.

Nach diesem Besuch geht es weiter in die Gebirge der Jotunheimen. Malerische Aussichten, phasenweise erinnert die Landschaft sehr an Schottland, alles ist mit einem Hauch grün versehen, selbst die Steine der Gebirge.

Relativ früh erreichen wir unseren Campingplatz Besseggen Fjellpark in Maurvangen. Von hier aus startet die berühmte Besseggen Wanderung, die aber etwas mehr Erfahrung und vor allem Schwindelfreiheit erfordert. Also nichts für mich! An der Rezeption bekommen wir vom Mitarbeiter, der übrigens gebürtiger Oldenburger ist eine Karte, auf der auch ein einfacher Weg verzeichnet ist, eine enkel tur, wie es auf norwegisch so schön heißt. Die werden wir morgen sicherlich ausprobieren! Für heute schone ich meine wieder leicht schmerzende Lunge, es regnet eh…

Wie ich diese Wasserfarbe und diese Naturgewalten liebe :-)))

03.07.2022

Jotunheimen – im Land der Riesen

Wahnsinn, dass wir heute an unserem 12. Hochzeitstag nun tatsächlich in Norwegen sitzen! Zur Feier des Tages haben wir uns eine leichte Wandertour herausgesucht. Da meine Lunge ja doch immer wieder Probleme macht wollen wir lieber auf Nummer sicher gehen. 14 km bei 10 Grad, da können wir Shaggy auch entspannt im Wohnwagen lassen. Frohen Mutes marschieren wir los! Schon nach kurzer Zeit geht es bergauf… Na ja, ein paar Höhenmeter waren ja auch angegeben. Der Anstieg wird jedoch steiler und steiler… und steiniger… Hinzu kommt, dass unsere Route hier anscheinend über eine Zeit zusammen mit der anspruchsvollen Besseggen-Tour läuft. Das ist irgendwie doch anders als geplant und lässt uns Schlimmes ahnen. Und richtig… am Ende unserer „leichten“ Tour haben wir 672 Höhenmeter in doch unwegsamem Gelände absolviert. Ein paar mal denken wir, dass wir den höchsten Punkt erreicht haben, doch weit gefehlt, hinter der nächsten Kurve geht es weiter bergauf. Na ja, wer uns kennt weiß, dass wir bei solchen Aktionen durchaus auch jede Menge Spaß haben 😉 Und die wunderschönen Ausblicke entschädigen für die Mühen allemal :-))

Nur an einem Punkt durchfährt mich die Angst ein wenig. Meine Lunge ist definitiv nicht in Ordnung, sie schmerzt und die Atmung ist schwer. dazu der Gedanke, wie und wann mir hier oben wohl Jemand zu Hilfe kommen könnte. Doch auch hier gelingt es mir schnell, die aufkommende Panik und die Gedanken weg zu atmen. Die Aussicht, diese Farben und die Einsamkeit hier oben sind einfach grandios! Dazu der Stolz, es geschafft zu haben und auch das Gefühl, etwas dafür gegeben zu haben.

Auf dem Abstieg wird das Wetter wieder rauher, wir bekommen sogar einen kleinen Regenschauer ab. Neben uns prasselt das Wasser den Berg hinunter. An einigen Stellen ist auch hier noch eine dicke Schneeschicht zu sehen. Als wir nach 4,5 Stunden wieder am Wohnwagen ankommen sind wir erschöpft, aber auch glücklich. Aus dem Wohnwagen sehen wir, dass das zahme Rentier auf dem Campingplatz von einem jungen Mann in einem Transporter abgeholt wird. Natürlich fragen wir uns, was es damit wohl auf sich habe und wer mich kennt weiß, dass ich bei Tieren immer gleich besorgt bin um ihr Wohlergehen. Umso mehr freut es mich, dass wir auf unserer Abreise am nächsten Tag einen Ort weiter an einem großen Gehege vorbeifahren, in dem einige Rentiere sind und in dem wir auch „unser“ Rentier wieder erkennen. Er war wohl einfach nur ausgebüchst 😉

Zur Feier des heutigen Tages und zur Belohnung nach all den Strapazen beschließen wir, uns ein Essen im Campingplatz-Restaurant zu gönnen. Man sitzt dort wie so oft in Norwegen sehr rustikal. Vieles erinnert uns ein bisschen an die 80er, in einigen Bereichen scheint hier die Zeit tatsächlich ein wenig stehen geblieben zu sein. Das Essen ist kein kulinarischer Hochgenuss, aber das Ambiente macht es alles wieder wett. Abends liegen wir um halb zehn im Bett, wir sind doch ganz schön ko.

04.07.2022

Nun geht es weiter nach Schweden

Heute verabschieden wir uns aus Jotunheimen und lassen nun schweren Herzens auch Norwegen hinter uns. Aber nicht, ohne im Shop auf dem Campingplatz noch eine richtige Wanderhose zu kaufen. Da die Norweger definitiv wissen, wie man wandert und hier quasi jeder Norweger diese Hose trägt muss sie einfach gut sein 😉 Morgen werden wir sie ausprobieren!

Gegen späten Nachmittag überqueren wir die Grenze und bauen unser Heim am Abend auf dem Campingplatz Ingenstrand in Dottervik bei Arvika in Schweden auf. Es hat hier schon wieder etwas von zu Hause, alles ist wieder schicker, nicht mehr so rustikal und auch nicht mehr so einfach gehalten. Auch wieder voller und geordneter, wir müssen uns erst einmal umstellen…

Die Atmosphäre am See ist wunderschön. Ein ruhiger Frieden und etwas mehr Weichheit als in Norwegen erwartet uns hier. Morgen soll die Sonne scheinen, die Wege scheinen allesamt buggy-geeignet und wir freuen uns schon auf unsere norwegischen Wanderhosen!

05.07.2022

Heute probieren wir unsere neuen Wanderhosen aus und starten eine Wanderung direkt vom Campingplatz aus. Es ist schön, dass es hier moderat geradeaus geht und auch, dass Shaggy mitkommen kann. Temperaturen sind mit 19 Grad und leicht bewölktem Himmel auch eher moderat.

Wir folgen dem Vorschlag der Komoot-Route und wandern Richtung Björnmyra. Von diesem kleinen See gibt es leider keine Fotos, da er zu eingewachsen ist. Von hier aus laufen wir zum Storkasberget, einem Aussichtsturm. Nun geht es inzwischen doch ganz schön bergan. Zum Teil führt uns der Weg durch dichten Urwald. Nach so langer Zeit ist es schön, einmal wieder durch Wald und sattes Grün zu laufen. Auf dem letzten Ende wird der Weg dann doch sehr steinig und beschwerlich. Aber Shaggy ist gut drauf und kann ein ganzes Stück zu Fuß zurücklegen.

Zur Belohnung gönne wir uns einen ruhigen Nachmittag vor dem Camper. Die Sonne kommt auch raus, so dass wir bis in den späten Abend mit kurzen Hosen draußen den Abend genießen können!

06.07.2022

Der Tag heute startet nicht so gut… Nachdem Semmi sich gestern schon nicht so richtig gut gefühlt hat ist er heute richtig krank. Also setze ich mich ans Steuer und wir fahren weiter nach Barsebäckstrand, unserem letzten Etappenziel, an dem wir noch zwei Nächte verweilen wollen. Als wir ankommen und aufgebaut haben dann die böse Überraschung – Semmis Test ist positiv, er hat Corona…. So ein Mist… Wo auch immer er sich in den Einöden, in denen wir uns herumgetrieben haben angesteckt haben möge… Mir wird auch ein wenig mulmig, denn meine Lunge ist ja schon länger nicht so gut… Eigentlich wollten wir diesen Ort noch ein wenig genießen, aber das wird wohl nichts…

07.07.2022

Auf nach Hause

Heute geht der Urlaub doch recht abrupt zu Ende. nachdem ich die Nacht im Sitzen verbracht habe, weil ich sonst keine Luft bekam packen wir fix die nötigsten Sachen und düsen ab nach Hause… gegen Spätnachmittag an und abends muss ich dann auch tatsächlich ins Krankenhaus, die Lunge ist tatsächlich schon wieder kollabiert – und Corona habe ich obendrein. Was für ein Mist!

Ausblick

Nachdem dieser so besondere Urlaub ein so abruptes Ende gefunden hat ist das Schreiben dieses Blogs eine schöne Möglichkeit gewesen, alles noch einmal zu durchleben und zu genießen. Ich hoffe, es hat euch ebenfalls Spaß bereitet! Zum Glück ist meine Lunge inzwischen wieder vollständig hergestellt und wir werden im nächsten Jahr sicherlich wieder das eine oder andere kleine oder große Abenteuer planen. In weiterer Ferne steht auch noch die Idee, mit dem Fahrrad um Island zu fahren. Wer weiß, ob wir es machen werden. Wenn dann werde ich auf jeden Fall berichten 🙂

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