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Norwegen – ein Winterabenteuer in den Polarnächten

Als wir im Sommer 2022 vier Wochen lang durch Norwegen gereist sind (Reisebericht findest du hier ebenfalls über das Menü) haben wir uns so richtig in dieses wunderbare Land mit seinen beeindruckenden Naturgewalten und -schönheiten verliebt. Damals haben wir uns oft gefragt, wie es hier wohl im Winter aussehen mag. Noch im Sommer waren einige Pässe schneebedeckt und die Schneemobile standen noch vor den Häusern. Im Sommer war es zur Zeit der Mitternachtssonne oberhalb des Polarkreises auch nachts taghell, da die Sonne nicht untergegangen ist. Im Winter hingegen geht sie hingegen überhaupt gar nicht auf, was ja doch noch einmal etwas ganz Spezielles ist. Daher war es uns mit diesem Punkt schon ein bisschen mulmig, denn wie man mit der Dunkelheit zu dieser Zeit zurechtkommt weiß man ja erst, wenn man vor Ort ist. Aber getreu dem Motto „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ waren wir bereit, dies einmal auszuprobieren.

Vorbereitet haben wir uns auf jede Wetterlage, denn es ist durchaus möglich, dass die Temperaturen hier auch einmal bis -30°C abfallen. Unsere Packliste hat demnach Einiges beeinhaltet. Klar war dass wir einen großen Vorrat an Scheibenfrostschutz, Enteiser & Co mitnehmen müssen. Die Dichtungen unseres Autos haben wir schon vor der Abreise mit einem speziellen Fett bearbeitet, um einem Einfrieren vorzubeugen. Neue Winterreifen waren zum Glück eh dran, also mussten nur noch Schneeketten besorgt werden. Dazu einen Spaten, um sich aus einer misslichen Schneelage befreien zu können. Eine Heizdecke mit Akku, einen gasbetriebenen Campingkocher, um sich notfalls unterwegs auch ein heißes Getränk bereiten zu können durfte ebenfalls nicht fehlen. Dazu noch einen Reservekanister Diesel, denn gerade im Norden des Landes ist es eher dünn besiedelt und Tankstellen auch nicht so häufig. Da wir mit unseren Hunden reisen mussten hier auch noch einige Formalitäten (gültiger Tolllwutschutz und nachgewiesene Entwurmung Fuchsbandwurm erledigt werden. Dazu Wintermäntel und einen ordentlichen Pfotenschutz, was wir vorher ausgiebig mit ihnen geübt haben. Das klingt jetzt nach mehr Vorbereitung als es war, wir hatten im Grunde genommen erst 4 Wochen vorher entschieden, dass wir es nun wirklich machen und haben es locker geschafft 🙂

Unsere Reise wird uns in 4 Etappen und ca. 2.500 km auf die Vesterålen in die Nähe von Sortland führen. Die Vesterålen und auch die angrenzenden Lofoten verfügen durch den Golfstrom auch im Winter über ein recht mildes Klima, was in anderen Teilen des Landesinneren ganz anders aussehen kann. Am Zielort werden wir dann ca. 350km nördlich des Polarkreises sein 🙂

20.12.2024 – Es geht los!

Wir starten unsere Reise Richtung Dänemark und checken morgens in Puttgarden auf die Fähre nach Dänemark ein. Es ist die erste Fährfahrt für unsere jungen vierbeinigen Begleiter und sie meistern sie mit Bravour 🙂 Es ist ordentlich Seegang, so dass die Kinder am Nachbartisch sehr schnell ihr Frühstück wieder loswerden… Zum Glück dauert die Überfahrt nur 45 Minuten 😉 Unsere erste große Pause machen wir dann in Schweden bei traumhaftem Wetter!

Abends erreichen wir nach insgesamt ca. 11 Stunden Fahrt (mit Hundepausen) und ca. 750 km unsere Unterkunft in Grebbestad. Unsere Hütte liegt auf einem Campingplatz. Als wir ankommen ist alles sehr einladend und hell erleuchtet, hier haben wir es gut getroffen. Auf unserem Abendspaziergang stellen wir dann fest, dass wir hier wirklich alles für uns haben, außer uns ist weit und breit kein anderer Mensch auf diesem Platz.

21.12.2024 – Es geht weiter nach Norwegen!

Da wir heute eine ähnliche Fahrtstrecke haben wie gestern brechen wir zeitig auf, können jedoch noch gerade eben einen kleinen Spaziergang im Hellen machen. Hier scheint es wirklich sehr schön zu sein!

Schon nach kurzer Fahrt passieren wir die norwegische Grenze und landen mitten im Winter 🙂

Da es auch hier schon recht früh dunkel wird legen wir die letzten Stunden der Fahrt im Dunkeln zurück. Unsere Unterkunft Vasfjellet Home liegt in Klæbu, kurz vor Trondheim. Die letzten Kilometer führen uns über einsame Straßen durch schneebedeckte Wälder. Als wir dann um 19.30 Uhr vor einem dunklen und verlassenen Haus ankommen bekommen wir schon einen kleinen Schreck. Doch zum Glück erreichen wir den Vermieter, wir können durch einen eigenen Zugang unsere Herberge für heute Nacht betreten und haben eine komplette Ferienwohnung ganz für uns! Auf dem Abendspaziergang werden wir mit einer traumhaften Winterlandschaft belohnt.

22.12.2024 – Auf nach Nord-Norge!

Glücklicherweise haben wir am nächsten Morgen im Hellen noch ein wenig Zeit, um diese zauberhafte Winterlandschaft zu genießen. Ein bisschen müssen wir uns jedoch auch sputen, es liegen wieder etwas über 8 Stunden Fahrt vor uns.

Im Laufe der Fahrt zeigt sich sogar noch ein wenig die Sonne. Hier schafft sie es um 11.30 Uhr allerdings auch nur noch bis knapp über den Horizont. Ab morgen, wenn wir den Polarkreis überquert haben und in die Polarnacht eintreten werden wir sie dann gar nicht mehr zu sehen bekommen.

Die Fahrt heute beschenkt uns immer wieder mit so herrlichen Ausblicken, dass die Zeit wie im Fluge vergeht. Zwischendurch wird es allerdings etwas glatt, so dass aus den geplanten knapp 9 Stunden dann doch eher 11 Stunden werden.

Soooo schöne Farben…
So stimmungsvoll…

Tatsächlich bekommen wir heute auch einen Elch zu sehen :-)) Als wir im Sommer 2022 vier Wochen mit dem Wohnwagen durch Norwegen gefahren sind haben wir uns das sehr gewünscht, aber nur welche durch das Fernglas ausmachen können. Sehr beliebt sind sie oft nicht, denn sie verursachen häufiger schwere Autounfälle. Mit ihrer enormen Schulterhöhe von 2,30m bleiben sie oft einfach auf der Straße stehen, was die Begegnung mit ihnen nicht ganz ungefährlich macht. Dieser Elch stand neben der Straße, kurz darauf liefen noch zwei Elche neben der Straße und dann ist auch noch direkt vor unserem Vordermann ein Elch über die Straße gelaufen. Zum Glück war das alles sehr entspannt. Insgesamt kommen wir heute auf 4 Elche aus nächster Nähe, was für eine Freude! 🙂

Hurra, ein Elch!!! Andere buchen dafür eine Elch-Safari, auf uns wartet er am Wegesrand geduldig, bis wir auch das letzte Foto im Kasten haben – was für ein Geschenk!!!

Da wir ab 15 Uhr im Dunkeln weiterfahren ist es mir mit den Elchen doch etwas mulmig, aber weitere Elche treffen wir nicht. Wir passieren heute den Übergang nach Nord-Norwegen und kurze Zeit später den Polarkreis. Es ist schon dunkel, daher können wir keine Winterbilder vom Arctic Circle Center machen.

Kurz hinter dem Polarkreis fegt ein ziemlicher Schneesturm über die Tundra. Die Straßenverhältnisse sind zwar gut, aber die Sicht ist doch recht miserabel. daher bekommen wir schon einen ziemlichen Schrecken, als auf einmal eine kleine Herde Rentiere mitten auf der Straße steht.

Ganz schön ungemütlich….

Gegen 20 Uhr erreichen wir dann unsere Unterkunft in Nordnes. Genau hier sind wir im Sommer 2022 tatsächlich auch schon für eine Nacht mit dem Camper gewesen und haben die für diese Gegend bekannte Møsbrømlefse gegessen. Im Winter ist hier alles verlassen, obwohl außer uns auch noch andere Gäste hier sind. Die Gastgeberin ist sehr nett und erzählt uns, dass wir Glück hatten, dass der Pass über den Polarkreis nicht gesperrt war wegen des Schnees. Puh, da haben wir wirklich Glück gehabt!

23.12.2024 – Ankommen am Zielort begrüßt von Polarlichtern

Da wir nun schon mitten in der Polarnacht sind wird es schwierig, noch einen Blick im Hellen auf unsere Unterkunft zu werfen. Aber hierher kommen wir auf der Rückfahrt ja noch einmal zurück. Heute haben wir es auch nicht ganz so weit und sollten unseren Zielort am Godfjord in der Nähe von Sortland am späten Nachnittag erreichen.

Nun fahren wir den ersten Tag komplett in der Polarnacht. Einerseits ist es sehr faszinierend und andererseits aber auch ein wenig bedrückend. Zu Beginn fühlen wir uns wie in Herr der Ringe -lauter karge Felsen und kleine Lichtermeere dazwischen. Die Färbung des Himmels ist auch sehr speziell, aber auch stimmungsvoll.

Wie in Herr der Ringe….
Und überall kleine Lichtermeere…

Gerade haben wir uns ein wenig an diese Ausblicke gewöhnt da klart es auf und wir werden mit einem ganz anderen Farbspektrum überrascht.

Unsere Mittagspause halten wir bei – 10 Grad etwas kürzer, dürfen aber dabei einen fantastischen Ausblick genießen. Solche Farben, wie wir sie hier erleben dürfen haben wir noch nie vorher gesehen, es ist wunderschön!

So traumhaft schön!

Wir fahren um 13.15 Uhr dann mit der Fähre von Bognes nach Lødingen auf den Vesterålen, wo wir um 14.15 Uhr ankommen. Von hier sind es dann nur noch knapp 1,5 Stunden bis zu unserer Unterkunft.

Da kommt unsere Fähre – solche Farben haben wir noch nie gesehen!
Begrüßung auf den Vesterålen – traumhaft schön und das ganz ohne Sonne!

So wie es scheint liegt unsere Unterkunft so ländlich, wie wir es uns vorstellen. Unser Vermieter schrieb uns morgens, dass er uns die Heizung im Haus auf 23 Grad gestellt und den Schlüssel stecken lassen hat. Als wir ankommen werden wir auch mit einer schönen Beleuchtung begrüßt. Dies scheint eine norwegische Tradition zu sein, einen Gast so willkommen zu heißen. Uns gibt es gleich ein sehr schönes Gefühl 🙂 Die Unterkunft ist sehr gemütlich und liebevoll eingerichtet, sogar für ein wenig Weihnachtsdeko wurde gesorgt. Und als wären wir heute nicht schon genug beschenkt worden zeigt sich abends das Nordlicht direkt über unserem Haus!

Was für ein Glück wir haben ahnen wir hier noch nicht, für die nächsten Tage sind sehr viele Nordlichter angekündigt. Was uns hier allerdings einen kleinen Strich durch die Rechnung macht ist das Wetter. Die Wärme des Golfstroms hat eben auch Nachteile… Durch das milde Klima regnet es hier sehr viel und der Himmel ist fast komplett wolkenverhangen. Wir werden in den nächsten Tagen also nur einen diffusen Schimmer hinter der dicken Wolkendecke sehen. Später erfahren wir, dass dies sehr häufig der Fall ist und viele der spektakulären Fotos einen Monat geduldiges Warten erfordert haben. Umso größer also das Geschenk, dass es uns schon heute Abend sozusagen frei Haus geliefert wurde!

24.12.2024 – Weihnachten 350 km nördlich des Polarkreises

Wir sind schon sehr gespannt darauf, wo wir denn nun genau gelandet sind und starten morgens direkt eine kleine Erkundungstour mit den Hunden. Na ja, morgens heißt hier so gegen 10 Uhr. Wir befinden uns ja mitten in der Polarnacht, bei wolkenlosem Himmel gibt es ein Zeitfenster von 10-14 Uhr, in dem es „hell“ ist, bei dem Wetter, das wir die nächsten Tage bekommen werden ist das Zeitfenster etwas kürzer. Doch auch daran gewöhnen wir uns ganz gut und sind am Ende eines jeden Tages beeindruckt, wieviele Eindrücke wir in dieser kurzen Zeit (meist ca. 3 Stunden) der „Helligkeit“ sammeln durften.

Blick aus unserem Wohnzimmerfenster

Da es gegen 14 Uhr schon wieder dunkel wird verbringen wir den Rest des Tages in unserem gemütlichen Haus. Wir fühlen uns hier wie komplett aus der Zeit gefallen, kaum zu glauben, dass heute Weihnachten ist. Aber die liebevolle Deko unseres Vermieters bringt es uns wieder in den Sinn.

Weihnachten 2024 – 2.500 km fern der Heimat und 350 km nördlich des Polarkreises, das hat schon was!

Die Norweger essen Weihnachten traditionell Stockfisch. Es heißt, dass man ihn wie frischen Fisch zubereiten kann, wenn man ihn eine Zeitlang in Wasser legt. Als wir im Sommer 2022 durch Norwegen gereist sind haben wir vor allem auf den Lofoten viel trocknenden Stockfisch gesehen. Wenn man dann aber auch gesehen hat, wie viele Vögel auf dem trocknenden Fisch gesessen haben und dazu auch noch gerochen hat, wie es dort dann riecht kann einem die Lust darauf ein wenig vergehen. Wir haben kurz überlegt, waren dann aber doch sehr froh, unseren Raclette-Grill mitgenommen zu haben.

25.12.2024 – Nur ein kleiner Ausflug

Als wir am nächsten Morgen aufwachen ist der Regen auf der Straße doch ziemlich überfroren und alles eine ganz schöne Eispiste. Dazu pfeift ein ordentlicher Wind. Wir machen uns trotzdem auf den Weg! Es ist das erste Mal, dass eine Straße etwas schlecht zu befahren ist, obwohl der Winterdienst auch in der Weihnachtsnacht mehrmals unterwegs war. Schon auf der Rücktour ist die Straße daher auch wieder komplett frei. Daher ist zum Glück nur der Hinweg ein bisschen hakelig für uns, da wir im Gegensatz zu den Norwegern nur mit Winterreifen und ohne Spikes fahren. Aber es geht und wir sammeln viele schöne Eindrücke, auch wenn der Wind manchmal so stark ist, dass es schwierig wird, die Autotür zu öffnen.

Diese tiefe Ruhe ist so beeindruckend…

Da die Witterung doch sehr ungemütlich ist entscheiden wir uns, nach Sortland zu fahren, da wir es dort etwas geschützter vermuten. Doch auch hier pfeift der Wind uns den Eisregen ins Gesicht und wir hätten durchaus auch Spikes unter unseren Füßen brauchen können. Dennoch werden wir einmal wieder belohnt. Zum Einen ist der Hafen eindrucksvoll erleuchtet, zum anderen werden wir dort lautstark von zwei Robben begrüßt, die jedoch leider nicht auf ein Foto wollten 😉

Hier haben uns zwei Robben erwartet 🙂

26.12.2024 – Erste Schneewanderung

Heute starten wir unsere erste kleine Wandertour. Entweder haben wir uns schon ein wenig an die Polarnacht gewöhnt oder es ist heute tatsächlich etwas früher hell als gestern. Temperatur mit 1 Grad auch ganz angenehm für einen Ausflug.

Wir starten um kurz vor 10 Uhr in den „Tag“ der Polarnacht, ganz klein vor den Bergen kann man Häuser erahnen…

Wir wollen heute eine einfache Winterwanderung auf den Kollen machen, um die Verhältnisse zu testen, biegen dann aber doch weiter bergauf in Richtung Blåheia. Insgesamt sind wir 2,5 Stunden unterwegs, das Zeitfenster der „Helligkeit“ in der Polarnacht ist ja eher klein 😉 Getroffen haben wir keine Menschenseele, sind aber zwischendrin mehrmals auf einen beleuchteten Tannenbaum gestoßen. Die Wanderung im tiefen Schnee war recht anstrengend, daher waren wir sehr glücklich über die Begleitung eines kleinen Bächleins, der uns mit klarem und frischem Wasser versorgt hat.

Da wir die Zeit wegen der nahenden Dunkelheit etwas im Blick behalten müssen schaffen wir es „nur“ bis knapp oberhalb der Baumgrenze. Dort oben ist es recht windig und es schneit, daher ist die Sicht nicht ganz so schön wie erhofft, aber dennoch traumhaft.

Wir sind dann doch ganz froh, als wir nach 2,5 Stunden wieder unten ankommen. Teilweise konnte man die Schneedecke sehr gut begehen, teilweise sank man jedoch knöcheltief ein. Mit etwas Pech vereinzelt auch schon einmal knietief – die Hunde hatten damit offenbar keine so großen Probleme, sie liefen auch bis zum Ende noch vergnüglich und fröhlich. Kurz vor dem Dunkelwerden traten wir dann die Rückfahrt an, an diesen schönen Ausblicken können wir uns auch gar nicht satt sehen – zum Glück hatten wir noch ein bisschen Tageslicht um kurz vor 14.00 Uhr 😉

So stimmungsvoll …
Beschwingt zurück mit unserem neuen Lieblingslied

27.12.2024 – Besondere Begegnungen

Heute morgen regnet es draußen (wie fast die ganzen letzten Tage) in Strömen und wir überlegen, ob wir heute überhaupt aus dem Haus gehen werden. Ein Blick aus dem Fenster macht uns die Entscheidung jedoch gleich viel leichter: Es stehen tatsächlich zwei Elche vor unserer Tür! Da sind die Lebensgeister natürlich sofort geweckt :-))

Direkt aus dem Wohnzimmerfenster

Nun starten wir sofort ganz beschwingt in den Tag und lassen uns von dem Regen auch nicht weiter abschrecken. Eigentlich wollen wir bei Liland ein wenig mit den Hunden wandern, bleiben dann aber irgendwie in Maurnes hängen, weil es dort am Hafen so schön ist. Und hier erwartet uns prompt das zweite Geschenk des Tages – zwei mächtige Seeadler aus nächster Nähe!

Majestätisch!

Weil es uns hier so gut gefällt laufen wir mit den Hunden noch eine schöne Runde am Hafen entlang und durch die Bucht. Unterwegs treffen wir auch hier wieder auf einen beleuchteten Tannenbaum 🙂

Hafen von Maurnes bei Ankunft um 11.30 Uhr
Auch hier wieder ein beleuchteter Tannenbaum 🙂
Hafen von Maurnes bei Abfahrt um 13.00 Uhr

Total beglückt treten wir nun die Heimreise an – es ist wirklich faszinierend, wie viele wunderschöne Dinge wir hier in den täglichen 3 Stunden Tageslicht geboten bekommen.

28.12.2024 – Auf den Strandheia

Okay, vielleicht nicht ganz, denn dafür reicht unser kurzes Zeitfenster an „Tageslicht“ nicht aus 🙂 Ganz rauf sind es 647m, im Sommer/Herbst ist die Strecke mit über 3 Stunden angegeben. Jetzt im Winter zur Hochzeit der Polarnacht haben wir es heute immerhin auf 200m geschafft! Aber auch von da hatten wir einen richtig schönen Ausblick, für den es sich absolut gelohnt hat 🙂

Wie in Norwegen oft üblich führt der Weg über weite Strecken durch ein steiniges Flussbett eines kleinen Bächleins, das bei dieser Witterung über weite Strecken gefroren ist. Wir versuchen daher, möglichst wenig auf dem vereisten Hauptweg sondern etwas daneben zu laufen, werden jedoch immer mal wieder überrascht, weil wir hier dann plötzlich bis zum Knie einsinken. Kurz gesagt: es ist ein bisschen anstrengend und beim Aufstieg fragen wir uns etwas mulmig, wie wir hier wohl heil wieder herunter kommen werden 😉

Es dauert hier nicht lang und wir befinden uns knapp oberhalb der Baumgrenze. Und dort oben scheuchen wir tatsächlich einen Polarhasen auf! Leider ist er so gut getarnt und auch so schnell, dass wir ihn nicht fotografieren können. Polarhasen gehören zu den Tieren der Arktis. Sie leben größtenteils in den arktischen Regionen Nordkanadas und Grönland, kommen aber auch in Nordnorwegen vor. Zum Glück haben die Hunde ihn weder gesehen noch gerochen 😉

Wir wissen ja schon, dass die Norweger echte Wanderer sind, das haben wir im Sommer 2022 schon auf beeindruckende Weise erfahren. Auf dieser Strecke sind wir tatsächlich mehreren anderen Menschen begegnet, die uns sehr leichtfüßig mit Skistöcken oder Steigeisen entgegen kamen. Wir sind dann doch sehr froh, dass wir wahrscheinlich deutlich weniger elegant, aber immerhin heil wieder unten angekommen sind!

Auf dem Rückweg kommen wir an einem Supermarkt vorbei. Irgendwie lässt es uns keine Ruhe, dass wir nun schon zum zweiten Mal in dieser Gegend sind und immer noch keinen Stockfisch probiert haben. Das wird nun mutig nachgeholt! Die Norweger essen ihn wohl auch gerne als Snack ähnlich wie Chips, daher kaufen wir ihn auch in dieser Variante. Er riecht tatsächlich strenger als er schmeckt, aber so ganz erfreuen tut er uns nicht. Die zweite Portion legen wir in Wasser ein und werden sie in 24-36 Stunden einmal testen 😉

Heute ist es recht diesig und daher schon um 13 Uhr fast wieder dunkel. Da der Strom in Norwegen günstig und es um diese Zeit eh fast immer dunkel ist schalten die Norweger die Beleuchtungen ihrer Häuser gar nicht aus, was wir sehr gemütlich finden. Insgesamt können wir uns an den Eindrücken hier gar nicht satt sehen!

In der Polarnacht um 13 Uhr
Diese Motive werden uns absolut nicht langweilig, sie sind auch jeden Tag wieder ein wenig anders…

29.12.2024 – Eindrücke von der anderen Fjordseite

Heute morgen müssen wir uns alle ein wenig aufraffen. Es ist diesig, nass und windig… Da dies nun schon den 5. Tag in Folge so ist beginnt es doch ein wenig zu nerven. Selbst die Hunde wollen heute gar nicht vor die Tür 😉 Doch da wir die Erfahrung gemacht haben, dass es bisher an jedem Tag in unserem kleinen Zeitfenster der „Helligkeit“ auch weitestgehend trocken war raffen wir uns auf, einmal die andere Fjordseite zu erkunden. Und tatsächlich, auf der Fahrt Schnee, Regen und Wind… Als wir ankommen klart es ein wenig auf und ist trocken und auf der Rückfahrt werden wir wieder von Eisregen begleitet. Anscheinend können wir uns in diesem Urlaub auf unser Glück verlassen 🙂

Wir hoffen, dass uns dieses Glück auch noch weitere Nordlichter bringen wird. Durch den dauerhaften Schnee/Regen ist es die letzten Nächte dauerhaft bewölkt gewesen, so dass wir leider nichts sehen konnten. Obwohl unsere App eine extrem hohe Aktivität von Nordlichtern angezeigt hat konnten wir sie hinter der Wolkendecke maximal erahnen. Gestern klarte es kurz auf und wir konnten für einige Sekunden noch etwas sehen, mit ein wenig Glück gelingt es uns heute auch noch einmal.

Immer wieder so schöne Ausblicke

30.12.2024 – Gleiches Ziel wie gestern, aber völlig neue Eindrücke

Heute zieht es uns noch einmal auf die andere Seite unseres Fjordes, wir wollen erkunden, wie es dort weitergeht, denn gestern sind wir ja nicht allzu weit gekommen. Über Nacht hat es recht viel geschneit, der Himmel ist klar, dadurch haben wir viel Helligkeit heute und machen uns auf den Weg.

Wir passieren die Stellen, die wir gestern schon passiert haben und sind sehr fasziniert, denn heute unter der Schneedecke sieht es wieder komplett anders aus als gestern. Allzu weit kommen wir auch nicht, da die Straße in einer Sackgasse endet und wir hier weder eine Möglichkeit zum Parken noch eine Möglichkeit zum Spazierengehen haben. Also geht es wieder zurück in die Gegend, in der wir gestern schon waren. Das ist aber überhaupt nicht schlimm und wir genießen die Ausblicke in vollen Zügen.

Jeder Blickwinkel ist neu und beeindruckend…

Es ist auch faszinierend, wie unterschiedlich die Eindrücke sind. Dies liegt sicherlich am Schnee, aber auch die Färbung des Himmels, die sich hier sehr schnell ändert. Von einer Minute auf die andere zieht es sich mit dichten Schneewolken zu, um dann im nächsten Moment wieder aufzuklaren. Wir haben gewusst, dass die Gegend für ihre schnellen Wetterwechsel bekannt ist, sind aber doch überrascht über die Schnelligkeit.

Wir haben heute einen kleinen Hafen entdeckt, der genau gegenüber von unserem Haus liegt. Dort haben wir einen kleinen Moment verweilt, um bei klarem Himmel zu fotografieren. Kaum 5 Minuten später hat sich der Himmel komplett zugezogen und es schneit ununterbrochen, um dann wieder 10 Minuten später wieder aufzuklaren. Das ist schon beeindruckend!

Dieser kleine Hafen liegt genau gegenüber von unserem Haus auf der anderen Fjordseite.

Heute Abend haben wir übrigens unseren Stockfisch aus seinem Wasserbad geholt und in der Pfanne zubereitet und ich kann euch sagen – es war ausgesprochen lecker!

31.12.2024 – ein Jahreswechsel der besonderen Art

Zur Feier des Jahreswechsels wollen wir heute eine Wanderung von Sortland aus machen. Doch schon nach kurzer Zeit müssen wir unsere Pläne ändern, denn es wimmelt hier nur so vor Hunden. Da unsere beiden kleinen Rumänen damit noch etwas Stress haben beschließen wir kurzerhand, uns anderweitig zu vergnügen und heute lieber im gewohnten Bereich mit ihnen zu laufen. Doch auch die Fahrt bietet uns wieder fantastische Ausblicke, für die es sich allemal gelohnt hat.

Wie fast jeden Tag werden wir auch heute von zwei Elchen und zwei Seeadlern begrüßt! Die Elche standen sehr fröhlich direkt neben unserem Auto an der Straße und hatten sich zwei Heulageballen geöffnet. Die Bilder von ihnen sind tatsächlich aus dem Auto mit dem Handy aufgenommen worden und nicht gezoomt.

Und wieder zwei Seeadler vor malerischer Kulisse…

Auch heute ist die Zeit der Helligkeit recht schnell vorbei und wir kehren langsam wieder zurück. Mit dem Schneefall und dem aufgeklartem Himmel ist es immerhin schon beinahe 1 Stunde länger hell als an den bewölkten Tagen, so dass wir ein Zeitfenster von guten drei Stunden für Unternehmungen haben. Auch als es dunkler wird erfüllen uns die Eindrücke sehr.

Romantische Stimmung bei Sortland
Diese Farben des Himmels sind selbst in der Dämmerung einmalig…

Zu Hause angekommen bereiten wir uns nun auf den Jahreswechsel vor – dieses Jahr haben wir tatsächlich gleich zweimal Raclette 🙂 Obwohl Sortland nicht ganz klein ist haben wir dort den ganzen Tag nicht ein einziges Knallen gehört. Zu Hause hätten wir mit den Hunden schon ab mittags nicht mehr vor die Tür gekonnt, obwohl Malente ähnlich klein ist. Es ist absolut himmlisch! Und in der Nacht zeigen sich dann auch noch einmal die Nordlichter – ein Feuerwerk der ganz besonderen Art :-))

01.01.2025 – Ein Tag voller Highlights

Es ist kaum zu glauben, dass heute schon unser letzter Tag hier oben sein wird. Wir haben uns inzwischen so an diesen Rhythmus hier gewöhnt. Über Nacht gab es wieder ordentlich Schnee, daher müssen wir den Wagen erst einmal ein wenig befreien. Der Himmel ist klar, so dass unser Zeitfenster der Helligkeit heute etwas größer ist. Noch ahnen wir nicht, was uns in dieser Zeit alles geboten werden wird.

Gleich zu Beginn unserer Tour treffen wir die ersten Rentiere in diesem Urlaub. Als wir vor zwei Jahren im Sommer hier waren gehörten sie fast zum alltäglichen Bild hier. Damals haben wir sehr nach Elchen Ausschau gehalten, in diesem Winterurlaub ist es anscheinend umgekehrt. Denn auch heute kreuzt wieder ein kleiner Elch unseren Weg. Und natürlich darf auch das tägliche Treffen mit einem der zahlreichen Seeadler hier nicht fehlen 😉

Schon allein diese tierischen Begegnungen machen uns unheimlich glücklich, sie werden aber auch begleitet von grandiosen Landschaften und herrlichen Himmelsfarben, wir sind vollkommen verzaubert!

Hier hätten wir stundenlang stehen und schauen können, diese tiefe Ruhe und die Farben, sie sich im Wasser spiegeln sind so faszinierend…
In dieser klaren Luft nimmt der Himmel wieder unheimlich schöne Farben an…
Und hier verabschiedet sich das Tageslicht….

Vollkommen beglückt von diesem letzten Tag kommen wir in unserer kleinen Hütte an und beginnen schweren Herzens, langsam unsere Sachen zu packen, denn morgen geht es langsam wieder Richtung Heimat. Die 4 Tage Fahrtzeit werden wir auch brauchen, um all die schönen Eindrücke und Erlebnisse sacken und wirken zu lassen. Und am letzten Abend setzte das Universum tatsächlich noch einmal eins drauf und beschenkt uns mit einem wahren Himmelspektakel – das ist wirklich unglaublich!

02.01.2025 – Langsam geht es wieder gen Süden

Schweren Herzens müssen wir uns heute von unserer kleinen und gemütlichen Hütte hier verabschieden. Wir haben uns schon so an diesen Rhythmus und diese tiefe Ruhe gewöhnt, dass wir ganz froh über die 4 Reisetage sind, die vor uns liegen und an denen uns die Natur hier noch ein wenig begleiten wird. Los geht es heute bei ruhigem Wetter und wir genießen die Aussicht auf die Bergmassive, die alles andere sehr winzig erscheinen lassen.

Ganz klein die Lichter der Autos…

Wieder fahren wir mit der Fähre von Lødingen nach Bognes. Dieses Mal müssen wir die Hunde im Auto lassen, damit ist mir überhaupt nicht wohl. Auf der Hinfahrt durften Hunde problemlos mit nach oben, aber dies ist anscheinend eine andere Fähre. Nun gut, das müssen wir wohl nun so hinnehmen… Zum Glück ist es nicht kalt und auch die Überfahrt dauert nur eine knappe Stunde. Um die Anspannung ein wenig zu vertreiben stehen wir draußen auf dem Deck und lassen uns den kalten Wind um die Nase wehen, während wir die wunderbare Aussicht genießen. Die Hunde haben die Überfahrt offenbar recht entspannt überstanden, obwohl die Leute im Auto vor uns vergessen haben, ihre Alarmanlage auszuschalten…

Bis mittags genießen wir die schönen Ausblicke. Dann beginnt es zu schneien. Es schneit und schneit und schneit, so dass die Fahrt sowohl im Hellen als auch später im Dunklen recht anstrengend ist, weil die Sicht schon sehr stark eingeschränkt ist.

So war die Sicht ab mittags durchgängig…
Und es änderte sich auch nichts, als es dunkel wurde…

Puh, die Fahrt heute war durch den heftigen Schneefall echt anstrengend, streckenweise sind wir komplett im Blindflug gefahren. Vor allem, wenn uns LKWs entgegenkamen und wir in einer aufgewirbelten Schneewolke verschwunden sind… Das hat uns anfangs eiskalt erwischt, nachher hat man sich die Fahrbahnführung schon eingeprägt, so dass man besser damit zurechtkam. Dennoch waren wir froh, als wir abends unsere Unterkunft erreicht haben. Hier waren wir ja auf dem Hinweg auch schon einmal. Doch dieses Mal… Alles dunkel… Keiner da… Auch ans Handy geht niemand… Da saßen wir nun bei -16 Grad abends um 18.30 Uhr im Auto… Glücklicherweise ist die Betreiberin nach kurzer Zeit gekommen und wir konnten aufatmen. Obwohl die Unterkunft dieses Mal nicht so schön war war es auf dem Platz selbst romantisch schön 🙂

03.01.2025 – wieder zurück über den Polarkreis

Auf die Fahrt heute freuen wir uns richtig, es geht ja nun bei Tageslicht über den Polarkreis! Und obwohl es sehr stark geschneit hat scheint der Pass frei und offen zu sein! Über eine Alternative haben wir auch gar nicht so richtig nachgedacht… Tatsächlich ist diese Straße die Hauptverkehrsader in den Norden und wenn der Pass gesperrt ist gibt es keine wirkliche Alternative. Ja, die Norweger leben mit der Natur und ihren Begebenheiten, die kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen und die Dinge werden eben genommen, wie sie sind oder wie das Wetter sie vorgibt. Beneidenswert entschleunigend auf eine ganz besondere Art.

Wir hatten uns eigentlich sehr auf Winterbilder am Arctic Circle Center gefreut, doch hätten wir die Hinweisschilder nicht gesehen hätte man auch beinahe dran vorbeifahren können. Alles tief verschneit und menschenleer. Wir wagen uns zumindest auf einen kleinen Spaziergang mit den Hunden bei eisigem Wind und -18 Grad.

Die Fahrt durch die Tundra über den Polarkreis ist faszinierend. Es ist einfach nur weiß, egal wohin man blickt. Und es ist nicht so richtig zu erkennen, wo der Schnee in den Horizont übergeht und umgekehrt. So etwas haben wir auch noch nie erlebt.

Mittags am Polarkreis auf der Hauptverkehrsader hier
Das Arctic Circle Center tief verschneit – im Sommer sah es komplett anders aus
Einfach weiß über weiß – auch mittags am Polarkreis auf der Hauptverkehrsader 😉

Okay, bei dem eisigen Wind fällt die Tour mit den Hunden entsprechend kurz aus. Es geht weiter und bleibt weiß. vor allem auf den kurvigen Passstrecken hat man eher das Gefühl, in einer Bob-Bahn zu fahren 🙂

Erinnert eindeutig an eine Bob-Bahn 🙂

Am frühen Nachmittag finden wir eine Stelle, wo wir etwas windgeschützt bei immerhin -16 Grad mit den Hunden gehen und zugleich traumhafte Aussichten genießen können.

Noch einmal alles mit allen Sinnen aufsaugen…
Einfach nur schön…
Ja, es ist schon ein bisschen kalt 🙂

Nach dieser schönen Runde liegen nun die letzten Kilometer bis Trondheim vor uns. Hier werden wir heute übernachten. Wir haben ein ganzes Haus in einer sehr charmanten Siedlung für uns. Leider müssen wir uns erst durch den Schnee kämpfen und finden das Haus auch ohne Heizung vor. Trotzdem haben wir noch einen schönen Abendspaziergang inmitten des Schnees hier, den wir sehr genießen und die Nacht ist ein wenig frostig, aber dennoch erholsam.

04.01.2025 – Heute erreichen wir Schweden

Obwohl wir jetzt ja immer weiter nach Süden fahren wird es kälter und kälter… Die Vesterålen und die Lofoten sind durch den Golfstrom bekannt für ihr mildes Klima im Winter. Hier hatten wir immer Temperaturen um den Gefrierpunkt. Doch heute über längere Strecken -23 Grad, das war dann schon etwas unangenehm. Die Kälte hat schon ziemlich im Gesicht gebissen und auch die Hunde hatten Probleme und hätten zum ersten Mal ihren Pfotenschutz gebraucht. Doch da wir heute ja Fahrtag hatten haben wir es auch so geschafft. Obwohl wir ja nun schon mehrere Stunden im beheizten Auto sitzen frieren uns hinten im Auto die Scheiben von innen.

Heute ist für uns auch aus einem zweiten Grund ein besonderer Tag, denn wir haben nun die Polarnacht hinter uns gelassen. Ihr könnt euch überhaupt nicht vorstellen, wie wir den ersten Sonnenstrahl heute wahrgenommen haben. Es war ein Gefühl, als würden sämtliche Sinne explodieren -einfach nur irre! Wir haben dort oben überhaupt nicht das Gefühl gehabt, etwas zu vermissen, aber dieses Gefühl von Helligkeit und Tageslicht ist absolut überwältigend. Wir können erahnen, was die Zeit der Mitternachtssonne für die Norweger bedeutet. Für uns war es im Sommer schon ein grandioses Erlebnis – wie muss es dann für die Norweger sein, die aus der Polarnacht kommen?

Die Sonne!!! Wir haben sie wieder!!!

Was uns unheimlich fasziniert ist die Tatsache, dass über den Gewässern bei – 23 Grad Nebel aufsteigt.

Was für ein Reisetag! Abends kommen wir glücklich und erfüllt von all diesen vielen unterschiedlichen Eindrücken in unserer Unterkunft in Fjällbacka an. Zum Glück ist es sauber, gemütlich und kuschelig warm 🙂

05.01.2025

Nun wird es ernst und geht immer mehr Richtung Heimat. In Fjällbacka starten wir noch mit Minustemperaturen, auf dem Mittagsspaziergang haben wir dann jedoch schon Plusgrade und Tauwetter. Auch die Ausblicke auf der Fahrt sind nicht mehr so spannend. Dafür kommen wir recht gut voran 😉

Norwegen im Winter – ein wirklich unvergessliches Erlebnis

Diese Reise war wirklich ein einmaliges und besonderes Erlebnis!

Wir haben uns ja schon auf unserer Sommerreise 2022 so in dieses wunderbare Land mit all seinen beeindruckenden Naturgewalten und -erlebnissen verliebt. Dies ist durch diese einzigartige Winterreise noch einmal vertieft worden! Es ist einfach eine ganz besondere Erfahrung, mit dem Rhythmus der Natur zu leben und auch zu spüren und zu erfahren, dass die Menschen vor Ort dies ganz selbstverständlich tun. Da wir unsere Reise kurz nach der Wintersonnenwende angetreten haben waren wir an den kürzesten Tagen dort oben in der Polarnacht. Und obwohl die Phasen des Tageslichts recht kurz waren konnten wir unbeschreibliche Eindrücke und Erfahrungen sammeln. Gefühlt sind wir komplett in eine andere Welt abgetaucht, die Zeit dort stand für uns quasi still, daher hat uns weder die lange An- noch die lange Abreise gestört. Auch die Fahrten haben uns etwas entschleunigt und uns geholfen, wirklich anzukommen und uns auch langsam wieder zu verabschieden.

Mit unserer Unterkunft auf den Vesterålen haben wir es sehr gut getroffen und wussten auch den Golfstrom zu schätzen. Bei dauerhaft -23 Grad hätte ich den Aufenthalt sicherlich weniger genießen können 😉

Für all die Erlebnisse dort sind wir unendlich dankbar. Es gibt in Sortland und an anderen Orten die Möglichkeit, Elch-Safaris, Seeadler-Safaris und Polarlichter-Touren zu buchen. Wir hatten das Glück, dass wir all dies direkt vor der Haustür hatten – was für ein Geschenk! Jeden Tag haben wir auf unseren unterschiedlichen Touren Seeadler und Elche sehen können. Im Sommer 2022 haben wir uns noch so gewünscht, einmal einen Elch zu sehen und nun waren sie so zahlreich da. Dafür haben sich die Rentiere eher versteckt gehalten, die haben wir im Sommer sehr täglich und zahlreich getroffen. Man mag es ja auch kaum sagen, aber all die Aufnahmen der Polarlichter sind direkt bei uns vor dem Haus entstanden. Kein stundenlanges Warten in der Kälte, zum Teil haben wir uns nur fix eine Jacke über den Schlafanzug gezogen und sind raus. Und obwohl wir keine Profi-Fotografen sind sind doch ein paar beeindruckende Bilder als Erinnerung entstanden, von denen übrigens keines in irgendeiner Form bearbeitet ist! An diesen Urlaub werden wir sicherlich noch lange denken….

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Mein Rucksack, mein Zelt und ich an der Ostsee und auf Fehmarn

Diese Zeiten sind etwas ganz Besonderes für mich, denn hier bin ich wirklich für mich allein unterwegs. In unserer Welt ist es leider selten geworden, einmal wirklich ganz bewusst Zeit mit sich, der Stille und der Natur verbringen zu dürfen.

Mich erfüllt es immer wieder mit einer tiefen Dankbarkeit und dabei spielt es auch hier keine Rolle für mich, ob ich weiter weg oder unmittelbar vor der eigenen Haustür unterwegs bin. Unterwegs ist unterwegs! Der Kopf wird frei und ich genieße es sehr, mich einfach nur auf das Wesentliche besinnen zu können. Fragen wie „Schaffe ich es bis zum nächsten Schlafplatz?“, „Bleiben Zelt und Klamotten trocken?“, „Kann ich noch irgendwo meine Flasche Wasser auffüllen?“ lassen viele andere Dinge in den Hintergrund treten. Die ersten Tage kämpft mein Körper noch ein wenig mit der ungewohnten Anstrengung und es kostet mich ein bisschen Überwindungskraft dabei zu bleiben. Der Rucksack ist schwer, die Füße tun weh, die Beine schleppen sich… Aber dann gibt es den Punkt, an dem sich das alles wie von Zauberhand auflöst – die Füße laufen von allein, der Rucksack fühlt sich zu mir gehörig an und scheint auf einmal gar nicht mehr so viel zu wiegen. Ab diesem Moment tauche ich so richtig in den Rhythmus meiner Wanderung ein – dieses Glücksgefühl ist schwer zu beschreiben, probiert es doch am Besten selbst einmal aus 😉 Mich macht es beinahe ein bisschen süchtig und es fällt mir oft schwer, danach wieder in den Alltag einzutauchen.

Wie ihr ja inzwischen schon wisst bin ich ein großer Fan davon, die Dinge, die unmittelbar vor einem liegen ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Auf der Insel Fehmarn haben wir schon den einen oder anderen Urlaub verbracht und doch habe ich die Insel auf meiner mehrtägigen Wanderung noch einmal ganz neu kennenlernen dürfen.

13.08.2024 – Anfahrt und erster Start auf der Insel

Nach längerer Pause geht es nun endlich wieder los und ich gönne mir einige Tage Auszeit mit mir, meinem Rucksack, meinem Zelt und der Natur. Die Sonne lacht und ich freue mich riesig auf die Zeit!

Ich starte von zu Hause aus mit dem Bus, was sich ein wenig umständlich gestaltet, da die Anbindungen etwas kompliziert sind. Am späten Vormittag komme ich jedoch ohne größere Umstände in Großenbrode direkt vor der Fehmarnsundbrücke an. Bevor ich mich in mein kleines Abenteuer stürze brauche ich noch eine kleine Stärkung. Auf meine Frage, ob es in der Nähe einen Bäcker gibt werde ich fröhlich losgeschickt mit den Worten „Ja, da vorne gleich!“ Als ich mich dann mit meinem 15kg schweren Rucksack bei 30 Grad auf den Weg mache dämmert mir, dass da vorne sehr unterschiedlich ausgelegt werden kann, zumal ich in die für mich verkehrte Richtung laufe. Aber was soll´s, das werde ich schon schaffen!


Also mache ich mich gut gestärkt auf den Weg und freue mich darauf, mir auf der Brücke den Wind um die Nase wehen zu lassen. Bisher habe ich sie immer nur mit dem Auto überquert. Doch schon nach kurzer Zeit bekommt meine Freude einen kleinen Dämpfer. Aufgrund von Bauarbeiten ist die Brücke für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Es ist ein Shuttle eingerichtet, doch man braucht etwas Geduld… Mir wird ein wenig mulmig, als ich feststelle, dass der Shuttle mich nicht am Ende der Brücke absetzt, sondern etwas weiter ins Landesinnere fährt, wieder in die für mich verkehrte Richtung. Die Radfahrer nehmen es recht gelassen, aber für mich sind ein paar Km Umweg schon eine ganze Menge, zumal ich noch keine Ahnung habe, wie weit ich es mit dem Gepäck schaffe und ob ich mein Tagesziel dann überhaupt erreiche. Aber es nützt ja nichts und ich mache mich auf den Weg. Nach einigen Km treffe ich dann auf die Küste und sofort ist jeder Ärger verflogen…

Zugegebenermaßen ist mir der Trubel hier in Burgtiefe doch etwas zuviel und zu touristisch, aber das Meer begleitet mich und ich sauge die Eindrücke auf. Von jetzt an wir das Meer mich auf meiner gesamten Tour begleiten 🙂

Durch den Shuttle ist es doch etwas später geworden, aber nach insgesamt 5 Stunden erreiche ich den für heute anvisierten Campingplatz Südstrand. Und klar, für mein kleines Zelt und mich haben sie noch ein Plätzchen frei. Ich bin ganz schön geschafft und froh, als ich alles aufgebaut habe. Die Dame an der Rezeption war so beeindruckt davon, dass ich allein zu Fuß mit Zelt und Rucksack unterwegs bin, dass ich den Platz glatt zum halben Preis bekommen habe. darauf gönnen ich mir erst einmal einen Kaffee – dieser kleine Campingkocher ist echt der Hit 🙂

Nachdem ich mein Abendbrot in Gesellschaft von einer Hasenmama und vielen, vielen neugierigen kleinen Hasen-Jungen genossen habe schnappe ich mir mein Buch und genieße die Abendstimmung am Strand.

Erfüllt von diesem Tagesausklang krieche ich erschöpft aber glücklich in meine kleine Koje…

14.08.2024 – Vom Südstrand bis Puttgarden

Als ich am nächsten Morgen aufwache fühle ich mich alles andere als erholt. Die Füße schmerzen, die Beine sind unheimlich schwer und die Nacht auf der ungewohnt harten Isomatte, die zudem leider auch noch Luft verloren hat hat auch nicht zu einer guten Regeneration beigetragen. Der Rucksack erscheint mir schwerer als gestern und ich frage mich gerade, warum genau ich mir dies hier noch einmal antue. Aber während ich mich dies frage bin ich schon unterwegs und die Frage beantwortet sich ganz von alleine. Vom Südstrand aus führt ein kleiner Trampelpfad direkt an der Küste entlang bis zum Leuchtturm Staberhuk. Ich sehe das Meer glitzern, genieße die Ruhe und den wunderschönen Anblick mehrerer Kormorane, die die Stille und die Sonne an der Steilküste genießen.

Bei diesen Ausblicken vergeht die Zeit wie im Fluge und es dauert nicht lang, da bin ich schon am östlichen Zipfel der Insel, am Leuchtturm Staberhuk angekommen. Von hier aus geht es die Küste wieder Richtung Norden nach oben. Auch hier immer wieder traumhaft schöne Ausblicke. Auch für Verpflegung ist gesorgt, beinahe der ganz Weg ist flankiert von riesigen Brombeerhecken, der Genuss der Beeren sorgt immer wieder für einen Frische-Kick.

Auf dem Weg überlege ich schon einmal, welchen Campingplatz ich für heute wohl anpeilen werde. Ich habe die Wahl, entweder den Klausdorfer Campingplatz zu nehmen oder direkt weiter nach Puttgarden zu laufen. der eine Platz erscheint mir ein wenig zu nah, der andere Platz ein wenig zu weit weg. Na ja, erst einmal muss ich sowieso noch ein wenig weiter. Natürlich wieder mit schönen Ausblicken und einer kleinen Mittagspause, in der ich eine Gruppe Alpakas beim Baden beobachten konnte.

Bei all den schönen Ausblicken erreiche ich den ersten Campingplatz doch schneller als gedacht. Es ist allerdings erst 14 Uhr, also eigentlich noch zu früh zum Beenden der Tagestour. Andererseits zieht es pechschwarz am Himmel auf und für den späteren Abend sind Regen und Gewitter angesagt. Nach einigem Überlegen entscheide ich mich für Mut zum Risiko, fülle meine Wasserflasche noch einmal auf und mache mich auf den Weg Richtung Puttgarden, was noch einmal knapp 10km entfernt sein dürfte. Dank meines eingangs schon erwähnten kleinen Kochers kann ich mir aber auch noch einmal eine kleine Kaffeepause genehmigen.

Zum Glück starte ich ein wenig gestärkt in die letzte Etappe der heutigen Tour. Durch die Baumaßnahmen bezüglich der festen Fehmarnbeltquerung ist es gar nicht so einfach, nach Puttgarden zu gelangen. So führen mich die letzten Km dann auf gefühlt endlosen Straßen an unzähligen Baustellen vorbei… Doch ich schaffe es und werde mit einem schönen Platz belohnt!

Sollte es wirklich regnen hätte ich hier sogar ein kleines Dach über dem Kopf und könnte auch mein Frühstück im Trockenen einnehmen. Auch hat dieser Platz Ladestationen, an denen ich nicht nur mein Handy, sondern vor allem auch die Powerbank aufladen kann. Am späteren Abend trudeln dann auch zwei Gesellschafter ein und bauen ihr Zelt ebenfalls auf der Wiese auf. Ein Radler aus Frankfurt, der aus Schweden kommt und ein Biker vom Bodensee, der aus dem Norden Norwegens kommt. Gemeinsam essen wir im Restaurant und tauschen Reisegeschichten aus, das ist ein richtig schöner Abend.

15.08.2024 – von Puttgarden bis zum Flügger Strand

Nach einem gemeinsamen Frühstück machen wir uns dann allesamt wieder auf den Weg. Meine Mitreisenden frühstücken eher spartanisch, ich gönne mir ein paar frische Brötchen mit Marmelade. Zu meiner großen Freude bekomme ich sogar zwei kleine Päckchen Butter dazu 🙂 Es ist einfach schön, wie die Dinge, die zu Hause einfach dazu gehören hier so eine große Freude auslösen können. Denn Butter ist auf so einer Wanderreise eher ein Luxusgut 😉

Heute erwartet mich wieder eine komplett andere Landschaft. ich starte am Naturschutzgebiet Grüner Brink. Hier ist alles grün und ich bin größtenteils allein auf weiter Flur. Irgendwo hinter dem Grün verbirgt sich die Ostsee, die ich dann später wieder treffen werde. Erst einmal genieße ich die Ruhe und die Natur, auch die kleinen Flächen der Heideblüte und stärke mich ordentlich an den zahlreichen Brombeeren.

Naturschutzgebiet Grüner Brink – es erinnert ein bisschen an die Nordseeküste hier

Nach einiger Zeit treffe ich dann wieder auf die Ostsee, auch hier ist es sehr beschaulich und ruhig. Wer die Ruhe und einen kleinen beschaulichen Campingplatz sucht ist hier genau richtig. Beinahe am ganzen Strand entlang kunstvolle Steinbilder bis hin zu riesigen Labyrinthen und Mosaiken.

Nach diesem schönen Stück direkt an der Ostsee lang tauche ich schon wieder in das nächste Naturschutzgebiet Westermakelsdorfer Huk ein. Auch hier ist es wieder weit und grün, mit einem Binnensee und Schafen, wieder komme ich mir ein bisschen vor wie an der Nordsee.

Westermarkelsdorfer Huk

Die Strecke heute hat es in sich… Mein Ziel ist der Campingplatz Flügger Strand, als ich dort ankomme habe ich etwas über 23km zurückgelegt und bin ganz schön ko. Als ich jedoch höre, was ich dort für mein kleines Zelt bezahlen soll bin ich doch kurz geneigt weiterzulaufen. Aber nützt ja nichts… Dafür bekomme ich einen riesigen Stellplatz ganz für mich und kann mich im Shop mit einem kühlen Alster belohnen. Und als ich dann abends mit einem wunderschönen Sonnenuntergang am Strand belohnt werde ist auch das letzte bisschen Ärger verflogen.

Ist das nicht ohne Worte schön?

16.08.2024 – vom Flügger Strand bis Großenbrode

Leider ist für mich heute schon der letzte Tag auf der Insel, was ein bisschen schade ist. Hoffentlich klappt es später mit dem Bus-Shuttle. Doch erst einmal muss ich mich ein wenig sputen, denn meine Wetter-App meldet heute ziemlich viel Regen. Ich kann gerade noch im Trockenen einpacken und frühstücken, dann ziehen die Regenwolken auf. Macht nichts, nach der Wärme der letzten Tage ja irgendwie auch sehr erfrischend 🙂

So langsam bin ich nun doch ziemlich nass und beginne zu frösteln. Leider stelle ich fest, dass das Material meines Rucksackes doch auch ziemlich porös ist. Er begleitet mich seit 1996 und so langsam beschleicht mich das Gefühl, dies hier könnte seine letzte Reise werden. Hoffentlich bleibt bloß der Schlafsack trocken! Als ich Lemkenhafen erreiche wird der Regen immer stärker. Zum Glück gibt es dort die Aalkate, in der ich meine Mittagspause verbringen werde. Und ja, es wird tatsächlich eine etwas längere Pause, denn direkt vor mir ist eine große Busladung Touristen gelandet und möchte essen. Na ja, ich sitze hier warm und trocken und genieße die Pause. Hoffentlich erreiche ich den Bus-Shuttle noch rechtzeitig…

Als ich meine Pause beende tröpfelt es zum Glück nur noch leicht. Nun geht es weiter südwärts. Am südlichen Ende begrüßt mich der Leuchtturm Strukkamphuk. Um die nächste Kurve herum ist die Fehmarnsundbrücke dann schon fast zum Greifen nah. Für mich geht es nun am Sund entlang, ein Stückchen unter der Brücke durch, um dann in Avendorf den Bus-Shuttle zu erreichen.

Heute läuft alles glatt und ich treffe in Avendorf pünktlich auf den Bus-Shuttle, der mich wieder zurück nach Großenbrode auf das Festland bringen soll. Kaum sitzen wir im Bus beginnt es auch schon wieder zu regnen. Die Stimmung unter den Mitreisenden ist gemischt. Zwei Reihen vor mir sitzt eine Mutter mit ihrer Tochter. Beide sind mit dem Rad unterwegs und wollen die Tour abbrechen, weil all ihre Sachen nass geworden sind und sie nun keine Lust mehr haben. Ich bin sehr gespannt, was mich nachher erwarten wird, wenn ich meine Sachen heute Abend auspacke…

Auch als der Bus-Shuttle uns in Großenbrode absetzt regnet es noch und ich suche erst einmal Zuflucht im Edeka-Markt. Meine Wetter-App verrät mir jedoch, dass der Regen schon bald aufhören soll und tatsächlich zeigt sich dann sogar noch die Sonne! Also, schnell weiter bis zum Campingplatz und flugs die nassen Sachen aufhängen! Zum Glück trocknen sie schnell, so dass ich abends schon einen trockenen Schlafsack habe.

Nach all der schönen Beschaulichkeit auf Fehmarn ist es mir hier in Großenbrode definitiv zu trubelig und zu touristisch. Ich versuche dennoch, mir ein ruhiges Fleckchen am Strand zu suchen, um mein Abendbrot zu genießen, was mir auch gelingt, die Abendstimmung am Meer ist einfach immer wieder schön.

17.08.2024 – von Großenbrode nach Johannistal

Ich starte recht ausgeschlafen in den Tag und beschließe, mir heute einmal ein richtiges Frühstück beim Bäcker im Ort zu gönnen, bevor ich mich auf den Weg mache. Ich ahne hier noch nicht, wie sehr mich dies noch freuen wird, denn die Tour wird doch länger als gedacht… Beschwingt laufe ich los und freue mich über die ersten schönen Eindrücke…

Nach einiger Zeit stelle ich jedoch fest, dass ich aus irgendwelchen Gründen wieder direkt an dem Ort angekommen bin, an dem ich losgelaufen bin… Puh, das wären dann schon einmal mehr 1,5 Stunden mehr auf dem Tacho für heute! Aber ich bin ganz gut im Flow, daher kann es mich nicht allzu sehr schocken. Ich laufe zügig bis kurz vor Heiligenhafen und genieße die dortige Ruhe noch bei einer kleinen Kaffeepause.

In Heiligenhafen bin ich viele Jahre nicht mehr gewesen, hatte es immer als netten kleinen und romantischen Küstenort in Erinnerung. Davon ist inzwischen leider nicht mehr so viel zu merken. Es ist sehr voll und leider auch sehr touristisch. Ich bin froh, als ich mich dort durchgekämpft habe und wieder die Ruhe der Ostsee genießen kann. Direkt hinter Heiligenhafen geht es hoch auf die Steilküste. Der Weg hier führt mich mit traumhaften Ausblicken über die Ostsee dann direkt bis zu meinem nächsten Campingplatz in Johannistal.

Es wird doch spät, durch meinen ungeplanten Umweg heute morgen ist die Tour länger als gedacht. Ich überquere nun ein riesiges Naturschutzgebiet mit weidenden Robustrindern. on ihnen bekomme ich jedoch nur die Hinterlassenschaften zu sehen, weit und breit kein Lebewesen sichtbar – so weitläufig ist es hier! Als ich das Terrain der Rinder verlasse treffe ich eine Frau, die mir entgegenkommt und mit der ich ins Gespräch komme. Lustigerweise stellt sich heraus, dass es die Frau ist, die mit ihrer Tochter im Shuttle-Bus vor mir saß. Offenbar haben die Beiden ihr Tour wohl doch nicht abgebrochen. Sie beschreibt mir, wo sie ihr Zelt aufgebaut haben und laden mich ein, mich doch daneben zu stellen, was ich sehr gerne tue. So habe ich auch hier noch ein wenig nette Unterhaltung, das gefällt mir!

So lasse ich diesen Tag ausklingen 🙂

18.08.2024 – von Johannistal nach Blekendorf

Heute starte ich in die letzte Etappe meiner Tour. Im Shop des Campingplatzes bekomme ich alles für ein ordentliches Frühstück, das ich in Gesellschaft meiner Mitreisenden einnehmen kann. Nach dem Frühstück verabschiede ich mich, die beiden wollen noch etwas bleiben und erst am nächsten Tag weiter radeln. Mein Optimismus bekommt heute direkt am Morgen schon einen kleinen Dämpfer. Ich habe gewusst, dass der Campingplatz in Johannistal direkt an ein Militärgelände angrenzt, das erst kurz vor dem Weißenhäuser Strand endet, doch war in meiner Karte ein kleiner Fußweg eingezeichnet, von dem ich mir erhofft hatte, dass es möglich wäre, diesen zu laufen. Leider war dies doch nicht möglich… Also bedeutete dies für mich ca. 8km mit meinem 15kg-Rucksack direkt neben der Landstraße laufen zu müssen… Erst war ich noch sehr entschlossen, habe aber dann doch eingesehen, dass ich mir damit keinen Gefallen tun werde. Ein Blick auf den Busfahrplan sagte mir, dass in Oldenburg ein Bus fährt, der mich bis an den Weißenhäuser Strand bringen kann. Ich musste mich ziemlich beeilen, aber ich habe es geschafft und konnte dann auf der Busfahrt ein wenig verschnaufen, was nach fast 4 km Sprint mit Gepäck auch dringend nötig war.

Der Bus bringt mich mitten in den Touri-Trubel am Weißenhäuser Strand und ich bin sehr glücklich, als ich diesen hinter mir lassen kann. Alleine am Strand gönne ich mir eine kleine Verschnaufpause. Den Rest der Strecke kenne und liebe ich sehr. Sie führt von weißenhaus durch ein wunderschönes Wäldchen die Steilküste hinauf und dort entlang bis zum Sehlendorfer Strand. Dort gönne ich mir noch ein leckeres Fischbrötchen 🙂 Nun muss ich nur noch weiter bis nach Blekendorf, wo ich heute Abend abgeholt werde. Doch als mir bewusst wird, dass ich dafür wieder das Meer hinter mir lassen und an der Straße laufen werde ist meine Begeisterung nicht mehr ganz so groß. Ich habe Glück und das erste Auto hat ein Nachsehen mit mir, so dass ich meine Wandertour ganz entspannt beenden kann.

Insgesamt habe ich das Gefühl, sehr viel weiter und sehr viel länger weg von zu Hause gewesen zu sein. Diese Tage waren so unheimlich kostbar und haben mich sehr reich beschenkt! Sehr oft habe ich von Freunden und Bekannten gehört, wie toll sie es finden und wie gerne sie es auch einmal machen möchten, sich aber irgendwie nicht so richtig trauen. Ich kann nur allen raten: Macht es! Es braucht nicht viel und beschenkt einen so reich, selbst wenn man sich „nur“ unmittelbar vor der eigenen Haustür bewegt! Vielleicht konnte ich ja hier den einen oder anderen ein wenig begeistern bzw. ermutigen 😉 Wenn dem so ist schreibt mir gerne, ich würde mich freuen!

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Wandern in Dänemark – Insel Møn

Es ist immer wieder eine besondere Freude, ganz in der Nähe ein besonderes Kleinod zu finden. Ein bisschen dazu habe ich ja schon in hier geschrieben:
Wandern in Dänemark – Schönheit direkt vor der Haustür

Und die Insel Møn gehört definitiv dazu!
Die Kreidefelsen sind ja schon einigen Leuten ein Begriff, doch kaum Jemand weiß, wie schön und vielfältig die Natur der Insel ist.

Nicht umsonst wurde die Insel im Jahre 2017 zusammen mit den umliegenden Inseln Nyord, Bogø und Farø zum ersten Unesco-Biosphärenreservat Dänemarks ernannt!

Eine weitere Besonderheit auf der Insel ist es, dass einige Bereiche vollkommen frei von Lichtverschmutzung sind, so dass man einen gigantischen Blick auf den Sternenhimmel haben soll. Für uns fast ein Grund, die Insel noch einmal zu besuchen, denn wir hatten leider gerade abends einen stark bewölkten Himmel… Wer Dark Sky Park Møn einmal bei Google eingibt wird sicherlich auch sehr fasziniert sein 🙂

Das was wir auf der Insel sehr gut genutzt haben ist das ausgeprägte Netz an Wanderwegen. Der Camønonoen ist ein 175km langer Wanderweg, der zu seinem größten Teil über die Insel Møn, aber auch über die angrenzenden Inseln Nyord, Bogø und Farø führt. Die App „Oplev Møn“ kann man sich kostenlos herunterladen! Wir haben uns bei unseren Wanderungen stark am Camønoen orientiert, sind in einigen Bereichen aber auch etwas abgewichen.

Sehr erleichtert hat uns auf unseren Touren der kostenlose Bus, der dreimal täglich rund um die Insel fährt. Es gibt einen Fahrplan und feste Stationen, er hält aber auch jederzeit auf Zuruf sowohl zum Ein- als auch zum Aussteigen – das war wirklich ein genialer Service!

Gestartet sind wir unsere Touren vom Campingplatz Møn Strand Camping in Ulvshale. Ein kleiner, familiär geführter Campingplatz, der alles hat, was er braucht. Einfach, aber sauber und freie Platzwahl. Da wir spontan angereist sind hatten wir Glück und haben den letzten freien Platz ergattert. Wie in Skandinavien meist üblich gibt es auch hier einen großen überdachten Bereich mit Kochgelegenheiten und sogar einem Gasgrill für die Zelter.

Der Campingplatz liegt direkt am Strand, der als Møns schönster Strand gilt und dennoch alles andere als überlaufen war. Sehr gerne haben wir abends noch mit einem Glas Wein am Strand gesessen und den Tag Revue passieren lassen. Am ersten Abend sind wir hier sogar von einigen Seehunden begrüßt haben, die immer wieder ihren Kopf aus dem Wasser gestreckt haben – was für ein schönes Erlebnis!

09.07.2023 – Liselund und Møns Klint

Natürlich sind wir am ersten Tag gleich mit der Hauptattraktion gestartet! Mit dem Auto ca. 21 km bis nach Liselund, von hier ging es dann los. Liselund ist vor allem für seinen Park und das Schloss Liselund bekannt. Dieses ähnelt jedoch eher einer Villa und ist der einzige Außenstandort des Dänischen Nationalmuseums auf der Insel Møn. Geöffnet ist es nur für Führungen, aber auch so ist das gesamte Anwesen einen Besuch wert. Für uns war das Gebäude so unspektakulär, dass wir es tatsächlich nur von hinten fotografiert haben 🙂

Vom Schlosspark aus ging es dann für uns runter an den Strand. Die Route ist als beschwerlich gekennzeichnet und das war sie auch 😉 Aber es hat sich gelohnt! Es war schon ein besonderes Erlebnis, die Kreidefelsen einmal von unten und einmal von oben zu betrachten. Es war jedoch auch wirklich anstrengend, wir sind an diesem Tag nur ca. 15 km gelaufen, aber die hatten es in sich. Die Kreidefelsen sind 128m hoch und wir sind mehrmals rauf und runter gestiegen. So hat die Maglevand-Treppe direkt am Geo-Center Møns Klint sage und schreibe 497 Stufen! Und das ja nur in eine Richtung 😉 Denke wir haben es insgesamt auf ca. 1000 Stufen gebracht. Aber es hat sich gelohnt!

Møns Klint ist ein beliebtes Brutgebiet für die seltenen Wanderfalken, die zu den schnellsten Tieren der Welt gehören. Im Sturzflug sind sie bis zu 400km/h schnell. Um die empfindlichen Tiere nicht zu stören durften wir leider, aber verständlicherweise keine Drohnen-Aufnahmen machen. Aber nicht nur Wanderfalken findet man rund um Møns Klint, auch 18 wilde Orchideenarten und den seltenen Schmetterling Quendel-Ameisenbläuling, der nur an diesem Ort in ganz Dänemark zu finden ist. Auf den Strandabschnitten waren viele Fossiliensammler unterwegs, neben Seeigeln sind besonders Donnerkeile (versteinerte Skelettelemente aus dem Hinterleib von Tintenfischen) zu finden. Mehr Infos hierzu findet man unter https://nst.dk/moensklint.
Hier haben wir auch unsere Wanderroute gefunden, wir sind die Nr. 9 Das Reich des Felsenkönigs gelaufen:

Quelle: https://nst.dk/moensklint

Die Kreidefelsen haben uns bis zum Geocenter begleitet, ab da sind wir dann durch das Hinterland zurück nach Liselund gelaufen. Auch das Hinterland hat uns so beeindruckt, dass wir beschlossen haben, diesem noch einmal eine Extrawanderung zu widmen, diese findet ihr dann in der Beschreibung von Tag 7.

10.07.2023 – Regenpause und Ausflug nach Stege

Heute regnet es in Strömen, so dass wir beschließen, uns nach dem Wetter zu richten und den Tag auf uns zukommen zu lassen. Immerhin reicht es für einen trockenen und großen Abendspaziergang und einen Ausflug nach Stege, immerhin ist die Inselhauptstadt nur ca. 7km von unserem Campingplatz entfernt. Stege ist eine charmante und beschauliche dänische Kleinstadt mit ca. 3.800 Einwohnern. Unsere Wanderrouten haben hier öfter begonnen oder geendet, daher ist es uns besonders ans Herz gewachsen. Besonders die süßen Verführungen aus der Bäckerei gehörten täglich dazu 🙂

11.07.2023 – auf dem Camønoen nach Nyord

Heute starten wir direkt vom Campingplatz auf dem Camønoen Richtung Insel Nyord. Leider haben wir auf dieser Tour nicht sehr viele Fotos gemacht, obwohl sie sehr schön war. Auf der Karte sieht man, dass am nördlichen Zipfel der Insel Møn ein größeres Naturschutzgebiet liegt. Hier leben außer den schon bekannten Rindern auch einige Wildpferde, die man allerdings kaum zu Gesicht bekommt, da das Areal sehr groß ist und die Tiere viele Möglichkeiten haben, ganz ihre Ruhe zu haben.

Auf die 5 km² große Insel Nyord gelangt man über einen einspurigen Damm. Zugleich offenbart sich die Weite des dortigen Naturreservats – ein Paradies für Vogelbeobachter. Es gibt dort einen Beobachtungsturm, von dem aus man eine schöne Rundumsicht hat.

Ein Blick vom Vogelturm auf der Insel Nyord

Das Lotsenhaus ist ein kleines Häuschen inmitten von Feldern gelegen und gilt als das Wahrzeichen der Insel. Früher diente es als Ausguck, jetzt soll es das kleinste Museum Dänemarks beherbergen. Leider haben wir dies erst hinterher erfahren und dementsprechend nicht hineingeschaut. Also: Blick hinein lohnt sich wahrscheinlich ebenfalls 😉

Nachdem wir in dem charmanten Ort noch ein Eis gegessen haben machen wir uns auf den Rückweg. Da die lange Straße und der Damm uns zu Fuß kein zweites Mal locken ergreifen wir die Gelegenheit und winken dem kostenlosen Bus, der uns dann bis Stege mitnimmt. Hier stärken wir uns noch einmal mit den schon erwähnten Kuchenteilchen und einem ordentlichen Kaffee, bevor wir dann über den Camønoen wieder zurück zum Campingplatz laufen. Insgesamt haben wir heute ca. 22-23 km zurückgelegt.

12.07.2023 – Rund um die Insel Bogø und eines der größten Hügelgräber

Nach der doch recht langen Tour gestern lassen wir es heute etwas ruhiger angehen. Wir fahren mit dem Auto auf die Insel Bogø und laufen eine selbst gewählte Route von ca. 10km. Sowohl über die Insel Bogø als auch über die Insel Farø erstreckt sich der Camønoen, alle Inseln sind über einen festen Damm miteinander verbunden. Die Insel Farø ist sehr klein und besteht eigentlich nur aus Straßenkreuz und Autobahnzubringer. Die Kiter mögen mir widersprechen, sie finden hier einen beliebten Kitespot, der jedoch auch eher am Damm als auf der Insel selbst liegt. Wir waren jedenfalls ganz froh, dass wir nur mit dem Auto nach Farø gefahren sind, immerhin hat es für ein schönes Bild der zwei bekannten Autobahnbrücken von Seeland nach Falster, den Farøbroerne gereicht. Doch nun ein paar Eindrücke von der Insel Bogø, die wir etwas näher erkundet haben:

Kong Asgers Hoj

Und auf dem Rückweg haben wir noch einen kurzen Abstecher zum Kong Asgers Hoj gemacht. Es ist eines der größten und schönsten Hügelgräber Dänemarks und liegt auf einem Hügel nordwestlich des Dorfes Sprove. Die Kammer ist über einen 7,5m langen Gang begehbar. Man sollte definitiv eine Taschenlampe dabei haben, denn in der Kammer ist es dunkel. Mit 10m Länge und 2m Breite ist sie wirklich beachtlich groß.

13.07.2023 – von Hårbølle Havn nach Stege

Heute starten wir mit dem kostenlosen Bus nach Hårbølle Havn. Kurz haben wir überlegt, ob es möglich wäre, von Hårbølle Havn bis nach Klintholm Havn zu laufen, das wären jedoch 38km gewesen. Und obwohl wir da noch nicht wussten, dass die heutige Etappe es in sich haben wird haben wir uns doch vorab entschieden, nur bis Stege (ca. 25km) zu laufen und dann von dort mit dem Bus wieder zurück zum Campingplatz zu fahren.

Kurz hinter dem kleinen Hafen beginnt dann schon der Wanderweg. Er führt uns durch grüne Ebenen und immer wieder sehr ursprünglich an den Küstenlinien entlang. Durch diese Ursprünglichkeit ist es allerdings auch etwas unwegsam. Immer wieder müssen wir über Steine oder umgefallene Bäume am Uferstreifen klettern. Dazu ist es auch wärmer als gedacht, so dass uns unsere Wasservorräte schneller ausgehen als geplant. Da lange zeit keine Menschen und schon gar keine Häuser in Sicht sind werden wir doch ein klein wenig unruhig. Doch dann führt uns der Weg wieder ein Stück vom Meer über asphaltierte Wege ins Landesinnere. Nach kurzer Zeit taucht ein ganz charmantes kleines Haus auf, in dem wir die Bewohner im Garten werken sehen. Sie freuen sich sehr über unser gebrochenes Dänisch, auch wenn die eigentliche Verständigung dann auf Englisch doch deutlich leichter ist 😉 Ein wenig staunend hören sie sich unsere Routenbeschreibung an und fragen ungläubig, ob wir alles zu Fuß laufen wollen. Tja, wir sehen wohl nicht wie gestählte Wandersleute aus 😉 Bereitwillig werden unsere Wasserflaschen befüllt und wir bekommen sogar noch eine Wegzehrung mit – eine große Tüte mit Kirschen aus dem Garten. Wir haben uns soooo sehr über diese Geste und die köstlichen Kirschen gefreut. Sie haben uns mit ordentlich Kraft versorgt und weiter ging´s dann sehr frohen Mutes!

Gut gestärkt tragen wir es dann auch mit Fassung, dass der Himmel dunkler und dunkler wird. Wir treffen schon nach kurzer Zeit wieder auf das Meer und laufen über Stunden ganz allein an wunderschönen Strandabschnitten. Okay, das Laufen im tiefen Sand über längere Zeit strengt etwas an, aber die Stimmung und die Eindrücke entschädigen für alles!

14.07.2023 – rund um die Møn-Brücke

Da wir gestern doch eine größere Etappe hatten lassen wir es heute etwas ruhiger angehen und laufen einen Teil des Camønoen rund um die Møn-Brücke. Wir fahren mit dem Auto bis nach Store Lind und starten dann den Weg einmal um die Landzunge herum, fast immer an der Küstenlinie entlang.

Nach dieser leichten aber schönen Runde kehren wir glücklich und zufrieden zu unserem Camper zurück.

15.07.2023 – von Klintholm Havn durch das Hinterland und wieder nach Stege

Heute haben wir zum Abschluss noch eine etwas längere Tour geplant. Wir fahren mit dem Shuttle-Bus nach Klintholm Havn und wollen von dort über den Kongsbjerg, Møns Klint und Liselund wieder zurück nach Stege wandern. Møns Klint und Lisleund kennen wir zwar schon, aber es hat uns dort so gut gefallen, dass wir gerne noch ein zweites Mal dorthin zurückkehren. In Kraneled laufen wir hoch zum Kongsbjerg, mit seinen 137m Møns zweithöchster Punkt. Da der Himmel hier sehr dunkel ist und es hier wenig Lichtverschmutzung gibt ist er auch Teil des Dark Sky Parks und eignet sich hervorragend zur Sternebeobachtung. Es ist ziemlich heiß heute und der Anstieg zwar nicht lang, aber doch recht steil, so dass wir uns oben angekommen über den angenehmen Wind sehr freuen!

So eine schöne und erfrischende Aussicht hier oben

Vom Kongsbjerg aus laufen wir nun wieder auf dem Camønoen über Møns Klint nach Liselund, was uns auch ein zweites Mal absolut begeistert!

Von Liselund aus soll es nun für uns zurück nach Stege gehen. Der Weg ist nun nicht mehr ganz so schön und dadurch, dass wir ihn komplett auf Asphalt laufen auch ganz schön heiß. An einem Dolmen gönnen wir uns eine kurze Pause und sind sehr fasziniert.

Mit jedem Kilometer, den wir laufen dämmert es uns, dass wir uns für heute vielleicht etwas zu viel vorgenommen haben, die Wärme ist wirklich drückend. Kurzerhand entschieden wir uns, es ab Borre per Anhalter zu versuchen. Und wir haben Glück! Es hält eine sehr rüstige ältere Dame und erbarmt sich unserer. Als wir ein wenig über die Hitze und unsere Strecke von 23km stöhnen stimmt sie uns gut gelaunt zu und erzählt, dass ihre Wanderung von 18km auch ganz schön anstrengend war bei der Wärme. Da haben wir dann etwas beschämt das Thema gewechselt 😉 Dank dieser netten Dame sind wir also ganz bequem nach Stege gekommen und hatten auch noch Elan für einen kleinen Stadtbummel zum Abschluss des Urlaubs. Stege ist wirklich ein hübsches und charmantes Städtchen, das hat uns richtig gut gefallen!

Glücklich und zufrieden lassen wir den Abend vor unserem Camper ausklingen. Leider geht es morgen schon wieder zurück nach Hause, aber wir werden sicherlich noch einmal wieder kommen 🙂

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Rundreise

Abenteuer Norwegen – einmal bis zum Nordkapp und wieder zurück

Nun ist es soweit… Vor zwölf Jahren wollten wir diese Reise ursprünglich antreten, doch immer kam uns etwas dazwischen…. Aber wie heißt es doch so schön… was lange währt wird endlich gut! Und so war es auch 🙂

Da wir keine so genaue Vorstellung hatten, was uns in Norwegen erwartet und absolut überwältigt waren von der Schönheit und Vielseitigkeit dieses Landes möchte ich dies zum Anlass nehmen, unsere Erlebnisse hier mit euch zu teilen!

Begleitet werden wir auf dieser einmaligen Reise von unserem 17jährigen Jack Russel Shaggy, der zum Glück ein leidenschaftlicher Autofahrer und ein begnadeter Camper ist!
Wir ziehen den Hut vor ihm, er hat diese lange und auch anstrengende Reise wirklich bravourös gemeistert, was für ein Geschenk, dass wir diese Erlebnisse noch mit ihm teilen konnten!

Für mich ist Norwegen eindeutig ein Land, in dem Naturgewalten erleb- und spürbar sind. Grüne Fjorde, karge Berge, blaues Wasser, karge Tundra, die mondähnliche Felslandschaft auf Magerøya, die karibikähnlichen Strände auf den Lofoten und den Vesterålen mit ihren malerischen Häusern… Kein Tag war wie der andere… An einem Tag standen wir bei 8 Grad an karibikähnlichen Stränden, am nächsten Tag bei knapp 30 Grad in Schnee und Eis… Wir haben Gletscher bestaunt, uns zwischen diesen riesigen Berg- und Eismassen wie kleine Ameisen gefühlt, haben uns beim Wandern in den Bergen verausgabt, sind im Dovrefjell auf den Spuren der Moschusochsen unterwegs gewesen, haben in Andenes auf einer Walsafari Orcas beobachten können… So viele Erlebnisse in 4 Wochen, die ich hier gerne mit euch teilen möchte, um sie auch selber noch einmal durchleben und richtig begreifen zu können.

Insgesamt sind wir ca. 8.000 km unterwegs gewesen, es war also kein Entspannungsurlaub 😉 Wir haben es bis auf den nördlichsten Campingplatz der Welt geschafft und sind zu Fuß bis an den nördlichsten Punkt Europas gewandert, dafür haben wir das Nordkapp als touristisches Ziel glatt außen vor gelassen und es nicht bereut 😉

Bevor ich euch nun in Wort und Bild mit auf die Reise nehme liegt mir noch eine Sache am Herzen, die es zu Norwegen anzumerken gilt. Vielen Campern fällt beim Stichwort Norwegen sofort das Jedermannsrecht ein und die meisten Menschen denken, dass man daher überall wild campen dürfe. Dies ist jedoch ein Missverständnis, das bei den Einheimischen für reichlich Unmut sorgt. Das Jedermannsrecht gilt lediglich für Nicht-Motorisierte, sprich Wanderer und Radfahrer. Diese dürfen daher ihr Zelt auch wild aufschlagen. Für alle anderen gilt wie auch hier bei uns, dass das wilde Campen verboten ist, worauf auch vielfach hingewiesen wird und was denke ich auch respektiert werden sollte.

Daher haben wir die Nächte auf Campingplätzen verbracht. Die Campingplätze in Norwegen sind einfach, aber in der Regel sauber und mit ca. 35€ für 1 Wohnwagen und 2 Personen auch relativ günstig. Auf den meisten Campingplätzen gibt es ebenfalls einfache Hütten zu mieten, so dass eine Reise durch Norwegen auch gut mit dem PKW möglich ist. Anders als bei uns verfügt auch beinahe jeder Campingplatz über eine große Gemeinschaftsküche und einen Aufenthaltsraum, was bei dem zum Teil recht unbeständigen Wetter für die zahlreichen Zelter ein großer Pluspunkt ist.

11.06.2022 – Es geht los…

Nun ist es soweit, nach 12 Jahren Wartezeit sind wir auf unsere Hochzeitsreise gestartet! Und ich schreibe zum 1. Mal in meinem Leben ein Reisetagebuch 🙂
Wir sind zunächst unterwegs in Dänemark, voller Vorfreude sitze ich am Steuer unseres Wohnwagengespanns. In Hirtshals dann ein kleiner Schreck… Unsere Fähre ist nirgendwo angeschlagen. Zum Glück alles okay. Langes Warten am Check In, dafür einen Platz in erster Reihe und das große Los, die Fähre als Erstes verlassen zu dürfen. Daher sind wir am Ziel in Kristiansand auch schnell durch den Zoll, denn wir brauchen für Shaggys Einreise dort noch einmal das grüne Licht. Hinter uns kamen dann die anderen 400 Fahrzeuge… Glück gehabt!

Vollgas voraus!

Die Fjord FSTR ist eine als Katamaran gebaute Schnellfähre und hat uns ziemlich beeindruckt. Zum Einen ist sie so groß, dass wir mit unserem langen Gefährt ganz bequem im Laderaum wenden konnten, obwohl sämtliche Reisebusse schon vor uns eingeparkt hatten. Zum Anderen war sie wirklich beeindruckend schnell. 145 km Seeweg haben wir in 2 h 15 Minuten zurückgelegt. Zum Vergleich: nach Amrum sind es ca. 24 km in derselben Fahrzeit.

Obwohl die See an sich sehr ruhig war hat das Schiff wahnsinnig geschaukelt. Den selig vor sich hin schnorchelnden Shaggy mussten wir das eine oder andere Mal vor torkelnden und schwankenden Menschen beschützen. Zum Glück ist alles gut gegangen und von uns auch keiner seekrank geworden!

Nichts für nervöse Mägen 😉

Die erste Nacht verbringen wir auf einem urig-rustikalen Campingplatz in Sandnes. Wir genießen den Blick auf den Fjord, die Berge und den Luxus einer heißen Dusche am Ende eines langen Reisetages!

12.06.2022

Der erste Fahrtag in Norwegen beschert uns die ersten malerischen Ausblicke, auch das recht trübe Wetter mit Temperaturen um die 11 Grad kann unsere Faszination und Freude nicht trüben.

Unsere zweite Nacht verbringen wir vor einem geschlossenen Campingplatz in Fitjar. Wenn man von der Fabrik neben uns absieht ist die Aussicht ganz schön 😉

13.06.2022

Am nächsten Morgen geht es gestärkt weiter. Zunächst nach Bergen, wo wir uns einen Transponder für die Maut und die Fährregistrierung abholen. Bei der Menge an Fährverbindungen und Mautstrecken, die wir nutzen werden eine schöne Möglichkeit zu sparen 😉
Die Stadt macht einen einladenden Eindruck, leider ist mit unserem Gefährt das Parken schwierig, so dass wir ohne ein Foto weiter fahren.
Die Landschaft ist selbst bei 9 Grad und Regen soooo schön, dass man es kaum beschreiben kann!

Heute steige ich aus meiner Komfortzone und übernehme das Steuer unseres Gespanns, damit mein lieber Ehemann die Eindrücke auch einmal auf sich wirken lassen kann. Es macht Spaß und ich bin richtig stolz! Das Fahren hier ist so eine Sache und erfordert doch Einiges an Konzentration…. Engpässe, Serpentinen, lange Tunnel und entgegenkommende LKWs, es läuft wie am Schnürchen.

Obwohl wir noch gar nicht so weit gekommen sind kommen jetzt schon die ersten schneebedeckten Gipfel in Sicht, die Landschaft wird rauher und rauher. Ein wenig erinnert es an Österreich. Die Kühe werden zum Melken über die Straßen getrieben. Auf einer Wegstrecke laufen sie sogar frei im Bereich der Fahrbahn.

Abends erreichen wir unseren Campigplatz in Byrkjelo. Er liegt umgeben von schneebedeckten Gipfeln. Wir freuen uns nun erst einmal auf eine heiße Dusche und dann darauf, hier morgen einen Tag zu verweilen und die Gegend zu erkunden.

14.06.2022 Gletscherwanderung zum Briksdalsbreen

Heute bleiben wir in Byrkjelo, wir haben unseren Aufenthalt um eine Nacht verlängert. Diese Ruhephase tut auch gut. Morgens regnet es noch, aber schon die erste Runde mit Shaggy klappt im Trockenen. Nach einem gemütlichen Frühstück starten wir mit Shaggy eine kleine Tour durch den Ort. Danach muss er eine Weile auf uns warten, hier ist es von Vorteil, dass es nicht so heiß ist.

Wir brechen also ohne Shaggy auf in Richtung Briksdalsbreen, um eine Wanderung zum Gletscher zu unternehmen. Nach 1 Stunde Fahrt mit malerischen Ausblicken kommen wir an.

Der mächtige Plateaugletscher Jostedalsbreen ist der größte Gletscher auf dem europäischen Festland. Er hat eine Ausdehnung von 474 qkm (Jahr 2006), ist ca. 40km lang, ca. 15 km breit und hat stellenweise eine bis zu 500m dicke Eisdecke. An einigen Stellen kann man zu Fuß die verschiedenen Gletscherzungen erreichen. Unsere Gletscherzunge, die wir zu Gesicht bekommen ist relativ klein, aber immerhin. Vielleicht schaffen wir es auf dem Rückweg ja noch, etwas mehr mit den Gletschern auf Tuchfühlung zu gehen.

Die Wanderung bis an die Gletscherzunge heran dauert ca. 1 Stunde. Die Wege sind größtenteils gut begehbar, nur an einigen Stellen müssen wir ein wenig klettern. Für diejenigen, die nicht so gut zu Fuß sind gibt es auch die Möglichkeit, mit einem Elektrowagen hinaufzufahren. Dementsprechend voll ist es natürlich auch, zumindest für norwegische Verhältnisse 😉

Alles in allem hat sich der Ausflug gelohnt, dennoch sind wir froh, wieder etwas Abstand zu den vielen Touristen gewinnen zu können. Als wir den Gletscher verlassen ziehen dicke Wolken rein und es wird sehr diesig. Glück gehabt, für uns war die Sicht perfekt 🙂

Bevor wir an den Parkplatz kommen geht es noch einmal vorbei an den gewaltigen Wasserfällen, die mit 10.000 Litern pro Sekunde herunterdonnern – was für ein Schauspiel!
Auf der Rückfahrt beginnt es dann zu regnen – wieder Glück gehabt 🙂

Unser Plan, auf dem Campingplatz ein Bad im 25 Grad warmen Pool zu nehmen geht leider nicht auf. Er ist geschlossen, es ist zu kalt. Dafür gönnen wir uns einen Salat an der Salatbar, fahren die Markise aus und werfen den Grill an – auch schön 🙂 Zwischendurch klart es auf und die Sonne lässt sich kurz blicken. Zum 1. Mal seit wir angekommen sind. Das macht Hoffnung auf mehr! Bei freundlichem Himmel und Vogelgezwitscher lassen wir den Abend mit unseren Büchern gemütlich ausklingen. Morgen geht es weiter!

15.06.2022 Trollstigen und Geiranger Fjord

Heute haben wir keine sehr lange Strecke, dafür aber umso mehr Höhenmeter geschafft. Vorbei ging es zunächst noch einmal an den malerischen Ausblicken von gestern, dieses Mal allerdings bei strahlendem Sonnenschein.

Wir sind mutig und wählen den Weg über den Trollstigen. Mit dem Wohnwagen sind wir fast die Einzigen 🙂

Es ist ein wirklich unvergessliches Erlebnis, zunächst schrauben sich die Serpentinen immer weiter hoch – und oben angekommen erwartet uns eine riesige Schneelandschaft. Am Straßenrand sieht man die Kante, die für die Autos freigefräst wurde, sie ist deutlich höher als das Auto selbst!
Unter Schnee und Eis kann man hellblau die Fjorde glitzern sehen. So etwas haben wir wirklich noch nie zuvor gesehen – irre….
Von jetzt auf gleich sind wir in einer komplett anderen Welt! Es ist kaum zu glauben, aber all die Fotos sind innerhalb eines halben Tages entstanden 🙂

An Geiranger fahren wir schnell vorbei, da es doch sehr voll und touristisch ist. Es geht dann wieder bergauf… Im Fjord liegt ein Kreuzfahrtschiff – kein seltener Anblick hier. Von oben hat man einen gigantischen Blick über den Fjord. Schnell noch ein paar Fotos geschossen und weiter, auch hier ist es sehr voll.

Diese Fahrt war wirklich ein einmaliges und eindrucksvolles Erlebnis, auch wenn ich froh bin, dass sie vorbei ist. Es war teilweise doch bös eng und unsere Bremsen haben ordentlich gestunken, aber gut gehalten! Doch gut, dass wir vorher noch beim TÜV waren!

Die zweite Tagesetappe fahren wir dann ganz entspannt bis nach Malmefjorden auf den Campingplatz Bjølstad, der klein und idyllisch direkt am Fjord liegt. Leider sind wir in Bezug auf das Wetter etwas zu optimistisch und verzichten darauf, bei der netten Dame an der Rezeption wunderschöne selbst gestrickte Wollsocken zu kaufen, was wir in den nächsten Tagen noch das eine oder andere Mal bereuen werden.


Nach einer Dusche, die unfreiwillig mehr oder weniger kalt geblieben ist machen wir es uns im Wohnwagen gemütlich. Tatsächlich ist es hier schon taghell über Nacht. Sonnenuntergang ist um 23:36 Uhr, Sonnenaufgang um 03:27 Uhr. Wir sind schon gespannt auf die Mitternachtssonne, die wir hoffentlich bald erleben werden!

16.06.2022

Am nächsten Morgen verlassen wir unseren Campingplatz in Malmefjorden und fahren weiter gen Norden. Unser 1. Stopp ist Trondheim, denn wir haben festgestellt, dass unsere Gasflaschen an Bord nicht ganz so voll sind wie wir dachten. Aufgrund des doch eher kühlen und durchwachsenen Wetters ist es uns doch lieber, etwas mehr Vorrat dabei zu haben. Da die Gasflaschen in Norwegen ein anderes System haben, kann man sie vor Ort nicht tauschen. Es gibt aber einige Stationen, die die vorhandenen Flaschen mit einem Adapter auffüllen, das klappt zum Glück reibungslos!

Nun wollen wir noch ein paar Kilometer Richtung Norden schaffen und geben Gas. Die Landschaft hier wirkt sehr lieblich, im Gegensatz zu den schroffen Felsen, die wir gestern zu Gesicht bekommen haben. Viele Seen, Inseln, alles ein wenig steinig, riesige Nadelwälder.

Wir genießen die Fahrt, die Straßen sind gut ausgebaut, so dass wir zügig vorankommen. Nach ca. 600km erreichen wir Harran mit seinem Campingplatz, der direkt am Fluss Namsen liegt. Dieser Fluss hat uns schon eine längere Zeit begleitet, er ist sehr bekannt in der Gegend, weil er einen großen Bestand an Lachsen und Forellen aufweist. Da die Fahrten in Norwegen irgendwie immer sehr viel länger dauern als geplant erreichen wir unser Quartier recht spät, werden aber mit einem schönen Stellplatz und strahlender Abendsonne belohnt. Schnell die kurzen Hosen raus und ran an den Grill! Dazu ein schönes Glas kühlen Weißwein und die Anstrengungen des Tages sind vergessen…

17.06.2022

Nord-Norwegen und Polarkreis

So langsam bekommen wir Routine in unseren Abläufen und Streckenplanungen und es beginnt, so richtig Spaß zu machen! Gut ausgeruht starten wir heute weiter Richtung Norden. Schon nach kurzer Zeit passieren wir den Eintritt nach Nord-Norwegen! Der Fluss Namsen begleitet uns noch 2-3 Stunden weiter und bietet herrliche Ausblicke, an denen man leider nicht fotografieren kann.

Nun sind wir ganz im Norden und gehören damit zu den „echten“ Norwegen-Urlaubern 😉

Für unsere Mittagspause finden wir heute eine schöne Bank am Wasser. Das erste Mal, dass wir mittags draußen essen können! Am frühen Nachmittag überqueren wir dann den Polarkreis. Hier ist es karg und schneebedeckt. Eine typische Landschaft einer Tundra.

Nach den obligatorischen Fotos geht es dann weiter. Schon nach 30 Minuten Fahrt bekommen wir wieder ein sattes Grün zu sehen. Diese raschen Wechsel von Landschaften und Temperaturen sind echt beeindruckend! Eine ganze Zeitlang fahren wir an einem Fluss entlang, der uns durch sein himmelblaues Wasser ins Auge sticht. Kurz bevor sich Straße und Fluss trennen finden wir tatsächlich eine Parkbucht, so dass wir direkt ans Wasser herankönnen, um Fotos zu machen!

Nach all diesen wunderschönen Erlebnissen, bei denen alles so wunderbar zueinander passt ist es im nachhinein auch klar, dass eine Panne, die wir unterwegs hatten auch ein gutes Ende nahm… Nachdem ich das Beifahrerfenster heruntergelassen habe streikte der elektrische Fensterheben und das Fenster blieb weit offen. Nach einigem Herumprobieren entscheiden wir uns doch dazu, den Pannendienst zu rufen. Während wir auf die Verbindung warten probiere ich es noch einmal und siehe da – das Fenster geht zu! Nun bleibt es auch erst einmal geschlossen… Die nächste Werkstatt wäre 300 km entfernt gewesen, was in Norwegen schon beinahe einer Tagesstrecke entspricht 😉

Nach den Erlebnissen dieses Tages kommen wir gut gelaunt und erfüllt von den schönen Eindrücken auf dem Campingplatz Strømhaug in Straumen an. Die Sonne scheint und wir sitzen alle 3 vor unserem Camper und genießen es!

Heute wird der erste Tag sein, an dem die Sonne für uns nicht untergeht! Vom Polarkreis bis zum Nordkapp sind es (ohne Umweg über die Vesterålen und die Lofoten) ca. 1049 km. Im gesamten Bereich nördlich des Polarkreises geht die Sonne fast zwei Monate (ca. Mai-Juli) nicht unter. Ich kann euch schon einmal verraten, dass dies ein einmaliges und aber auch für den Körper sehr verwirrendes Erlebnis ist. Fast zwei Wochen lang haben wir es nachts taghell gehabt und konnten 24 Stunden in die Sonnenstrahlen blicken, sofern sie nicht vom Wolkenhimmel verdeckt wurde. Es war wirklich verrückt, Müdigkeit kannten wir nicht, so kamen wir abends um 23 Uhr noch auf die Idee, einen längeren Spaziergang zu machen und am Nordkapp in die Berge zu kraxeln, es war ja schließlich taghell. Zum Schlafen musste man sich nahezu zwingen, denn Lust hatte darauf weder der Körper noch die Seele, aber ein bisschen Schlaf muss ja dennoch sein. Oft haben wir darüber nachgedacht, wie es hier wohl den Einheimischen geht. Für sie ist die Mitternachtssonne ja auch eine Belohnung für den kalten, langen und dunklen Winter, denn hier geht die Sonne über denselben Zeitraum gar nicht auf. Dafür gibt es in dieser Zeit die Nordlichter zu bestaunen. Wer weiß, vielleicht fahren wir im Winter noch einmal her, ich werde dann berichten 😉

18.06.2022

Die Vesterålen

Als wir am nächsten Morgen aufwachen bekommt unsere gute Laune einen kleinen Dämpfer. Es regnet in Strömen und regnet sich dabei richtig ein. Also fahren wir in strömendem Regen weiter zu den Vesterålen, vorbei an vielen schönen Ausblicken, die wir jedoch aufgrund des nassen, dunklen und dunstigen Wetters nicht fotografieren können. Das ist sehr schade und wir kommen etwas enttäuscht auf den Vesterålen an. Der erste Campingplatz ist sehr schön gelegen, bietet jedoch keinerlei Service. Kein Ansprechpartner vor Ort, Sanitärräume viel zu klein und eher den Charakter einer Bahnhofstoilette und kein freier Steckerplatz für Strom. Dazu kalter Wind, der einem bei 9 Grad um die Ohren pfeift… Das gefällt mir nicht, wir fahren weiter…Der nächste Campingplatz ist jedoch nur halb so schön gelegen und zudem ausgebucht. Nach einigem Hin und Her beschließen wir, doch wieder zurück nach Andenes auf den ersten Platz zu fahren. Und wir werden belohnt! Finden doch noch einen freien Platz in toller Lage, eine freie Strombuchse und bei genauerem Hinschauen auch all die Fotomotive, die unterwegs an uns vorbeigerauscht sind. Bei all dem nehmen wir die Nachteile der „Bahnhofs-Klo“- ähnlichen Waschräume auch auf uns, für zwei Nächte müssen wir dann eben das meiste im Wohnwagen erledigen…

Wir stehen direkt am türkisblauen Wasser, hören das Meer rauschen und erfreuen uns an den schönen Felsformationen. Der Wind hat nachgelassen und die Temperaturen sind zwar nicht im Entferntesten karibisch, aber für uns als Norddeutsche immerhin annehmbar. Nach dem Essen machen wir noch einen ausgiebigen Spaziergang, es bleibt ja hell! Es tut gut, sich jetzt auch einmal wieder die Beine zu vertreten. Gemütlich laufen wir die 4km zum Hafen in Andenes, von wo aus wir morgen auf eine Wal-Safari starten werden. Zurück laufen wir am Wasser und treffen auf unbeschreiblich malerische Buchten mit türkisblauem Wasser und weißen Sandstränden, die vollkommen unberührt sind.

Mit einem Blick auf dieses Panorama schlafen wir ein…

19.06.2022

Wal-Safari in Andenes

Heute bin ich schon sehr aufgeregt, denn heute geht es los zur Wal-Safari. Ich bin soooo gespannt, ob wir wirklich Wale sehen werden und auch, ob wir genügend warme Kleidung am Bord haben. Der Veranstalter hat es wie eine arktische Expedition angekündigt und darauf hingewiesen, dass man sich entsprechend kleiden soll. Da wir ja in den Sommerurlaub gefahren sind und diese Tour eine spontane Idee war bleibt zu hoffen, dass die Klamotten, die wir zusammenkratzen konnten reichen werden. Normalerweise können die Teilnehmer sich vor Ort warme und wasserdichte Overalls leihen, dies ist zur Zeit wegen Corona nicht möglich. Unsere Zwiebelschalen müssen also reichen!

Morgens ging es erst einmal eine ausführliche Runde mit Shaggy los, denn zur Wal-Safari konnte er nicht mitkommen und musste entsprechend lange im Camper auf uns warten. Zeitansage war – es dauert solange wie es dauert… Also wichtig, dass wir Shaggy gut versorgt zurücklassen. Der Vormittag war noch ziemlich dunstig…

Nachdem wir Shaggy müde, satt und zufrieden wissen machen wir uns auf zur Wal-Safari. Sehr wichtig war uns hier, dass es eine Organisation ist, die sich eher an den Tieren als an den Touristen orientiert Zum Glück haben wir diese in Andenes gefunden. Ein Team von Meeresbiologen forscht hier und leistet wichtige Aufklärungsarbeit. Auf der Safari wurde immer wieder gesagt, dass sie die Tiere respektieren und nicht zu nah heranfahren, um diese nicht zu stören. Eine für mich sehr beruhigende Einstellung.

Und in diesem Sinne begann die Tour auch mit einer Museumsführung, bei der uns eine junge Meeresbiologiestudentin die Wale schon einmal sehr anschaulich nahegebracht hat. Das Ganze wurde tatsächlich in 3 Sprachen (norwegisch, englisch und deutsch) angeboten. Ein schöner Einstieg in die Expedition! Nach dem Museum ging es dann aufs Schiff (übrigens ein altes Walfang-Schiff im Original) und dann mit ordentlich Seegang hinaus aufs Meer! Leider haben wir unterwegs auch Teilnehmer einer anderen Wal-Safari getroffen, die mit Speedbooten mitten in die Tiere hineingefahren sind, während unser Schiff die Tiere still auf sich zukommen lassen hat. Es lohnt sich also, die Herangehensweise der Anbieter zu hinterfragen, denn letztendlich sollte das Wohl der Tiere doch immer an erster Stelle stehen!

Auf dem Weg nach draußen haben wir Papageientaucher und Eissturmvögel vorbeifliegen sehen. Auch für Papageientaucher ist diese Gegend sehr berühmt. Auf einem Felsen in der Nähe unseres Nachbarortes nisten zu diesem Zeitpunkt an die 10.000 Paare. Sowohl die Eissturmvögel als auch die Papageientaucher leben ausschließlich auf dem offenen Meer, lediglich zum Brüten kommen sie kurzfristig an Land. Die Eissturmvögel haben uns nahezu die gesamte Fahrt begleitet, und das war eine ganze Weile… Zum Glück hat es nicht geregnet, es hätte keine Möglichkeit gegeben, diese Zeit drinnen zu verbringen. Das Ausharren in der Kälte hat sich aber gelohnt!

Nach ca, 2 Stunden Fahrt tauchte eine Gruppe Orcas auf, was um diese Jahreszeit eher etwas Besonderes ist. Es war ein tolles Erlebnis, eine Gruppe von 15-20 Tieren, die uns beinahe eine Stunde begleitet haben und dabei immer wieder sehr nahe ans Schiff kamen. Sogar ein Jungtier haben wir sehen können! Eines der Tiere war ein stattliches Männchen mit einer sehr mächtigen Rückenflosse. Es war wirklich ein einmaliges Erlebnis, diese schönen und gewaltigen Tiere mitten im Atlantik zu treffen und begleiten zu dürfen! Ich hoffe, dieses kleine Video berührt euch ebenso, wie es uns berührt hat… Es wirkt fast so, als hätten die Wale auch ein bisschen Spaß an uns, oder? 😉

Whale Watching in Andenes

Kleine Anmerkung bezüglich des Seeganges… Auf unsere Nachfrage hin wurde uns gesagt, dass wir einen Tag mit sehr ruhiger See erwischt haben 😉 Zum Glück sind wir seefest, was nicht alle von sich behaupten konnten… So konnte die auf der Rückfahrt angebotene warme Gemüsesuppe nicht jeden locken und denjenigen, die sich eine Portion geholt haben ist es aufgrund des Seeganges auch nur halbwegs gelungen, sie gefüllt an den Platz zu bugsieren…


Nach insgesamt 5 Stunden auf See sind wir vollkommen durchgefroren, aber sehr glücklich und erfüllt wieder in Andenes angekommen. Auf der Einfahrt in den Hafen haben wir sogar noch einen Seeadler erspähen können! Insgesamt ein rundum gelungener Tag!

Zum Glück hat Shaggy die lange Zeit ohne uns entspannt verschlafen und somit gut überstanden! Nachdem mir überhaupt nicht mehr warm wurde hat Semjon sich bei 8 Grad Außentemperatur in das karibisch aussehende Wasser gestürzt. Fazit: Ich war am nächsten Tag krank, er nicht 😉 Aber für dieses einmalige Erlebnis nehme ich dies mehr als gerne in Kauf!

20.06.2022

Die Lofoten

Heute verlassen wir Andenes und fahren weiter auf die Lofoten. Der Tag gestern steckt uns Beiden noch ziemlich in den Knochen und wir sind müde. Leider habe ich mich auch erkältet und friere immer noch, so dass ich die Sitzheizung schön auf die höchste Stufe drehe. Zunächst können uns die Lofoten auch nicht so sehr begeistern, denn die Vesterålen hatten es uns ja schon sehr angetan. Doch es dauert nicht lange, da zeigen sich die Lofoten auch in voller Pracht mit all ihren schillernden Wasserfarben, schroffen Bergwänden und felsigen Inseln. Schlagartig ist die Müdigkeit verflogen!

Ein weiteres Highlight waren drei Elche, die auf einmal neben uns direkt am Straßenrand auftauchten! Leider konnten wir nicht halten… Elche sind sehr scheu und auf unserer Reise haben wir mit einigen Urlaubern gesprochen, die schon sehr lange nach Norwegen fahren und noch nie einen Elch gesehen haben. Was werden wir in diesem Urlaub doch reich beschenkt!

Schon am Nachmittag beziehen wir unseren Campingplatz in Flagstad. Es ist ein sehr moderner und für norwegische Verhältnisse recht luxuriöser Platz mit einem tollen Sandstrand und mächtigen Felsen im Hintergrund.

Auffallend sind die zahlreichen Surfer, es weht aber auch ein mächtiger Wind, wie wir später noch erfahren werden…
Nach einem Kaffee machen wir einen Spaziergang nach Ramberg. Die frische Luft und die Bewegung tun einfach nur gut! Dazu der Geruch des Meeres und die wahnsinnig schönen Ausblicke, hier können wir uns sicherlich zwei Tage wohlfühlen!

Gegen Abend eine kleine Einschränkung… der Wind frischt extrem auf… der Wohnwagen poltert und wackelt, so haben wir es noch nie erlebt… Die Markise knallt gegen den Wohnwagen, so dass uns Angst und Bange wird… Aber ändern können wir jetzt auch nichts mehr… Hoffentlich können wir bei dem Getöse schlafen und hoffentlich bleibt alles heil…

21.06.2022

Zum Glück hatten wir eine ruhige Nacht und der Sturm hat keine Schäden hinterlassen. Als wir aufwachen regnet es jedoch sehr, so dass wir einen gemütlichen Vormittag im Camper verbringen. Zu meiner großen Freude hat Semmi das Video vom Whale Watching geschnitten, es ist eine perfekte Erinnerung an dieses tolle Erlebnis mit den Orcas! Der ruhige Vormittag tut uns auch gut, mir steckt die Kälte ganz schön in den Gliedern und wir sind beide auch etwas ko.

Am frühen Nachmittag fahren wir los in Richtung Å, also zur Südspitze der Lofoten. Hier sehen wir dann auch die obligatorischen großen Gestänge, an denen der Stockfisch getrocknet wird und können beim Fotografieren eine Nase voll kosten 😉

Faszinierend finden wir, dass die trocknenden Fische ganz offen hängen, so dass auch durchaus der ein oder andere Vogel draufsitzt und daran pickt. Probiert haben wir ihn leider nicht, dafür waren wir etwas geizig. Eine Packung mit 200g Stockfisch sollte an die 30,00 € kosten. Da unsere Nase uns schon verraten hat, dass unser Gaumen ihn sicherlich nicht sonderlich lieben wird haben wir davon dann doch Abstand genommen. Die Lofoten gelten als die Hauptproduktiosregion des Stockfisches, doch wird er wohl in ganz Norwegen begeistert konsumiert. Tatsächlich legen die Norweger den Fisch auch gerne wieder in Wasser ein, dann kann man ihn am nächsten Tag wie frischen Fisch zubereiten und aus den 200g Trockenfisch werden auch locker mal 1,3 kg. Das ist natürlich schon sehr praktisch, wir versuchen es dann vielleicht beim nächsten Mal 😉

Im südlichen Teil der Lofoten bekommen wir dann auch die berühmten Lofotendörfer zu Gesicht, die wir schon ein bisschen vermisst haben. Sie sind tatsächlich nur im südlichen Bereich zu finden, das sollte man als Reisender wissen. Wir fanden diese Dörfer umwerfend entzückend, daran hat auch das graue Wetter keinen Abbruch getan… Wobei… Vielleicht war es auch gerade dieses graue Wetter, das den Charme der Dörfer noch einmal unterstrichen hat!

In Å, also am südlichsten Zipfel angekommen parken wir das Auto und drehen eine kleine Runde mit Shaggy. Dabei entdecken wir, dass es einen kleinen Pfad auf den Berg hinauf gibt. Dieser ist mit Shaggys Buggy jedoch nicht passierbar, so dass wir erst die gemeinsame Runde mit Shaggy beenden und danach noch einmal fix ohne ihn heraufkraxeln. Der Ausblick lohnt sich, die Natur ist wirklich gigantisch!

Auf dem Rückweg halten wir bei dem einzigen Fischhändler, den wir auf unserer Reise bisher gefunden haben und kaufen ein schönes Stück Lachs. Während es abends auf dem Grill liegt bewacht Semmi es sehr genau. Gestern haben die Möwen bei den Nachbarn den Lachs vom Grill geholt. Das saß vor allem Semmi noch ziemlich in den Knochen 😉

Nach dem Essen kommt sogar noch ein wenig die Sonne heraus, ein so schöner Anblick! Heute Nacht erleben wir hier wieder die Mitternachtssonne, das ist wirklich einmalig. Die Nacht ist taghell, auch wenn es im Gegenlicht des Fotos wie Abenddämmerung wirkt. Zum Vergleich der Berg hinter uns, der mitten in der Nacht von der Sonne angestrahlt wird.

Schweren Herzens heißt es nun Abschied nehmen von den Lofoten… Andererseits freuen wir uns aber auch wieder sehr auf das, was uns erwarten wird!

22.06.2022

Lyngenalpen

Am nächsten Morgen machen wir uns dann wieder auf den Weg und fahren weiter Richtung Nordkapp. Ca. 1.000 km liegen jetzt noch vor uns und wir wollen heute ein gutes Stück schaffen. Leider kämpfe ich schon wieder mit einer leichten Erkältung und hänge ein wenig in den Seilen. Vielleicht gar nicht so schlecht, einen Tag im Auto zu verbringen. Die Fahrt dauert recht lang, belohnt uns aber immer wieder mit traumhaften Ausblicken. Recht spät am Abend kommen wir in Skibotn an und beziehen unseren Platz am Lyngenfjord mit Blick auf die Lyngenalpen.

Nach dem Abendessen machen wir noch einen Spaziergang nach Skibotn, der uns allen Dreien sehr gut tut. Hier merken wir jetzt auch, dass wir uns dem Nordkapp in großen Schritten nähern, beinahe vor jedem Haus entdecken wir ein Schneemobil. Oft fragen wir uns, wie es wohl sein muss, in dieser Region im Winter zu leben. Wer weiß, vielleicht kommen wir ja noch einmal wieder, die Polarlichter sind sicherlich auch eine Reise wert!

In Skibotn kommen wir am Heimatmuseum vorbei, vor dem mich eine Skulptur eines Mushers mit seinen Schlittenhunden anspricht. Sie ist Leonhard Seppala gewidmet, der 1877 in Skibotn geboren wurde und 1910 in Alaska die Zucht des Siberian Huskys begründete. Seppala war mit seinem Leithund Togo Teil der Hundeschlittenstafette, die 1925 während einer Diphterieepidemie in Nome Antitoxin in den Nordwesten Alaskas gebracht hat. Obwohl Seppala dabei den gefährlichsten Abschnitt und die mit Abstand längste Strecke zurücklegte wurden vorwiegend Gunnar Kaasen und sein Leithund Balto zu Helden gemacht, was Seppala als unerträglich bezeichnete.

23.06.2022

Magerøya – auf dem nördlichsten Campingplatz der Welt

Am nächsten Morgen sehen wir zu, dass wir zeitig loskommen, es liege noch knapp 500 km bis zum Nordkapp vor uns. Wirklich verfahren kann man sich hier kaum noch…

Eine ganze Zeit begleiten uns die Lyngenalpen, bis wir schließlich in die norwegische Tundra kommen. Schon eine längere Zeit fallen uns die Verkehrs- bzw. Ortsschilder auf, auf denen neben dem norwegischen Namen auch der finnische und höchstwahrscheinlich auch der samische Name angegeben wird. Mit Beginn der Tundren fahren wir an einigen Sami-Shops vorbei, in denen Souvenirs wie Rentierfelle oder Geweihe verkauft werden.

Es dauert nicht lange, bis am Straßenrand die erste Rentierherde auftaucht. Wow! Wir sind ganz traurig, dass sie sehr scheu waren und zügig die Flucht ergriffen haben, bevor wir sie aufs Foto bekommen konnten. Noch ahnen wir nicht, dass uns die Rentiere noch lange und nah begleiten und uns sogar auf unserem nächsten Campingplatz besuchen kommen werden.

Je weiter wir nach Norden kommen desto unwirklicher wird die Landschaft. Wir haben das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Oder auf dem Mond, das trifft es vielleicht am ehesten 😉 Seit wir die Insel Magerøya erreicht haben fahren wir durch eine völlig karge und menschenleere Kraterlandschaft – Faszinierend!

Um 20.15 Uhr erreichen wir dann nach 10 Stunden Fahrt unseren anvisierten Campingplatz, der kurz vor dem Nordkapp liegt. Wir haben wieder einmal richtig Glück! Obwohl wir nicht reserviert haben können sie noch ein freies Plätzchen für uns organisieren. Als wir einparken wollen steht direkt neben uns eine Gruppe von Rentieren, die sich absolut nicht stören lassen.

Wahnsinn, wir haben es wirklich auf den nördlichsten Campingplatz der Welt geschafft! Und dieser hat sogar noch ein Restaurant, was in Norwegen eher selten der Fall ist. Zur Feier des Tages gönnen wir uns eine Pizza und ein Gläschen Wein – was für ein Fest!

Nach dem Essen spazieren wir mit Shaggy noch ein wenig durch Skarsvåg mit seinem kleinen Hafen. Das Städtchen liegt umgeben von kleinen Bergen, die einen schönen Ausblick auf diese Mondlandschaft hier bieten. Kurzerhand bringen wir Shaggy gegen 23 Uhr zurück in den Wohnwagen und kraxeln noch einmal hinauf! Es bleibt ja schließlich hell… Vor dem Schlafengehen gibt es noch eine Dusche, bei der die Duschzeit nicht begrenzt ist, ein weiterer ungewöhnlicher Luxus in diesem Land! Auf allen vorigen Campingplätzen mussten wir Duschmarken kaufen, mit denen wir dann eine begrenzte Zeit warmes Wasser hatten. Und natürlich war der Münzeinwurf immer außerhalb der Duschkabinen zu finden 😉 Glücklich und erfüllt genießen wir noch ein Glas Wein und freuen uns auf den morgigen Tag!

24.06.2022

Auf zum Nordkapp

Nach dem Frühstück starten wir heute zum Nordkapp, was ca. 10 km von unserem Campingplatz entfernt liegt!
Doch kaum angekommen müssen wir unsere Pläne schon ändern. Ohne Eintritt kommt man weder auf den Parkplatz noch auf den berühmten Felsen mit dem noch berühmteren Globus. 28,00 € pro Person ist es uns dann doch nicht wert, also Kommando zurück und mit Shaggy dieselbe Strecke wieder zurück zum Campingplatz. Ist aber nicht schlimm, diese Mondlandschaft ist einfach so fantastisch, dass ich stundenlang hier fahren könnte. 🙂

Nachdem Shaggy seinen seniorengerechten Spaziergang absolviert hat und versorgt ist schmieren wir uns ein paar Brote und packen unseren Wanderrucksack. Dann geht es eben zu Fuß zum wirklich nördlichsten Punkt Europas, zum Knivsjellodden.

Die Wanderung ist mit 9km pro Strecke angegeben. Zeit genug für mich, mich an dieser kargen Mondlandschaft satt zu sehen! Zum Glück haben wir vorher nicht gewusst, wie beschwerlich die Strecke ist. Es geht durchweg über Geröll, dann kreuzen wir 2 Schneefelder und hangeln uns die letzten 2 km über schräg zum Wasser abfallende Felsen.

Am Ziel angekommen tragen wir uns in das Gästebuch ein. Wahnsinn, wie viele heute schon vor uns hier waren! Wir packen unsere Brote aus und gönnen uns eine Verschnaufpause. Dabei genießen wir den Blick über die Bucht. Und dann, es ist kaum zu glauben tauchen tatsächlich mehrere Orcas auf! Was für ein Geschenk! Beseelt von diesem Erlebnis machen wir uns auf den Rückweg.

Ca. 1,5 Stunden vor dem Ziel plagen mich so stechende Schmerzen in der Brust, dass mir Angst und Bange wird, schließlich habe ich vor weniger als 8 Wochen noch mit einem Pneumothorax im Krankenhaus gelegen. Etwas in der Art wäre hier wirklich saublöd… Zum Glück haben wir Schmerzmittel an Bord und die Panik ebbt langsam ab… Nach dieser Anstrengung belohnen wir uns den 2. Abend in Folge mit einer Pizza und einem Glas Wein in dem gemütlichen Restaurant auf unserem Campingplatz, der übrigens der nördlichste der Welt ist 😉 Krass und irgendwie unwirklich, dass wir es tatsächlich bis hierher geschafft haben! Abends kommen dann noch einmal die Rentiere zu Besuch! Morgen geht es weiter…

25.06.2022

Ab hier wieder gen Süden

Es ist kaum zu Glauben, dass wir jetzt langsam wieder Richtung Heimat fahren. Es macht so unglaublich viel Spaß, hier unterwegs zu sein. Aber es nützt nichts, wir starten heute wieder in südlicher Richtung. Da ich immer noch Schmerzen in der Brust habe ist es vielleicht ganz gut und irgendwie beruhigend, aber auch schade. Heute belohnt uns das Wetter mit durchgängig Sonnenschein und Temperaturen um die 15 Grad, so dass die Rückfahrt uns noch einmal ganz andere Ausblicke beschert als die Hinfahrt, obwohl es dieselbe Strecke ist.

Wir kommen zügig voran und erreichen den Campingplatz Olderelv in Skibotn am frühen Nahmittag bei fast schon sommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein. Ein Plus dieses Platzes ist die Sauna, die kostenlos genutzt werden kann. Während unsere Wäsche vor sich hin wäscht verbringen wir die Zeit in der Sauna. Ich lerne hier von einer finnischen Dame, wie die Finnen saunieren und stelle fest, dass dies eher etwas für Hartgesottene ist 😉 Geplättet fallen wir abends in die Federn. Mal schauen, wo wir morgen wieder landen werden!

26.06.2022

Heute geht es wieder ein paar Kilometer voran, wir wollen jetzt gerne zügig in den südlichen Bereich kommen, wo wir wieder ein wenig verweilen wollen. Die Sonne begleitet uns und wir genießen die Fahrt. Nach der kargen Landschaft auf Magerøya wirken das Grün und das Blau, das wir auf der Herfahrt eher zur Kenntnis genommen haben bombastisch in ihrer Farbenpracht. Das Thermometer klettert über 25 Grad und wir können uns in der Mittagspause Stühle und Tische rausstellen und die Aussicht auf einen hellblau sprudelnden Fluss genießen.

Wir kommen auch noch an einem Sami-Shop vorbei, der jedoch sehr touristisch ist. Aber einen kurzen Blick auf die handgemachten Sachen aus Rentierfellen ist es allemal wert.

So gegen 20 Uhr erreichen wir dann unseren Campingplatz in Nordnes. Ein uriges Holzgebäude mit grünem Dach sowie einem kleinen Restaurant und Souvenirshop. Es ist immer noch sehr heiß und ich bin ziemlich ko. Meine Lunge bereitet mir immer noch etwas Sorgen, das Schmerzmittel und die Hitze tun ihr Übriges. Also schnell ein paar Nudeln in den Topf und dann genießen wir die kühlere Abendluft draußen.

Der Genuss ist jedoch recht schnell vorbei, denn die Kriebelmücken kommen und treiben uns schnell wieder nach drinnen. Shaggy lässt sich davon allerdings überhaupt nicht beirren und liegt selig ausgestreckt auf seinem Camper-Kissen. Es ist schön, ihn dabei zu beobachten 🙂

27.06.2022

Nach dem Frühstück brechen wir auf, aber nicht ohne eine Møsbrømlefse zu probieren. Es ist eine ganz besondere Spezialität, die es nur hier in der Gegend Salten gibt. Lefse ist ein dünnes Fladenbrot aus Kartoffeln, Roggen- oder Weizenmehl in unterschiedlicher Zusammensetzung. Kennzeichnend für Møsbrømlefse ist die Verwendung von Braunkäse (norwegisch brunost). Er wird aus der Molke gekocht und erhält seine braune Farbe vom karamellisierten Milchzucker. Mein Fall ist es ehrlich gesagt nicht so sehr, aber Semmi findet Gefallen dran 😉

Auf der Fahrt klettern die Temperaturen nun tatsächlich auf 31 Grad. Es ist dazu wahnsinnig schwül, was uns dazu veranlasst, möglichst viel Zeit im klimatisierten Auto zu verbringen. Lediglich beim Überqueren des Polarkreises steigen wir noch einmal aus. Es ist einfach zu schön, dieses Mal in Sandalen und kurzer Hose mitten im Schnee zu stehen!

Abends erreichen wir unseren Campingplatz in Føllingstua. Unterwegs haben wir Lachs und Fiskekaker erstanden, die wir uns auf den Grill legen. Was für ein Festessen bei nun angenehmeren Temperaturen. Wir genießen den Abend sehr!

Ein wenig bedauern wir jedoch, dass die Sonne heute das erste Mal wieder untergehen wird. Der Polartag war schon ein wirklich besonderes Erlebnis!

28.06.2022

Auf in den Dovrefejell – allerdings mit kleinen Hindernissen

Heute war nicht so sehr unser Tag… Shaggy ist heute schon um kurz nach 6 Uhr aufgewacht und hat Gras gefressen und sich dann übergeben müssen. Unglücklicherweise muss sich ein Grashalm so blöd in der Kehle verkantet haben, dass er ihn nicht mehr losgeworden ist. Eine ganze Zeit panisches Würgen und wir hellwach. Als wir losfuhren begann es in Strömen zu regnen und hörte auch gar nicht mehr auf. Wir konnten gerade noch ein Foto der bunten Häuserzeile in Steinkjer machen, die auch in unserem Reiseführer so abgedruckt ist.

Semmi hatte sich sehr darauf gefreut, Trondheim zu sehen. Wir haben extra eine Stelle außerhalb gesucht, um den Wohnwagen abzustellen und sind dann freudig mit dem PKW in die Stadt gefahren. Doch als wir nach fast einer Stunde immer noch keinen Parkplatz gefunden hatten während es wirklich Bindfäden regnete haben wir aufgegeben. Dazwischen immer mal wieder hektisches Röcheln von Shaggy und die Frage, ob wir nicht doch besser eine Tierklinik aufsuchen müssen, um den Halm entfernen zu lassen. Das hätte aber eine Vollnarkose bedeutet, was bei einem 17jährigen Hund ja nun auch nicht ohne Risiko ist. Kurz gesagt: Wir waren alle miteinander echt bedient…

Nach ca. 6 Stunden Fahrt in wirklich strömendem Regen erreichen wir unseren Campingplatz Furuhaugli im Dovrefjell. Eine kleine Schotterpiste führt von der E6 mitten ins Nirgendwo. Von der Landschaft sehen wir vor lauter Wasser und Dunst zunächst einmal nichts… Der Campingplatz ist rustikal mit vielen Hütten, sehr urig und passend in diese Gegend. Leider ist alles nass, so dass wir uns erst einmal in den Wohnwagen verkrümeln. Shaggy röchelt weiterhin kurzzeitig vor sich hin, aber es scheint insgesamt besser zu werden.

Nach dem Abendessen klart der Himmel dann auf und wir können noch einen Abendspaziergang in dieser schönen Gegend machen. Das was wir da sehen macht wirklich Lust auf eine Wanderung morgen! Zu unserer riesengroßen Erleichterung scheint auch Shaggy sein Problem gelöst zu haben und ist frohen Mutes mit uns unterwegs! So kann der neue Tag kommen, ich bin gespannt, ob wir Moschusochsen oder Elche zu Gesicht bekommen werden!

29.06.2022

Dovrefjell – im Reich der Moschusochsen

Als wir aufwachen scheint die Sonne – Hurra! Anfangs ist es noch etwas diesig, aber nach dem ersten Kaffee mache ich mich auf zum ersten Aussichtspunkt und ich habe Glück und entdecke eine Elchkuh mit ihrem Jungtier in den Sümpfen vor unserem Campingplatz! Was für ein schöner Start in den Tag!

Das Frühstück konnten wir draußen genießen und am Mittag machen wir uns auf den Weg. Da es zu heiß ist, um Shaggy im Wohnwagen zu lassen versuchen wir, den Moschusochsen-Trail mit dem Buggy zu laufen. Schon nach kurzer Zeit stellen wir fest, dass dies aufgrund des felsigen Untergrundes nicht möglich ist und müssen leider umkehren…

Als Alternative wandern wir zur Snøhetta, einem bekannten Aussichtspunkt, von dem aus ein toller Blick über das Dovrefjell auf uns wartet. Ein gut geschotterter ca. 1,5 km langer Weg führt hinauf. Er ist relativ gut mit dem Buggy begehbar, wobei ich leicht reden habe, denn Semjon schiebt ihn die ganze steile Anhöhe hinauf 🙂
Da der Weg recht komfortabel und auch kurz ist teilen wir ihn mit einigen anderen Leuten. Aber es lohnt sich, von oben hat man eine traumhafte Aussicht über das Fjell!

Und wir haben Glück: In der Aussichtshütte hat eine Rangerin ihre professionelle Kamera aufgebaut und siehe da – wir sehen doch noch Moschusochsen! Sie sind zwar mit 1,5 km recht weit weg, aber auch durch unser Fernglas zu erkennen, wenn man weiß, wo man suchen muss. Ich zähle insgesamt 9 Tiere, darunter kann ich 3 Jungtiere und einen mächtigen Bullen erkennen – was für eine tolle Überraschung!

Am Nachmittag treffen wir wieder auf dem Campingplatz ein und können noch ein wenig die Sonne genießen. Nach dem Abendbrot schaue ich noch einmal in die Sumpfgebiete und tatsächlich – ein großer Elch ist recht nah dran zu sehen! Da ich immer mehr Gefallen an einer Moschusochsen- und Elchsafari finde beschließen wir, evtl. spontan noch eine Nacht länger zu bleiben. Dann könnte ich auf Safari gehen und Semjon würde sich mit Shaggy einen Ruhetag vor dem Camper gönnen. Da der Ranger, der diese Safaris leitet auf dem Campingplatz zu Hause ist kann ich diesen Abend noch nachfragen gehen. Leider findet am nächsten Tag keine Safari statt und noch länger wollen wir hier nicht bleiben. Wir werden also wohl noch einmal wiederkommen müssen 😉

Für diejenigen, die sich für solch eine Safari interessieren und dies in einem kleinen Rahmen machen wollen ist der Campingplatz Furuhaugli als Ausgangsort sehr zu empfehlen. Eingeplant sollte ein ca. 4-6 Stunden langer Fußmarsch, je nachdem, in welchem Gebiet die Moschusochsen sich aufhalten. Natürlich kann man auch auf eigene Faust das Gebiet erkunden, doch dabei sollte man vorsichtig sein, denn es geschehen doch immer wieder Unfälle mit Touristen, die den Tieren zu nahe kommen. Leider neigen die Moschusochsen weniger zur Flucht als zum Angriff, wenn sie sich bedroht fühlen, daher sollte man immer mindestens 200m Abstand halten. Die Tiere sind schon sehr imposant, in dem Gebäude auf dem Campingplatz gibt es einige ausgestopfte Exemplare zu sehen. Kaum zu glauben, dass die Moschusochsen tatsächlich zu den Ziegen gehören.

Da die Safari für mich leider ausfällt fahren wir morgen weiter. Inzwischen sind wir von den Mücken doch auch ganz schön zerstochen, ein Nachteil der angrenzenden Sumpfgebiete, die allerdings ja auch die Elche gerade an heißen Tagen zur Abkühlung locken. Vielleicht sehen wir morgen auf der Fahrt ja noch einmal welche, das wäre toll!

30.06.2022

Ein Souvenir musste sein 😉

Stabkirche Lom und auf ins Jostedal

Es ist kaum zu glauben, dass wir erst heute morgen im Dovrefjell losgefahren sind… Nun sitzen wir in Gjerde vor unserem Camper und hören einem rauschenden Fluss zu, dessen Wasser himmelblau und glasklar ist. Dabei schauen wir auf Berge und Schnee. Wieder eine ganz andere Welt!

Zum Abschied hat uns in Furuhaugli übrigens sogar noch ein Elch gegrüßt, auf den wir direkt zugefahren sind! Dann haben wir einen Zwischenstopp in Lom gemacht, um uns die dortige Stabkirche anzusehen.

Danach ging es dann weiter Richtung Jostedalsbreen. Dieses Mal hatte ich das Vergnügen, die Serpentinen mit Gespann zu fahren! Der Unterschied zwischen denen am Trollstigen war nicht allzu groß, aber zum Glück fahre und rangiere ich inzwischen sehr routiniert mit dem Gespann!

Und wie typisch in Norwegen…. In Lom haben wir noch verzweifelt nach Schattenplätzen für Shaggy Ausschau gehalten und zwei Stunden später stehen wir mitten in Eis und Schnee, das ist schon irre! Die nachfolgenden Bilder sind allesamt an einem Tag entstanden!

Heute genießen wir den Abend vor unserem Camper, morgen werden wir hoffentlich noch ein bisschen was vom Gletscher sehen! Schön wäre es, wenn es nicht allzu heiß wird, damit wir Shaggy im Wohnwagen lassen können. Die Wege zum Gletscher werden vermutlich nicht mit dem Buggy zu befahren sein. Mal schauen, wir werden bestimmt eine für alle gute Lösung finden!

Unsere Nachtmusik 🙂

01.07.2022

Wanderungen zu den Gletschern

Heute wachen wir wieder auf unserem Campingplatz im Jostedal auf, ein beliebter Ausgangspunkt für zahlreiche Gletscherwanderungen. Und offenbar zieht es auch viele Profis hierher. Vor den Hütten auf dem Campingplatz sieht man sehr viel professionelles Kletter-Equipment und schon am frühen Morgen machen sich mehrere kleine Gruppen auf den Weg. Offenbar wollen sie wirklich richtig in oder auf den Gletscher. Auch dies ist hier möglich, erfordert aber natürlich eine professionelle Ausrüstung und eine fachkundige Führung. Wir halten uns da eher an die Wege, die man gefahrlos allein zu Fuß besteigen kann 😉

Die Sonne scheint und wir wollen probieren, den Weg zum Bergsetbreen mit Buggy zu laufen. Doch schon nach kurzer Zeit müssen wir aufgeben und umkehren… Also brauchen wir einen Plan B…

Semmi startet die 2,5 stündige Wanderung zuerst und ich entspanne mit Shaggy vor dem Wohnwagen und danach tauschen wir und ich wandere allein zum Gletscheraussichtspunkt. Ein bisschen mulmig ist mir schon, vor allem wegen meiner Lunge, doch ich raffe mich auf und stelle mich meinen Ängsten!

Zuerst geht es malerisch durch ein uriges Birkenwäldchen. Danach lichtet es sich etwas und ich laufe eine Zeitlang direkt am Gletscherfluss entlang. Als ich feststelle, dass vor mir noch zwei andere Wanderer sind fühle ich mich auch gleich nicht mehr so angespannt. Doch nach einiger Zeit drehen diese um und ich stehe allein an der Stelle, wo man nicht sehen kann, wo der Weg weitergeht. Von dieser Stelle hat Semmi schon berichtet und ich probiere ihn anzurufen, um ihn nach Orientierungspunkten zu fragen – kein Empfang… Kleiner Anflug von Panik… Es ist schon blöd, mit diesen Lungenproblemen in der Pampa zu stehen und zu wissen, dass mir auch das Handy hier nicht helfen würde. Aber ich bekämpfe meine Angst und gehe weiter. Am Ziel angekommen bin ich sehr stolz auf mich!

Vor mir Berge und Gletscher, rechts und links hohe grüne Berge und hinter mir endlose grüne Weite! Die Euphorie währt allerdings nicht allzu lang, denn als ich mich auf den Rückweg machen will finde ich den Weg nicht mehr… Immer noch keinen Empfang… Und wieder ein kleiner Panikanflug… Atmen und dagegen an kämpfen… und gewinnen!

Und nach kurzer Zeit den Weg gefunden! Die Wege sind insgesamt nur mäßig gekennzeichnet. An vielen Stellen geht es über Geröllfelder oder einfach mitten in einem Flusslauf entlang, so dass man hier von Stein zu Stein hüpfen muss. Da am Zielpunkt mehrere Flussläufe waren brauche ich ein wenig, um den richtigen zu finden. Nach 2,5 Stunden komme ich stolz und glücklich wieder am Parkplatz an. Keine Minute zu früh, denn in diesem Moment beginnt ein kräftiger Regen – Glück gehabt!

Als der Regenguss vorbei ist ist es deutlich abgekühlt, so dass wir Shaggy im Wohnwagen lassen und unsere zweite Wanderung für heute starten – diesmal geht es zusammen zum Nigardsbreen! Wieder wird mir mit meiner Lunge etwas mulmig, denn nun heißt es wirklich kraxeln…

Die Tour und die Aussichten sind phänomenal und kaum in Worten zu beschreiben! Solche Naturgewalten und ein paar Menschen wie kleine Ameisen mittendrin. Es ist so schön und so beeindruckend, dass wir absolut fasziniert sind! Je näher wir an den Gletscher kommen desto stärker tosen die Wassermassen herunter, was für ein Spektakel! An dieser Stelle kann man wirklich bis an den Gletscher heran. Gigantisch!

Naturgewalten pur – auch einige Menschen zum Größenvergleich im Video zu sehen

02.07.2022

Tag der Stabkirchen

Heute geht es weiter in den Nationalpark Jotunheimen, übersetzt als „Heimat der Riesen“. Es ist das höchste Gebirge Norwegens und Skandinaviens. Insgesamt gibt es über 20 Gipfel mit mehr als 2300 m Höhe. Viele davon liegen dicht beieinander, so dass sie eine sehr imposante Silhouette bilden. Auf dem Weg nach Jotunheimen wollen wir uns die bekannte Stabkirche in Borgund anschauen. Spontan taucht aber mitten auf unserer Route die Stabkirche in Kaupanger auf. Diese Gelegenheit lassen wir uns nicht entgehen und machen auch hier einen kleinen Zwischenstopp.

Beeindruckend sind die mehr als 1000 Jahre alten Holzsäulen. An den Wänden finden sich noch Malereien aus der Ursprungszeit, die jetzt nach und nach verblassen.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt kommen wir nach Borgund. Hier steht die ursprünglichste und besterhaltenste Stabkirche, die eines der ältesten Holzgebäude in Europa darstellt.. Wahnsinn, was in dieser Zeit (erbaut um 1180) alles aus Holz gefertigt wurde. In aufwändiger Kleinarbeit! Die unzähligen Dachschindeln und die Dachnägel, alles aus Holz. Dazu viele aufwändige Schnitzereien.

Nach diesem Besuch geht es weiter in die Gebirge der Jotunheimen. Malerische Aussichten, phasenweise erinnert die Landschaft sehr an Schottland, alles ist mit einem Hauch grün versehen, selbst die Steine der Gebirge.

Relativ früh erreichen wir unseren Campingplatz Besseggen Fjellpark in Maurvangen. Von hier aus startet die berühmte Besseggen Wanderung, die aber etwas mehr Erfahrung und vor allem Schwindelfreiheit erfordert. Also nichts für mich! An der Rezeption bekommen wir vom Mitarbeiter, der übrigens gebürtiger Oldenburger ist eine Karte, auf der auch ein einfacher Weg verzeichnet ist, eine enkel tur, wie es auf norwegisch so schön heißt. Die werden wir morgen sicherlich ausprobieren! Für heute schone ich meine wieder leicht schmerzende Lunge, es regnet eh…

Wie ich diese Wasserfarbe und diese Naturgewalten liebe :-)))

03.07.2022

Jotunheimen – im Land der Riesen

Wahnsinn, dass wir heute an unserem 12. Hochzeitstag nun tatsächlich in Norwegen sitzen! Zur Feier des Tages haben wir uns eine leichte Wandertour herausgesucht. Da meine Lunge ja doch immer wieder Probleme macht wollen wir lieber auf Nummer sicher gehen. 14 km bei 10 Grad, da können wir Shaggy auch entspannt im Wohnwagen lassen. Frohen Mutes marschieren wir los! Schon nach kurzer Zeit geht es bergauf… Na ja, ein paar Höhenmeter waren ja auch angegeben. Der Anstieg wird jedoch steiler und steiler… und steiniger… Hinzu kommt, dass unsere Route hier anscheinend über eine Zeit zusammen mit der anspruchsvollen Besseggen-Tour läuft. Das ist irgendwie doch anders als geplant und lässt uns Schlimmes ahnen. Und richtig… am Ende unserer „leichten“ Tour haben wir 672 Höhenmeter in doch unwegsamem Gelände absolviert. Ein paar mal denken wir, dass wir den höchsten Punkt erreicht haben, doch weit gefehlt, hinter der nächsten Kurve geht es weiter bergauf. Na ja, wer uns kennt weiß, dass wir bei solchen Aktionen durchaus auch jede Menge Spaß haben 😉 Und die wunderschönen Ausblicke entschädigen für die Mühen allemal :-))

Nur an einem Punkt durchfährt mich die Angst ein wenig. Meine Lunge ist definitiv nicht in Ordnung, sie schmerzt und die Atmung ist schwer. dazu der Gedanke, wie und wann mir hier oben wohl Jemand zu Hilfe kommen könnte. Doch auch hier gelingt es mir schnell, die aufkommende Panik und die Gedanken weg zu atmen. Die Aussicht, diese Farben und die Einsamkeit hier oben sind einfach grandios! Dazu der Stolz, es geschafft zu haben und auch das Gefühl, etwas dafür gegeben zu haben.

Auf dem Abstieg wird das Wetter wieder rauher, wir bekommen sogar einen kleinen Regenschauer ab. Neben uns prasselt das Wasser den Berg hinunter. An einigen Stellen ist auch hier noch eine dicke Schneeschicht zu sehen. Als wir nach 4,5 Stunden wieder am Wohnwagen ankommen sind wir erschöpft, aber auch glücklich. Aus dem Wohnwagen sehen wir, dass das zahme Rentier auf dem Campingplatz von einem jungen Mann in einem Transporter abgeholt wird. Natürlich fragen wir uns, was es damit wohl auf sich habe und wer mich kennt weiß, dass ich bei Tieren immer gleich besorgt bin um ihr Wohlergehen. Umso mehr freut es mich, dass wir auf unserer Abreise am nächsten Tag einen Ort weiter an einem großen Gehege vorbeifahren, in dem einige Rentiere sind und in dem wir auch „unser“ Rentier wieder erkennen. Er war wohl einfach nur ausgebüchst 😉

Zur Feier des heutigen Tages und zur Belohnung nach all den Strapazen beschließen wir, uns ein Essen im Campingplatz-Restaurant zu gönnen. Man sitzt dort wie so oft in Norwegen sehr rustikal. Vieles erinnert uns ein bisschen an die 80er, in einigen Bereichen scheint hier die Zeit tatsächlich ein wenig stehen geblieben zu sein. Das Essen ist kein kulinarischer Hochgenuss, aber das Ambiente macht es alles wieder wett. Abends liegen wir um halb zehn im Bett, wir sind doch ganz schön ko.

04.07.2022

Nun geht es weiter nach Schweden

Heute verabschieden wir uns aus Jotunheimen und lassen nun schweren Herzens auch Norwegen hinter uns. Aber nicht, ohne im Shop auf dem Campingplatz noch eine richtige Wanderhose zu kaufen. Da die Norweger definitiv wissen, wie man wandert und hier quasi jeder Norweger diese Hose trägt muss sie einfach gut sein 😉 Morgen werden wir sie ausprobieren!

Gegen späten Nachmittag überqueren wir die Grenze und bauen unser Heim am Abend auf dem Campingplatz Ingenstrand in Dottervik bei Arvika in Schweden auf. Es hat hier schon wieder etwas von zu Hause, alles ist wieder schicker, nicht mehr so rustikal und auch nicht mehr so einfach gehalten. Auch wieder voller und geordneter, wir müssen uns erst einmal umstellen…

Die Atmosphäre am See ist wunderschön. Ein ruhiger Frieden und etwas mehr Weichheit als in Norwegen erwartet uns hier. Morgen soll die Sonne scheinen, die Wege scheinen allesamt buggy-geeignet und wir freuen uns schon auf unsere norwegischen Wanderhosen!

05.07.2022

Heute probieren wir unsere neuen Wanderhosen aus und starten eine Wanderung direkt vom Campingplatz aus. Es ist schön, dass es hier moderat geradeaus geht und auch, dass Shaggy mitkommen kann. Temperaturen sind mit 19 Grad und leicht bewölktem Himmel auch eher moderat.

Wir folgen dem Vorschlag der Komoot-Route und wandern Richtung Björnmyra. Von diesem kleinen See gibt es leider keine Fotos, da er zu eingewachsen ist. Von hier aus laufen wir zum Storkasberget, einem Aussichtsturm. Nun geht es inzwischen doch ganz schön bergan. Zum Teil führt uns der Weg durch dichten Urwald. Nach so langer Zeit ist es schön, einmal wieder durch Wald und sattes Grün zu laufen. Auf dem letzten Ende wird der Weg dann doch sehr steinig und beschwerlich. Aber Shaggy ist gut drauf und kann ein ganzes Stück zu Fuß zurücklegen.

Zur Belohnung gönne wir uns einen ruhigen Nachmittag vor dem Camper. Die Sonne kommt auch raus, so dass wir bis in den späten Abend mit kurzen Hosen draußen den Abend genießen können!

06.07.2022

Der Tag heute startet nicht so gut… Nachdem Semmi sich gestern schon nicht so richtig gut gefühlt hat ist er heute richtig krank. Also setze ich mich ans Steuer und wir fahren weiter nach Barsebäckstrand, unserem letzten Etappenziel, an dem wir noch zwei Nächte verweilen wollen. Als wir ankommen und aufgebaut haben dann die böse Überraschung – Semmis Test ist positiv, er hat Corona…. So ein Mist… Wo auch immer er sich in den Einöden, in denen wir uns herumgetrieben haben angesteckt haben möge… Mir wird auch ein wenig mulmig, denn meine Lunge ist ja schon länger nicht so gut… Eigentlich wollten wir diesen Ort noch ein wenig genießen, aber das wird wohl nichts…

07.07.2022

Auf nach Hause

Heute geht der Urlaub doch recht abrupt zu Ende. nachdem ich die Nacht im Sitzen verbracht habe, weil ich sonst keine Luft bekam packen wir fix die nötigsten Sachen und düsen ab nach Hause… gegen Spätnachmittag an und abends muss ich dann auch tatsächlich ins Krankenhaus, die Lunge ist tatsächlich schon wieder kollabiert – und Corona habe ich obendrein. Was für ein Mist!

Ausblick

Nachdem dieser so besondere Urlaub ein so abruptes Ende gefunden hat ist das Schreiben dieses Blogs eine schöne Möglichkeit gewesen, alles noch einmal zu durchleben und zu genießen. Ich hoffe, es hat euch ebenfalls Spaß bereitet! Zum Glück ist meine Lunge inzwischen wieder vollständig hergestellt und wir werden im nächsten Jahr sicherlich wieder das eine oder andere kleine oder große Abenteuer planen. In weiterer Ferne steht auch noch die Idee, mit dem Fahrrad um Island zu fahren. Wer weiß, ob wir es machen werden. Wenn dann werde ich auf jeden Fall berichten 🙂

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